Das Buch "Ein Herz und viele Seelen - 1250 Jahre Klosterleben in Metten", herausgegeben vom Bezirk Niederbayern, spiegelt die wechselvolle Geschichte des Benediktinerklosters Metten wider und reflektiert dessen Glanzzeiten, aber auch düstere Kapitel. Autor Gerhard Ruhland und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich stellten das Buch in der Kreis- und Stadtbibliothek Dingolfing vor. Bei leisen Klängen der „Soadndratzer“ der Musikschule Dingolfing und Bewirtung durch das Bibliothek-Team kam entspannte Lesestimmung auf und die zahlreichen Besucher tauchten in die Geschichte des Klosters ein, das die Region entscheidend geprägt hat.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich betonte in seinen Eingangsworten, dass es wichtig sei, die eigene Kultur zu stärken und das Bewusstsein dafür zu schaffen. Denn gerade die Migration, mit der sich Deutschland derzeit konfrontiert sehe, biete gesellschaftliche Herausforderungen. Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben Heinrich zufolge klare Regeln, Werte und gelebte Traditionen. Diese klaren Regeln gebe es auch bei uns, doch Traditionen und Werte seien in unserer Gesellschaft ein wenig in den Hintergrund gerückt. Der Bezirk komme daher mit seiner Schriftenreihe der Verantwortung nach, dafür zu sorgen, dass die Geschichte wichtiger geistlicher und kultureller Einrichtungen nicht verblasse.
Wie lebendig diese Historie den Menschen nähergebracht werden kann, zeigte bei der Lesung Gerhard Ruhland. Der Kreisheimatpfleger des Landkreises Freyung-Grafenau las kurze Passagen vor und würzte sie mit Erzählungen in eigenen Worten. Er stellte Metten vor als „ein Kloster, das lebt“. – ob durch die Veranstaltungen im Rokokosaal oder die Stimmen der Schüler des dort ansässigen Gymnasiums.
Ruhland skizzierte die gewaltige Strahlkraft des Klosters, aber auch die tiefen Täler, die die Äbte und Ordensbrüder immer wieder durchschreiten mussten: Der große Brand 1236, bei dem die Mauern durch die Feuersbrunst regelrecht explodierten, die Krise des Klosters im 16. Jahrhundert, als der Konvent auf fünf Patres zusammenschrumpfte, die Plünderungen im 30-jährigen Krieg und der Besuch von Trenck dem Panduren, der sich in Metten laut Ruhland „nicht gerade gentlemanlike aufgeführt hat.“ Auch in der Zeit des Nationalsozialismus erlebte das Kloster schwere Zeiten. Abt Korbinian Hofmeister war ein zusammen mit Bonhoeffer organisierter Widerständler des Nationalsozialismus, was dazu führte, dass er 1943 verhaftet und in die gefürchtete Station für Sonderhäftlinge des KZ Dachaus gebracht wurde, wo er über zwei Jahre lang blieb, die Gräuel dort aber überlebte.
Der Autor ging noch weiter zurück in der Geschichte und berichtete von der Säkularisation, die ab 1802 ihren Lauf nahm. Er erzählte vom Inventarisierungskommissar und dem darauffolgenden Aufhebungskommissar, die dafür sorgten, dass die wertvollen Schätze des Klosters inklusive der Inhalt der Prachtbibliothek unter den Hammer kamen. Dabei machte Ruhland auch die Relation der Werte deutlich: So wurden, wegen des gefragten Materials, die 20 Nachttöpfe der Mönche für stattliche 22 Gulden verkauft – ganze 44 Zentner der wertvollen Bücher brachten lediglich 63 Gulden.
Als erstes Kloster in Bayern jedoch wurde Metten nach der Säkularisation wiedereingerichtet und generierte wieder seine Einnahmen – zum Beispiel durch das Bierbrauen. Als der Preis für die Maß Bier von sechs auf sieben Kreuzer erhöht wurde, gab es Proteste der Bürgerschaft und anonyme Drohschreiben, doch der Bierpreis blieb. Auch in Sachen Frondienste, die die Bürger von Metten für das Kloster verrichten mussten, blieb die Klosterführung hart. Dies untermauerte auch ein szenisches Schauspiel, ein fiktiver Dialog zwischen Abt und Untertan, der sich bitter beschwerte, warum die Dorfgemeinschaft schon wieder Wegebau betreiben und dafür auch noch das eigene Holz verwenden müsse. In die Rolle des unnachgiebigen Abts schlüpfe dabei Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, als Bürger wetterte Gerhard Ruland gegen die Vorgaben des Klosters – aber vergebens.
Im Bild: Im fiktiven Dialog: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (links) und Autor Gerhard Ruhland bei der Buchvorstellung zu „1250 Jahre Klosterleben in Metten“ in Dingolfing