Regen. Der Landkreis Regen ist unterversorgt, was das Angebot in der Kinder- und Jugendpsychiatrie betrifft – dabei steigen auch hier die Fallzahlen, wie in ganz Niederbayern. Der Bezirk Niederbayern eröffnet daher eine psychiatrische Institutsambulanz für Kinder und Jugendliche, angeschlossen an das Krankenhaus Zwiesel. Um das Angebot genau an den Bedarf anzupassen, hat Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die Erziehungs- und Jugendberatung (EB) des Kreis-Caritasverbandes Regen besucht. Leiterin Sonja Sterl und geschäftsführender Vorstand Hermann Mayer gaben dem Bezirkstagspräsidenten dabei Einblick in ihre Arbeit und informierten, was in Sachen Institutsambulanz aus ihrer Sicht von Bedeutung ist.
Die EB berät Familien in allen wichtigen Fragen und Krisensituationen, die im Zusammenhang mit Kindern, Jugendlichen und Familien auftreten können. „Für mich ist es daher wichtig, sich mit Ihnen als Praktikern zusammen zu setzen, um herauszufinden, was bei der Umsetzung der Institutsambulanz vonnöten ist“, so Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei seinem Besuch. Insgesamt werden, jeweils in den unterversorgten Landkreisen, vier Institutsambulanzen geplant – im Landkreis Regen, Freyung-Grafenau, Rottal-Inn und Kelheim. Dabei sollen die Wege kürzer werden: Denn bislang mussten die Eltern mit ihren Schützlingen unter Umständen bis in die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) nach Landshut fahren. Gleichzeitig entsteht am Bezirksklinikum in Passau ein stationäres Angebot, um möglichst dezentral noch mehr Kinder und Jugendliche aufnehmen zu können als bisher. „Die Institutsambulanzen im Bayerischen Wald werden als erstes realisiert werden. Die Institutsambulanz in Zwiesel wird wie eine Arztpraxis aufgebaut sein“, erklärte Heinrich.
Sonja Sterl und Hermann Mayer begrüßten die Initiative des Bezirkes sehr. Im Landkreis Regen gebe es nur eine Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und keinen einzigen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater, erklärte Sterl. Lange Wartezeiten bis zur Aufnahme in die KJP sind die Folge. Wartezeiten, die für die betroffenen Familien eine große Belastung darstellen.
Bei dem Angebot in Zwiesel sei vor allem eines wichtig: Kurze Wege und die Möglichkeit, schnell einen Termin zu bekommen. Mayer erklärte, die Dezentralisierung des Angebotes in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sei wichtig: „Es kann sonst auch passieren, dass Eltern eine laufende Therapie abbrechen, weil die Wege so weit sind und sie der Meinung sind, es wird schon irgendwie auch so gehen.“ Heinrich nannte dies ein interessantes Argument.
Die EB habe im vergangenen Jahr 269 Kinder und Jugendliche mit ihren Familien unterstützt. Die Hilfesuchenden kommen laut Sterl am häufigsten auf Anraten eines Arztes. Der Anstieg bei psychischen Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen betrug ihren Worten zufolge von 2014 bis 2016 vier Prozent. Als Hauptursachen für die steigenden Fallzahlen auf diesem Gebiet sieht Sterl einen wachsenden Druck auf Kinder und Jugendliche durch die neuen Medien, Anforderungen in der Schule und Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen. „Die Eltern sind oft beruflich am Limit.“ Weniger sichere Familienverbunde und die zunehmende Leistungsorientierung der Gesellschaft stelle für Familien eine Mehrfachbelastung dar, setze unter Druck. „Das belastet die Kinder, aber auch die Eltern.“
Hermann Mayer begrüßte die Aussagen von Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich, das Fachpersonal für Zwiesel könne gestellt werden: Es gebe bereits eine Interessentin, außerdem könne Personal des Bezirkes dort beschäftigt werden. Heinrich bat Sterl und Mayer, dem Bezirk weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen bei der Umsetzung der Institutsambulanz: „Sie sind am Puls der Familien und uns ist sehr daran gelegen, dass das Angebot, das wir schaffen, gut wird.“ Die Caritas-Vertreter sagten gerne ihre weitere Unterstützung zu – man bleibe in Kontakt.
Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (links) besichtigte die Räume der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung des Kreiscaritasverbandes Regen und informierte sich dabei bei Leiterin Sonja Sterl und dem geschäftsführenden Vorstand Hermann Mayer über den Bedarf an einer Institutsambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie.