Landshut. Der Bezirk Niederbayern wird die psychiatrische Versorgung weiter ausbauen. Insbesondere in Regionen ohne niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater sollen die psychiatrischen Angebote verbessert werden. Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) sind daher unter anderem an den Standorten Zwiesel und Waldkirchen vorgesehen. „Mit diesen beiden Standorten beheben wir die bisher bestehende, erheblichepsychiatrische Unterversorgung in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau“, betont Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.
Im Bezirksausschuss am 30. Mai in Landshut informiert Stefan Eichmüller, Leiter des Referats Gesundheitseinrichtungen beim Bezirk Niederbayern, über die Pläne: „Erste mögliche Standorte für PIA-Außenstellen wurde von uns bereits in Augenschein genommen. Dabei handelt es sich um Räumlichkeiten in den Krankenhäusern Zwiesel und Waldkirchen. Die Standorte könnten als Außenstellen der bereits bestehenden Institutsambulanzen in Deggendorf und Passau betrieben werden. Beide Objekte sind für einen Praxisbetrieb bestens geeignet. Die Realisierbarkeit hängt noch entscheidend davon ab, ob das erforderliche Personal im Facharztbereich, gefunden werden kann. Die endgültige Entscheidung über die Genehmigung der Außenstellen liegt letztlich beim Zulassungsausschuss der kassenärztlichen Vereinigung.“
Der Bezirk Niederbayern unterhält im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie derzeit 44 Betten am Bezirkskrankenhaus Landshut, 47 tagesklinische Plätze in Landshut (14 Plätze), Deggendorf (18 Plätze) und Passau (15 Plätze) sowie drei Psychiatrische Institutsambulanzen in Landshut, Deggendorf und Passau. Alle bisher vorhandenen Angebote sind voll ausgelastet. Daher plant der Bezirk Niederbayern zusätzlich zu den neuen Psychiatrische Institutsambulanzen im Bayerischen Wald auch das Bezirkskrankenhaus (BKH) Passau auszubauen.Eine entsprechende Entscheidung hat der Bezirksausschuss bereits im September 2016 getroffen. „Unter anderem soll eine stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie am BKH Passau entstehen“, informiert Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Gründe dafür sind, so Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich: „Die Auslastung der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie am BKH Landshut ist sehr hoch. Zudem ist es aus Sicht des Bezirks Niederbayern wichtig, gerade auch für Kinder heimatnahe psychiatrische Versorgungsmöglichkeiten zu errichten. Der Bezirk Niederbayern erachtet es als sehr wichtig, auch in diesem Bereich die medizinischen Angebote zu dezentralisieren“, betont Dr. Olaf Heinrich.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die psychiatrische Hilfe benötigen, steigt kontinuierlich. Vor allem Verhaltens- und emotionale Störungen sowie neurotische und Belastungsstörungen werden diagnostiziert. Während 1997 etwa 150 Kinder und Jugendliche in Niederbayern einer stationären psychiatrischen Behandlung bedürften, waren es im vergangenen Jahr rund 350 Kinder und Jugendliche. Allein in den vergangenen vier Jahren (von 2012 bis 2016) stieg der Anzahl der behandlungsbedürftigen Störungen bei Kindern und Jugendlichen in Niederbayern um über 25 Prozent. In einigen niederbayerischen Landkreisen gibt es jedoch nicht einmal niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater, beispielsweise in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen, in Dingolfing-Landau sowie in den Landkreisen Kelheim und Rottal-Inn.
„Mit den neuen PIA-Standorten in Zwiesel und Waldkirchen schließen wir eine große Versorgungslücke im östlichen Niederbayern. Die Planung für weitere PIA-Standorte in Kelheim und im Rottal werden erfolgen, sobald Erfahrungen mit den neuen Außenstellen vorliegen“, so Dr. Olaf Heinrich.
Auch für den fachärztlichen Nachwuchs macht sich der Bezirk Niederbayern stark. Der Bezirk gewährt ab sofort jährlich bis zu fünf Stipendien für Medizinstudierende, die sich verpflichten, nach dem Studium in einem Krankenhaus des Bezirks Niederbayern als Arzt tätig zu werden. „Damit wollen wir ebenfalls erreichen, dass es künftig mehr Fachärzte und Psychiater in Niederbayern gibt“, so Dr. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.