Buchpremiere: Viel Beifall für "Ein Herz und viele Seelen"

Neue Schriftenreihe des Bezirks Niederbayern: Buchvorstellung – Premiere in Freyung, nächste Lesung in Deggendorf

Von rechts Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Autor Gerhard Ruhland und Gitarrist Karl Jell

Freyung. "Ein Herz und viele Seelen – 1250 Jahre Klosterleben in Metten" heißt das erste Buch einer neuen Schriftenreihe des Bezirks Niederbayern, die zum Ziel hat, die kulturelle Identität der Region zu stärken und Geschichte, Brauchtum, Tradition sowie Religion greifbar zu machen. Geschrieben hat das Werk, das der Bezirk Niederbayern zusammen mit dem Verlag edition LichtLand herausgebracht hat, Gerhard Ruhland, der dafür tief in die Geschichte des Benediktinerklosters eingetaucht ist und akribisch recherchiert hat. Der Bezirk Niederbayern macht anlässlich der Bucherscheinung zusammen mit Gerhard Ruhland eine literarische Reise durch Niederbayern, bei der der Autor aus "Ein Herz und viele Seelen" liest. Die Auftaktveranstaltung fand diese Woche im Heimatort des Verfassers, der Stadt Freyung, statt.

Die Buchhandlung Lang konnte die vielen Besucher kaum fassen, die zur Lesung gekommen waren: "Es ist mir eine ganz besondere Freude, hier in Freyung eine neue Schriftenreihe des Bezirks Niederbayern vorstellen zu dürfen: Sie soll dazu beitragen, dass Niederbayern erlebbar, spürbar und mit seinen historischen Wurzeln lebendig bleibt", erklärte Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich bei der Einführung.

Die Migration, mit der sich Deutschland derzeit konfrontiert sehe, biete gesellschaftliche Herausforderungen, die unsere Lebensweise betreffen. Viele Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, hätten – so Heinrich – klare Regeln, Werte und gelebte Traditionen. Klare Regeln gebe es auch bei uns, doch Traditionen und Werte seien in unserer Gesellschaft ein wenig in den Hintergrund gerückt. Genau dies sei aber ein Manko: "Je ausgeprägter der gesellschaftliche Konsens ist, desto geringer ist die Gefahr, dass eine Radikalisierung entsteht", so der Bezirkstagspräsident. Der Bezirk komme also mit seiner Schriftenreihe der Verantwortung nach, dafür zu sorgen, dass die Geschichte wichtiger geistlicher und kultureller Einrichtungen nicht verblasse.

Wie lebendig diese Historie den Menschen näher gebracht werden kann, zeigte bei der Lesung Gerhard Ruhland. Der Kreisheimatpfleger des Landkreises Freyung-Grafenau, Lehrer, Autor und Leiter der Freyunger "Literarischen Runde", las kurze Passagen aus dem Buch vor und würzte sie mit Erzählungen in eigenen Worten. Er bot eine Phantasiereise zu den Anfängen des Klosters Metten im Jahre 766 und las Legenden der Gründung, mit denen er anschließend aufräumte: So ist das Kloster laut Gerhard Ruhland nicht vom Benediktinerpater Utto gegründet worden, sondern von seinem Ordensbruder Gamelbert; Utto sei dagegen der erste Abt gewesen. Und auch Karl der Große sei nicht der Stifter des Klosters, auch, wenn ein Brunnen im Innenhof an ihn erinnere – wohl aber ein Förderer gewesen.

Ruhland nahm die vielen Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch die Chronik des Klosters und erzählte von Blütezeiten, aber auch von ganz dunklen Kapiteln. Die Synode von Dingolfing, die im Jahre 770 stattfand, zeige, so Ruhland, dank einer zeitlichen Reihung der teilnehmenden Äbte deutlich, dass Metten 766 gegründet wurde. In den Anfangsjahren sei Metten ein armes Kloster gewesen: "Die Ordensbrüder mussten keine Abgaben leisten, sie mussten nur beten." Dies habe sich schnell geändert. In der Zeit des Rokoko sei der prächtige Festsaal entstanden, in der Barockzeit die bekannte Bibliothek. Der Autor erinnerte auch an Bruder Bonifaz Wimmer, der viele Benediktinerklöster in Nordamerika gegründet hat, und an die wissenschaftliche Strahlkraft des Klosters. Und doch sei Metten mehrmals vor der Zerstörung gestanden. 1236 habe ein verheerender Brand gewütet, im 16. Jahrhundert sei der Konvent auf fünf Patres geschrumpft. Auch Plünderungen musste das Kloster über sich ergehen lassen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Abt Korbinian Hofmeister wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime von der Gestapo verhaftet, habe das Konzentrationslager aber überlebt.

Zuvor sind bei der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts viele Schätze versteigert worden, darunter für wenig Geld wertvolle Gemälde und kostbare Bücher. "Gefragt hingegen waren Kleidung, Betten und Zinngeschirr, darunter die Nachttöpfe der Mönche - die brauchten gute Erträge." Dennoch sei Metten das erste Kloster gewesen, das 1830 wieder das klösterliche Leben aufgenommen habe, wenngleich die Intrigen gegen den Konvent noch lange nicht aufhörten. Aber Details darüber wollte Gerhard Ruhland nicht verraten und freute sich genauso wie Gitarrist Karl Jell, der die Lesung umrahmte, über den Beifall der Zuhörer. "Autor Gerhard Ruhland hat hervorragende Arbeit geleistet und die Geschichte des Klosters fesselnd, spannend und gut lesbar wiedergegeben", so Dr. Olaf Heinrich. Auch Heinz Lang, Leiter der Buchhandlung Lang, legte den Besuchern das Buch ans Herz: "Es ist ein richtiger Klosterkrimi."