St. Englmar/Landshut. Einblick in ein ganz besonderes Projekt hat sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich verschafft: Er besuchte das Bayerwald Xperium – eine Erlebniswelt im alten Pfarrhof von St. Englmar, in der naturwissenschaftliche Phänomene erklärt werden.
Jahrhundertelang war im alten Pfarrhof gelehrt und gebetet worden. Doch das frühere Schmuckstück im Ortskern des Bayerwalddorfes lotterte viele Jahre vor sich hin. Heruntergekommen und zum Schandfleck verkommen, erkannte ein Bewohner des Tourismusortes auf den 20. Blick die Qualitäten des Gebäudes: Wolfgang Six erwarb das marode Gebäude und steckte all seine Energie und Ersparnisse hinein. Nun wird im alten Pfarrhof nicht mehr gelehrt, sondern gelernt, und zwar auf höchst innovative Weise: Die Familie Six hat in dem nun liebevoll restaurierten Gemäuer das Bayerwald-Xperium geschaffen. Eine riesige Erlebniswelt, in der Kinder und Erwachsene naturwissenschaftliche Phänomene mit allen Sinnen erforschen und begreifen können.
Das „Science-Center“, so nennt die fünfköpfige Familie ihre vor knapp zwei Jahren eröffnete Errungenschaft, lädt zum Ausprobieren und Erleben ein. Es ist bayernweit einmalig und bietet nicht nur wissenschaftliche Aha-Erlebnisse, sondern auch ganz viel Spaß. Die Gründer haben dafür auch den Bayerischen Gründerpreis 2016 bekommen.
Bei einem ausführlichen Rundgang durch die Mitmach-Welt der Wissenschaften erlebte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich einen lehrreichen, aber auch amüsanten Nachmittag. „Ich bin total begeistert, was hier geschaffen wurde“, urteilte er nach der Führung mit Xperium-Gründer Wolfgang Six. „Die Leidenschaft der Betreiber ist spürbar und färbt ab. Das Angebot ist etwas ganz Einzigartiges.“
Das Xperium will kein Museum sein, sondern ein Ort der spielerischen Wissensvermittlung, ein interaktives Haus zum Anfassen und Begreifen, erklärte Six. Für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes flossen Zuschüsse, auch vom Bezirk Niederbayern. Die Ausstellung dagegen hat Six aus eigener Tasche finanziert.
Der Bezirkstagspräsident wurde bei der Sonderführung immer wieder überrascht von den Gesetzen der Naturwissenschaft, die durch die verschiedensten Exponate plastisch werden. Die Mittel, mit denen die Besucher in Erstaunen gesetzt werden, sind oft ganz simpel. Oft reichen ganz einfache Accessoires wie zum Beispiel ein paar Spiegel, Kugeln oder graphische Muster, mit denen unglaubliche Wirkungen erzielt werden können. Es darf gestaunt und gelacht werden; beispielsweise beim eigentlich absolut simplen Exponat namens "Head on a Plate", Kopf auf dem Teller: Ein Tisch steht in einem engen Raum auf einem Pflaster mit Rautenmuster. Dr. Heinrich durfte den Kopf durch die vorgesehene Öffnung stecken – für den Betrachter sieht es aus, als wäre der Bezirkstagspräsident plötzlich geköpft.
Ein weiteres Beispiel für die faszinierenden Experimente: Zwei Personen, die ungefähr gleich groß sind, sind dagegen notwendig, um sich gegenüber an einen Spiegel zu stellen, der von Freiräumen durchbrochen wird. Unfassbar, was dort zu sehen ist: Die beiden Gesichter der sich gegenüberstehenden Menschen setzen sich zu einem Ganzen zusammen, ein Mix aus zwei verschiedenen Personen. Dr. Heinrich und Sankt Englmars zweiter Bürgermeister Andreas Aichinger, der die Führung begleitete, probierten es aus und lachten herzlich.
In den vielen Räumen des alten Pfarrhofes gibt es viel Kleines zum Tüfteln und Ausprobieren, aber auch viele große spektakuläre Ausstellungsstücke. Kann eine Person einen riesigen roten Motorroller in die Luft heben? Ja, im Bayerwald Xperium schon. Ob der Satz des Pythagoras oder das Gesetz zur Energieerhaltung – wer diese Phänomene im Mathematik- und Physikunterricht nie ganz verstanden hat, für den wird im Bayerwald Xperium vielleicht ein lange unverstandenes Phänomen ein wenig klarer.
Dr. Olaf Heinrich probierte und rätselte sich quer durch alle Ausstellungsräume und gratulierte anschließend den Xperium-Betreibern zu ihrer Idee: „Sie sind ein Glücksfall für die Region. Was mich besonders beeindruckt ist, wie Sie dieses wertvolle alte Gebäude so wunderbar restauriert haben und die alten Mauern jetzt eine gelungene Verbindung mit der modernen Wissenschaft eingehen – das Flair ist einzigartig.“ Er freue sich, dass die Denkmalschutz-Mittel des Bezirks Niederbayern hier gut angelegt worden sind.