In Bodenmais präsentierten am Mittwoch Niederbayerns Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der Allgäuer Verleger Josef Fink sowie der Leiter der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg a. D., Dr. Hermann Reidel, ein Buch über den in Niederbayern und der Oberpfalz tätigen Kirchenmaler Josef Wittmann, einen Maler des Neubarock. Auch Bürgermeister Joli Haller sowie der Autor des Buches, Kunsthistoriker Hans Christian Ries, und Paul Maria Wittmann, ein Enkel des Kirchenmalers Josef Wittmann, waren bei der Buchvorstellung im „Alten Rathaus“ anwesend.
Josef Wittmanns Wirkungskreis lag vorwiegend in der Oberpfalz, in Nieder- und Oberbayern. 1880 hatte er im oberpfälzischen Windischeschenbach das Licht der Welt erblickt. Über 80 Kirchen schmücken seine Wand- und Deckengemälde und Altarbilder aus der Zeit von 1903 bis 1962. Für niederbayerische Kirchen sind über 20 Werke Wittmanns dokumentiert, u.a. in Weihmichl, Riedenburg, Viechtach, Bodenmais, Arnbruck und Vilsbiburg.
„Mit dem im Laufe von sechs Jahren akribischer Recherche und vertiefender Forschung entstandenen Werkdokumentation kann sich nun jeder, unabhängig von kunsthistorischem Vorwissen, auf Spurensuche begeben“, betonte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. „Die reich bebilderten Texte erleichtern dabei selbst dem kunsthistorischen Laien den Zugang zu biblischen Themen und christlicher Ikonographie.“ Der Leser lernt bei der Lektüre des Buches die Privatperson Josef Wittmann ebenso kennen wie die prägenden Einflüsse auf sein künstlerisches Werk. Er erfährt Grundlegendes zur Stilgeschichte des Neubarock im Allgemeinen sowie Details zum konkreten Wirken des Kirchenmalers in den Städten und Dörfern Nordostbayerns. „Ich freue mich, bei der Vorstellung eines so wichtigen Werkes dabei zu sein, das allen Interessenten ein Kapitel regionaler Kunstgeschichte erschließt“, so Dr. Heinrich. Mit einem Druckkostenzuschuss hat der Bezirk Niederbayern die Publikation unterstützt. "Für die regionale Identität in unserem Bezirk kann das Wissen über das Wirken dieses Kirchenmalers einen Beitrag leisten", betonte der Bezirkstagspräsident.
Der Autor Hans Christian Ries stellte das Buch ausführlich vor, während Paul Maria Wittmann, ein Enkel von Josef Wittmann, die Biografie des Kirchenmalers darstellte. „Josef Wittmann hatte eine sehr ausgedehnte Schaffenszeit: Sein letztes Deckenbild entstand 1962, als er über 80 Jahre alt war“, informierte Hans Christian Ries. „Wittmann schuf auch Altarbilder und Kreuzwege in Öl, doch stehen die Wand- und Deckenmalereien von Anzahl und Bedeutung her an erster Stelle. Er war darauf spezialisiert, Kunst zu schaffen, die in alten Kirchen gut harmoniert.“ Kulturhistorisch bemerkenswert ist auch, dass Wittmanns Werke Eigenkompositionen sind. So hat er beispielsweise in Bodenmais zwei einheimische Burschen ins Bild gesetzt.
Paul Maria Wittmann hatte dem Diözesanmuseum des Bistums Regensburg im Jahr 2014 über 100 Bilder und Zeichnungen von Josef Wittmann vermacht. „Ich bin begeistert von dieser Schenkung und davon, dass der Enkel den Nachlass so wunderbar aufbewahrt hat“, betonte der Leiter der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg a. D., Dr. Hermann Reidel, bei der Buchpräsentation am Mittwoch. „Mit dem Buch ist eine wunderbare und sehr informative Übersicht über das Werk Josef Wittmann entstanden, der 60 Jahre lang still und leise in den Kirchen Kunst geschaffen hat.“ Auch habe das Archiv die Holzkiste mit Pinseln und Farben übergeben bekommen, mit dem Josef Wittmann in den Kirchen unterwegs war.
„Die Werkmonografie von Hans Christian Ries bereichert das bislang wenig erforschte Gebiet der Sakralmalerei des 20. Jahrhunderts; unter anderem auch durch Vergleiche mit Zeitgenossen, insbesondere dem Regensburger Kollegen Josef Weininger. Wir hatten, als wir die Anfrage erhielten, ohne zu zögern unsere Bereitschaft erklärt, diese Werkmonografie in unser Verlagsprogramm aufzunehmen“, so der Verleger Josef Fink. „Josef Wittmann bietet ein gutes Beispiel für einen auf Kirchenräume spezialisierten Künstler des Neubarock, den es wiederzuentdecken gilt. Wittmann prägte viele Sakralbauten. Er orientierte sich an Vorbildern seines Lehrers Prof. Martin von Feuerstein, doch suchte er auch neuere Anregungen, um sich jüngeren Strömungen nicht zu verschließen, wobei er aber stets der figürlichen Malerei treu blieb.“
Der Kirchenmaler Josef Wittmann hat durch die Vielzahl seiner Arbeiten einen nicht unwesentlichen Beitrag zur jüngeren Kunstgeschichte Niederbayerns geleistet – darüber konnten sich die Besucher am Mittwoch selbst ein gutes Bild machen.
BU: Präsentierten das informative Buch über das Werk Josef Wittmanns: (v.l.n.r) Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Kunsthistoriker Hans Christian Ries, Paul Maria Wittmann, Verleger Josef Fink, Dr. Hermann Reidel und Bürgermeister Joli Haller