Schwarzach / Landshut. Integration wird im Markt Schwarzach im Landkreis Straubing-Bogen groß geschrieben: Behinderte Menschen gehören wie selbstverständlich zur Gemeinschaft. Seit 25 Jahren gibt es in Schwarzach die sozialtherapeutische „Siedlung Bühel“. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich hat sie besucht und sich von dem integrativen Lebenskonzept dort überzeugt.
Rund 50 Personen leben derzeit in der Einrichtung, die idyllisch in die Hügellandschaft eingebettet ist. „In unserer Lebensgemeinschaftsteht die Gestaltung geeigneter Lebensformen für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen im Zentrum“, informierte Gabriele Klonowski, Leiterin der „Siedlung Bühel“. „Wir sind eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft und orientieren uns in unserer Lebensgestaltung am anthroposophischen Menschenbild. Damit sind wir eine von wenigen anthroposophischen Einrichtungen in Niederbayern.“ Aus der gesamten Bundesrepublik kommen Anfragen von Familien mit behinderten Angehörigen, die in Schwarzach leben und arbeiten möchten.
Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich wurde in Schwarzach mit offenen Armen empfangen. Sowohl Gabriele Klonowski und die Arbeitsgruppenleiter in den Werkstätten als auch die behinderten Menschen freuten sich über den Besuch und zeigten, wie gut die Zusammenarbeit und das Zusammenleben in der Siedlung Bühel funktionieren. In der neuen Holzwerkstatt, in der Demeter-Gärtnerei, in der Weberei und Filzwerkstatt wurde fleißig und mit großer Freude vorgeführt, was in Schwarzach hergestellt wird: Zum Beispiel ein Holztrog mit Kupferbändern, Topfuntersetzer und Postkartenregale aus Holz, Hängematten aus Ästen, ebenso wie Tischdecken, Vorhänge und Holzspielsachen. „Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – auch im Arbeitsleben – ist für uns besonders wichtig. Daher werden Arbeitsprozesse den individuellen Fähigkeiten und Interessen angepasst“, informierten Mauricio Lopez Ferreira, Leiter der Holzwerkstatt, und Gabriele Klonowski. „Dadurch kommen erstaunliche und wertvolle Ergebnisse zustande. Eines unserer wesentlichen Anliegen ist es, in den sozialen Kontakten, aber auch in den Arbeitszusammenhängen, qualitativ hochwertige Begegnungen zu ermöglichen, Zugehörigkeit und Lebenssicherheit schaffen und damit die Grundlage für individuelle Entwicklungsschritteund gesellschaftliche Teilhabe zu bilden.“
Gegründet hatte die Einrichtung der Arzt Albert Gäch, der behinderten Menschen in Schwarzach Urlaubswochen ermöglichte. Daraus entstand die Lebensgemeinschaft „Siedlung Bühel“. Die Wohnbereiche, die heute auf mehrere Häuser vor allem am Ortsrand von Schwarzach verteilt sind, befinden sich in direkter Nähe zum Werkstattbereich. Dieser wurde vor kurzem auf 50 Plätze erweitert. In der Holzwerkstatt, der Demeter-Gärtnerei, der Weberei und Filzwerkstatt sowie in der Mensa haben derzeit 42 Personen einen Arbeitsplatz. In einem weiteren Bauabschnitt sollen weitere acht Werkstattplätze hinzukommen. Eine kürzlich anerkannte Förderstättefür weitere sechs Personen befindet sich derzeit im Aufbau. Geplant ist, dass künftig etwa 60 Personen ganzheitlich in der „Siedlung Bühel“ betreut werden können. Zwei Häuser sind zentral im Ortskern von Schwarzach angesiedelt. Darüber hinaus ist geplant, ein betreutes Wohnenim Ort zu etablieren.
„Durch konstruktive Zusammenarbeit ist es möglich, die Einrichtung gemeinsam weiterzuentwickeln – zum Wohle der Menschen, die hier arbeiten", unterstrich Gabriele Klonowski. „Wir haben ein sehr gutes Miteinander. Unsere Bewohner nehmen auch am gesellschaftlichen Leben in Schwarzach teil. Es gibt zum Beispiel gemeinsame kulturelle Veranstaltungen.“ Auf dem Markt in Schwarzach verkaufen die Bewohner von Bühel auch ihre in der Gärtnerei gezogenen Pflanzen, das Gemüse, Salat und Kräuter.
„Von meinem Besuch in der Siedlung Bühel nehme ich viele Anregungen mit“, betonte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. „Und ich freue mich, dass auch die Bewohner hier selbst zu Wort gekommen sind und mir einen tollen Einblick in ihr Arbeiten und Leben ermöglicht haben. Arbeit ist weit mehr als Lohn und Broterwerb. Wer das Glück hat, einer seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten entsprechenden Aufgabe nachgehen zu können, findet Bestätigung, Selbstwertgefühl und Erfolg. Inklusion ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich alle beteiligen müssen. Inklusion meint ‚mittendrin‘ – so wie hier in Schwarzach. Dieser Gedanke sollte bei allen Bürgern zur Selbstverständlichkeit werden."