Landshut. Das Bezirkskrankenhaus (BHK) Landshut wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Unter dem Dach der Bezirkseinrichtung sind die Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik vereint. Noch vor der offiziellen Jubiläumsfeier und der Verabschiedung des Chefarztes Dr. Matthias von Aster (Kinder- und Jugendpsychiatrie) in den Ruhestand suchte Bezirkstagspräsident jetzt das Gespräch mit der Klinikleitung. Dabei wurde erneut deutlich, wie virulent der Ärztemangel insbesondere auch in psychiatrischen Krankenhäusern ist. Chefarzt Prof. Dr. Hermann Spießl (Erwachsenenpsychiatrie) berichtete, dass es gerade für Positionen mit Führungsverantwortung immer weniger Bewerber gibt. Immer wieder bewerben sich auf Oberarztstellen bei einer bundesweiten Ausschreibung nur ein oder zwei Personen.
Einen gewichtigen Grund für diese Entwicklung sieht Spießl in der Tatsache, dass man in Niederbayern bislang nicht Medizin studieren kann. „Viele junge Leute, die eigentlich heimatverbunden wären, müssten zum Studium nach München oder Regensburg gehen und blieben dort oft beruflich „hängen“, so der Chefarzt. Hinzu komme, dass es nicht wenige engagierte und an Medizin interessierte Abiturienten gebe, die gerne Arzt werden wollen, denen aber wegen des hohen Numerus Clausus die Tür zu deutschen Hochschulen verschlossen bleibe. Die Konsequenz laut Heinrich: Diese jungen Leute erfüllten sich ihren Berufswunsch – wenn es finanziell machbar ist – im Ausland: meist in Österreich, Tschechien oder Ungarn.
Großer Handlungsbedarf in der Psychiatrie
Heinrich fügte hinzu: „Nicht nur in den Kliniken, sondern auch bei der Hausarzt-Versorgung im ländlichen Raum benötigen wir dringend junge Ärzte, um auch künftig die medizinische Versorgung sicherstellen zu können.“ Der demographische Wandel bringe zahlreiche Herausforderungen mit sich: Zum einen nehme in einer alternden Gesellschaft die Nachfrage nach ärztlichen Leistungen zu, zum anderen habe sich die Altersstruktur in der Ärzteschaft verändert. Schon jetzt sei ein beträchtlicher Teil der niederbayerischen Hausärzte 60 Jahre oder älter. Eine ähnliche Tendenz gebe es bei den Fachärzten. Und insbesondere bei der psychiatrischen Versorgung bestehe ein großer Handlungsbedarf. Die Nachfrage sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen steige kontinuierlich an.
Um beim Nachwuchsmangel in Niederbayern gegenzusteuern, hat der Bezirkstagspräsident bereits ein Stipendienprogramm für angehende Ärzte initiiert. Es wendet sich an Medizinstudierende, die nach dem Abschluss des Studiums als Assistenzarzt/-ärztin in einem der Bezirkskrankenhäuser in Niederbayern tätig werden. In Kooperation mit der Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems vergibt der Bezirk Niederbayern jährlich bis zu fünf Stipendien.
„Die Bezirke sind verpflichtet, die für das Bezirksgebiet erforderlichen stationären und teilstationären Einrichtungen für Psychiatrie, Neurologie und für Suchtkranke zu errichten, zu unterhalten und zu betreiben", betont Heinrich. Mit dem Stipendienprogramm wolle der Bezirk Niederbayern zum einem dieser Versorgungsverpflichtung Rechnung tragen, indem Medizinstudenten an eine Tätigkeit in einem der Krankenhäuser des Bezirks Niederbayern herangeführt werden. Zum anderen möchte man dazu beitragen, ärztlichen Nachwuchs für Niederbayern zu gewinnen.
Diese Initiative wurde von den Klinikleitungen der Bezirkskrankenhäuser begrüßt. Bei dem Gespräch in Landshut lobte Dr. von Aster das Stipendienprogramm ausdrücklich, wünschte sich aber wie Prof. Spießl, dass noch mehr für den so dringend benötigten Nachwuchs getan wird. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir diese Kooperation ausbauen und intensivieren können“, waren sich der Bezirkstagspräsident, die Pflegedirektorin Claudia Knab und die Chefärzte des Bezirkskrankenhauses Landshut einig. Prof. Peter Eichhammer, Leitender Arzt des Bezirkskrankenhauses Passau, schließt sich der Diagnose der Landshuter an. Auch in Passau werde es immer schwieriger, (Ober-)Ärzte für die Psychiatrie zu finden. Er sei dankbar für eine Initiative, die hier Abhilfe schaffen könne.