Fünf Steige, ein Konzept: Das KuLaMu, kurz für Kulturlandschaftsmuseum, in Bischofsreut bietet ganz besondere Einblicke in die Entwicklung von Kulturlandschaften an der Grenze zu Bayern und Böhmen, geprägt von der jahrzehntelangen Existenz des Eisernen Vorhangs. 2003 wurde das KuLaMu im Landkreis Freyung-Grafenau eingeweiht und hat sich zum Anziehungspunkt für Einheimische und natürlich auch für die Touristen entwickelt.
Doch der Knackpunkt: Zwar kann die Natur in Form von einzigartigen bayer- und böhmerwaldtypischen Relikten der traditionellen Kulturlandschaft erlebt werden. Doch es gibt keine Gastronomie, keine Toiletten und keinen Raum in der Nähe, in dem Ausstellungen verwirklicht und Veranstaltungen auf die Beine gestellt werden können. Der Förderverein des KuLaMu hat deshalb ein ganz besonderes Gebäude im Visier, um dem Museum Platz und somit auch eine Zukunft zu verschaffen: Das alte Schulhaus von Bischofsreut. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrat Josef Heisl haben dieses diese Woche besichtigt, um sich über das Konzept zu informieren.
Im KuLaMU werden die kulturhistorisch bemerkenswerten Elemente wie beispielsweise Wässerwiesen, Allmendeweiden, Steinäcker und vieles mehr an ihrem ursprünglichen Platz in der Landschaft erlebnisreich präsentiert und über vielfältig strukturierte Museumssteige verbunden. Dieses didaktische Konzept grenzt das KuLaMu von klassischen Museen und Freilichtmuseen ab, in welchen die Exponate gesammelt und meist losgelöst von ihrer ursprünglichen Umgebung präsentiert werden. Die Besucher können eine Landschaft erleben, die zwar faszinierend schön, aber auch lange zerschnitten war und im wahrsten Sinne des Wortes Grenzwärtiges erfuhr. „Dieses Angebot ist einmalig in Europa“, erklärt Michael Sellner, Vorsitzender des Fördervereins. Doch beim Besuch der Delegation des Bezirks machte er auch eines klar: Der Fortbestand des 14 Jahre alten Museums hängt im Wesentlichen davon ab, ob es mit dem alten Schulhaus etwas wird.
Der Gemeinderat hat dafür grünes Licht gegeben, doch mit dem Kauf des in den 50er Jahren erbauten Schulhauses ist es beileibe nicht getan: Es ist total marode, dient derzeit der Gemeinde als Abstellort und braucht dringend eine umfassende Frischzellenkur. Dazu kommt: Das Haus muss auch in den nächsten Jahren unterhalten werden, und das kostet Geld, das der Förderverein nicht hat. Die Verantwortlichen haben deshalb ihre Fühler nach Tschechien ausgestreckt, ein Partnermuseum gefunden und möchten mit der Einrichtung, die ein ähnliches Konzept aufweist, eine Liaison eingehen. Die Bischofsreuter hoffen dazu auf Interreg-Mittel, mit denen die EU grenzüberschreitende Projekte fördert. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich ermunterte die Führungstruppe, verstärkt durch zweiten Vorsitzenden Thomas Madl, Gemeinderätin Traudi Kölbl und zweiter Bürgermeister Hermann Weidinger, möglichst umgehend ein Kostengutachten einzuholen, um noch in den Genuss der aktuellen Förderperiode zu kommen: „Denn die EU-Mittel werden ab 2021 neu verteilt werden, und das Eisen sollte geschmiedet werden, wenn es heiß ist.“ Weiter betonte der Bezirkstagspräsident, dass "die zentrale Frage ist: wie authentisch ist ein touristisches Angebot. Hier hat das KuLaMu in Bayern ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Darauf muss man weiterhin setzen", so Dr. Heinrich.
Die Vorstandsmitglieder machten Heinrich und Heisl deutlich, dass das alte Schulhaus enorm wichtig ist, um den Fortbestand des KuLaMu zu sichern: „Die Steige allein sind auf Dauer zu wenig.“ Integriert werden soll bewusst ein Wirtshaus, keine Cafeteria, um die Gäste zu verpflegen. Für den Bezirkstagspräsidenten gehen diese Planungen weit über ein Museum hinaus: „Es handelt sich dabei um eine begrüßenswerte Ortskonzeption und ist für den Ort eine Riesenchance.“ Deshalb sicherte er den Verantwortlichen, ebenso wie sein Bezirkstagskollege Josef Heisl, seine volle Unterstützung zu.
Im Bild: Werten das alte Schulhaus in Bischofsreut als ideale Heimat für das KuLaMu: Von links Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, zweiter Bürgermeister Hermann Weidinger, zweiter Fördervereinsvorsitzender Thomas Madl, Fördervereinsvorsitzender Michael Sellner, Gemeinderätin Traudi Kölbl und Bezirksrat Josef Heisl.