Haindling ist ein ganz besonderer Ort. Die Wallfahrtskirche im kleinen Dorf nahe der Stadt Geiselhöring gehört zu den ältesten Marien-Gnadenstätten im Bistum Regensburg und hatte bereits im 14. Jahrhundert viele Verehrer. Und direkt neben der Kirche lebt und komponiert Hans-Jürgen Buchner seine Melodien, die er in die ganze Welt hinaus schickt. Aber auch für die Familie von Thun und Hohenstein hat Haindling eine magische Anziehungskraft. Dies liegt am alten Pfarrhof, der 1732 bis 1734 erbaut wurde, denkmalgeschützt ist und den die Grafen von Thun, drei Brüder, zusammen mit ihren Ehefrauen und Familien liebevoll restauriern lassen haben. Aus einer Bruchbude ist nun wieder ein barockes Kleinod geworden. Dazu beigetragen hat auch die Denkmalstiftung des Bezirkes Niederbayern mit einem kräftigen Zuschuss von 20.000 Euro. Nun kann das alte Pfarrhaus weiter der Lebensmittelpunkt der Familie sein. Auch, wenn ansonsten alle in der ganzen Welt verstreut leben und arbeiten: Immer wieder kommen sie gerne zurück in die Heimat, die sie sich geschaffen haben. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich hat Dr. Thomas Graf von Thun und Hohenstein nun besucht und sich ein Bild von der fertigen Sanierung gemacht. Dabei zeigte er sich begeistert, wie sinnvoll die Mittel des Bezirks Anwendung gefunden haben.
Alles fing vor exakt 33 Jahren mit einer kleinen, unscheinbaren Immobilienannonce in der Süddeutschen Zeitung an, der die heruntergekommene ehemalige Propstei anbot. Claudia Gräfin von Thun und Hohenstein ließ dieses Inserat nicht mehr los. „Wir hatten schon immer die Krankheit der alten Steine“, schmunzelt sie. Ihr Mann Dr. Thomas Graf von Thun und Hohenstein wollte erst gar nicht hinfahren aus der Landeshauptstadt, wo das Paar damals lebte: „Doch es war ein schöner, sonniger Julitag, und so haben wir einen Ausflug gemacht. Und uns prompt in das Haus verliebt.“ Die beiden Psychologen ließ das Gemäuer nicht mehr los, und auch die Brüder von Thomas von Thun waren fasziniert. Franz, Volkswirt in der Entwicklungshilfe, und Johannes, Schauspieler, waren mit im Boot. Da das Haus Wohnraum für drei Parteien bot, schlugen die von Thuns gemeinsam zu und erwarben die Immobilie. Und vor 20 Jahren verlegten Claudia und Thomas von Thun ihren Lebensmittelpunkt nach Niederbayern, zogen in das historische Gebäude ein und öffneten hier auch ihre Praxis, wie sie Dr. Olaf Heinrich bei einem Rundgang erzählten.
Gemacht wurde immer wieder was, und dann war da auch noch das marode Dach, durch das es immer mehr regnete, ein immerwährendes Damoklesschwert. „Hier stand eine Badewanne“, sagt Thomas von Thun schmunzelnd auf dem frisch sanierten Dachboden und zeigt in eine Ecke. An mehreren Stellen hat es hereingeregnet, Eimer reichten auch manchmal nicht mehr, „manchmal hat es auch den Gästen auf den Kopf getropft.“ Eine Grundsatzentscheidung stand an. Zu den drei Brüdern mit Ehefrauen gesellten sich inzwischen insgesamt zehn Kinder, und hier tagte der Familienrat: Wollen die Kinder die Immobilie auch später behalten, macht es also Sinn, all das Ersparte in die Restaurierung zu stecken? Alle sagten auf Anhieb ja: „Auch, wenn sie noch so weit in der Welt verstreut leben, sie kommen immer wieder nach Haindling zurück, um im Sommer wird es hier manchmal richtig voll“, erklärt Miteigentümer Thomas von Thun schmunzelnd.
Die Familie wandte sich an Architektin Monika Dietrich, Fachfrau für Denkmalpflege. „Das Hauptproblem, das wir hatten, war, dass der Dachstuhl großflächig vom Hausschwamm befallen war“, erklärt diese dem Bezirkstagspräsidenten. Dadurch sei das Dach undicht geworden und auch das barocke Gesimse habe nicht erhalten bleiben können. Dennoch habe man alles ganz nah am Original nacharbeiten können. Nun ist das Dach dicht, die gelbe, mit weiß abgesetzte Fassade erstrahlt in neuem Glanz, es sind neue Fenster eingebau worden und die von Thuns sind noch gar nicht daran gewöhnt, dass nach eineinhalb Jahren Bauzeit plötzlich kein Kaffee mehr für die Handwerker gekocht werden muss. Im Esszimmer hängen zehn Fotos der Kinder, die immer wieder in den Pfarrhof kommen – dort war früher das Wohnzimmer des Pfarrers. Ein bildhaftes Zeichen dafür, dass die Großfamilie zusammen hält und auch Großprojkete wie dieses stemmen kann. Nun haben alle weiter einen Lebensmittelpunkt, an den sie immer wieder zurückkommen können, und auch der bekannte Schauspieler Friedrich von Thun, ein Cousin der drei Eigentümer, war schon mehrfach im Wallfahrtsort zu Gast. „Wir haben die Dimension der Kosten nicht erwartet, aber wir haben zusammengeholfen“, so Thomas von Thun, der möchte, dass die Höhe der Restaurierungskosten nur der engeren Familie bekannt ist. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zeigte sich voller Ankennung für die Sanierung: „Sie haben hier eine Rendite beokommen, die nicht monetär ist, sondern wirklich sinnstiftend.“
Bildunterschrift:
Der alte Pfarrhof von Haindling erstrahlt dank der Familie von Thun in neuem Glanz. Davon überzeugte sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (rechts) bei einem Besuch. Die Maßnahmen erläuterten von links Dr. Thomas und Claudia von Thun und Architektin Monika Dietrich.