„So ein Haus hat eine andere Seele“

Dr. Olaf Heinrich zu Besuch bei Christina Krippl und Robert Kroiß in Pointmannsgrub

Zachenberg. Christina Krippl und Robert Kroiß waren überrascht, als der Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich seinen Besuch bei dem jungen Paar in Pointmannsgrub, Gemeinde Zachenberg, ankündigte. Im Rahmen des Denkmalschutztages besucht Heinrich regelmäßig Objekte, um sich vor Ort anzusehen, wohin die rund 650.000 Euro Denkmalschutzfördermittel des Bezirks jährlich fließen. „Wir suchen uns immer ganz besondere Häuser aus“, so Heinrich zur Freude der Eigentümer. Diese hatten zunächst gedacht, es handele sich um eine Kontrolle des Denkmalamtes, wie sie amüsiert erzählen.

Umso lockerer war dann der Besuch. Die 28-jährige Pharmazeutisch Technische Assistentin, die in Regen arbeitet, und der 31-jährige Feinblecher, der bei einer Firma in Birkenthal angestellt ist, erklärten ihrem Besucher zunächst die Hintergründe ihrer Entscheidung. „Mein Uropa hatte wegen der Wiesen dieses Haus gekauft, nun stand es einige Jahrzehnte leer. Doch da wir immer schon begeistert waren von alten Häusern, wagten wir die Sanierung schließlich“, so Krippl. Zum Glück wurden im Laufe der Jahre kleinere Maßnahmen gemacht, um das Haus vor dem Verfall zu schützen.

„Jung und a bissl naiv“ machten sich die beiden 2011 ans Werk, zusammen mit der Denkmalschutzbehörde wurde das Alter bestimmt und ein Plan zur Sanierung ausgearbeitet. Das obere Stockwerk stammt aus dem Jahr 1770, damals wohl ein kompletter Holzbau, 1856 wurden schließlich Teile durch Naturstein ersetzt. Viele dieser historischen Elemente finden sich noch heute in dem Gebäude mit rund 180 Quadratmetern Wohnfläche. Alte Türen etwa, freigelegte Balkenwände oder Natursteinmauern, die – in Szene gesetzt durch ein modernes Beleuchtungssystem - dem Haus eine einzigartige Atmosphäre verleihen.

So richtig los ging es dann mit der Sanierung im Jahr 2015, als alle Genehmigungen vorlagen und die Fördermittel feststanden. Denn der denkmalpflegerische Mehraufwand, der bei so einer Maßnahme entsteht, wird mit öffentlichen Geldern unterstützt. „Es ist von öffentlichem Interesse, dass solche Häuser für die Allgemeinheit erhalten bleiben“, erklärt Heinrich. Denn gerade im Bayerischen Wald sei Denkmalschutz nicht nur auf Kirchen und Prunkbauten begrenzt, sondern habe vor allem auch die klassischen Waidlerhäuser im Blick. „Diese historischen Bauernhäuser sind uns leider zum großen Teil schon verloren gegangen.“

Auch die Hauseigentümer wussten nur allzu gut von den Reaktionen der meisten Leute zu berichten. „Was willst denn mit dem alten Glump?“, fragten uns viele. „Aber jetzt sind sie alle voll begeistert wie schön es geworden ist.“ Dass dazu viel Hilfe im Freundes- und Familienkreis sowie Eigenleistung nötig ist, wollen Krippl und Kroiß aber auch nicht verschweigen. 4.000 Stunden etwa haben sie selbst auf der Baustelle verbracht. „Wir sind schon stolz darauf, dass wir das geschafft haben“, sagt Christina und deutet auf ein Bild in der Küche, das den Urzustand des Raumes zeigt. „So ein Haus hat eine andere Seele“, ist sie überzeugt. Was die Technik anbelangt, steht es aber einem modernen Gebäude in nichts nach.

Weil er aus solchen Gesprächen auch bestehende Schwierigkeiten  mitnehmen will, erkundigte sich Heinrich nach der Zusammenarbeit mit dem Bezirk, dem Landrats- und Denkmalamt. Natürlich sei dies mit einem hohen Aufwand an Anträgen verbunden gewesen, doch man habe viel Unterstützung von den Fachleuten bekommen. Auch das Know-how des Architekten, in ihrem Fall Günther Naumann aus Regensburg, sei sehr wichtig für ein solches Vorhaben.

Zum Abschluss der Besichtigungstour durchs Haus saß man noch zu einem Plausch im Herrgottswinkel zusammen, wo Heinrich die jungen Leute nochmals ausdrücklich für ihre Vorbildfunktion lobte. „In unserer Zeit geht es vielen Menschen sehr gut, dennoch geht oftmals die Sensibilität für die Traditionen verloren. So ein Projekt könnten wohl mehr Leute in Angriff nehmen, stattdessen verfallen die alten Häuser und gehen unwiederbringlich verloren“, bedauerte Heinrich.  

Optimistisch dagegen zeigten sich die Gastgeber. Sie meinten, dass sie eine Art gesellschaftlichen Umschwung fühlten. „Vielleicht geht es jetzt wieder in eine andere Richtung, nicht immer nur schnell und neu.“  
Das Kind, das die beiden erwarten, wächst jedenfalls in einem modernen, alten Waidlerhaus auf und wer weiß, vielleicht wird es einmal selbst lieber sanieren statt neu bauen.

Bildunterschrift:
Bei den Sanierungsarbeiten wurde ein alter Brunnen entdeckt, den Christina Krippl und Robert Kroiß hier Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zeigen. Im Zuge der Dorferneuerung Zachenberg wurde außerdem die Straße tiefer gelegt, die zuvor auf Höhe der Fenster verlief.