Mainkofen. Dass Kirchen und Schlösser es wert sind, erhalten zu bleiben, ist auf den ersten Blick erkennbar. Für die Sanierung von kleinbäuerlichen Anwesen braucht es dazu meist mehr Überzeugungsarbeit. Auch auf Helga Grundner trifft das zu, die am Sonntag mit dem Denkmalpreis des Bezirk Niederbayern 2018 ausgezeichnet wurde. Sie hatte das ehemalige Tagwerkerhaus in Langenisarhofen (Gemeinde Moos, Landkreis Deggendorf) geerbt und sich schlussendlich doch für eine Instandsetzung entschieden. Eine Entscheidung, die ihr nicht leicht fiel und für sie selbst sowie die ganze Familie viel Arbeit mit sich brachte, wie sie mit Tränen in den Augen in ihrer Dankesrede hervorhob.
Das Ergebnis ist aber ein Schmuckstück und eine bauliche Rarität nicht nur für Gemeinde und Landkreis, sondern weit darüber hinaus. Denn es handelt sich um das letzte stroh- bzw. reetgedeckte Wohnhaus in ganz Niederbayern. Zudem erzählt es die Geschichte seiner Bewohner, wie Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in seiner Ansprache lobte. Es sei sozusagen der Vorläufer der heutigen Doppelhaushälfte, da früher in dem Gebäude zwei Familien in zwei gleich großen Wohneinheiten nebeneinander lebten: Tagwerker, die auf einem Hof eine feste Anstellung gefunden hatten. „Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann einen Blick in die Geschichte werfen“, so Heinrich. Dazu müssten solche Baudenkmäler aber auch erhalten werden, wozu der mit 7.500 Euro dotierte Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern einen Anreiz geben möchte.
Trotz vieler Fördermittel sei es für Privatbesitzer dennoch eine Herausforderung, solch ein Projekt zu stemmen, wie Kultusminister Bernd Sibler betonte. Deshalb habe der Freistaat Bayern sein Engagement im Denkmalschutz in den vergangenen Jahren aufgestockt, so dass aus dem sogenannten Entschädigungsfonds noch mehr Mittel für Denkmalschutzsanierungen zur Verfügung stehen.
Dr. Thomas Kupferschmied vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege machte klar, wie wichtig diese Aufgabe sei, an der die Bezirke großen Anteil haben. „Gerade die ländlichen bäuerlichen Denkmäler und die Geschichte des „kleinen Mannes“ sind es wert, überliefert zu werden – das trägt enorm zu unserer bayerischen Identität bei“, so Kupferschmied, der eine öffentliche Würdigung der Akteure wie am Sonntag in Mainkofen deshalb umso mehr lobte.
Im Anschluss an den Stehempfang konnte das Tagwerkerhaus aus dem Jahr 1801, das ursprünglich zum sogenannten Krenninger-Hof gehörte, besichtigt werden. Helga Grundner begann nach mehrjähriger Vorbereitung im Jahr 2013 die Sanierung, die 2017 abgeschlossen wurde. Seit wenigen Monaten lebt nun Markus Müller mit seiner Frau in dem „Hexenhaus“ wie sie es nennen und beide fühlen sich sehr wohl, wie er den Besuchern erzählte. Diese durften die Privaträume im Inneren genauso in Augenschein nehmen wie ein Fotoalbum, das die Sanierungsarbeiten dokumentiert. „Genau das ist der Sinn des Denkmalpreises und des Tags des offenen Denkmals – die öffentliche Würdigung von solchen Maßnahmen und die gleichzeitige Demonstration vor Ort, dass es sich in diesen Häusern wunderbar leben lässt“, schloss Olaf Heinrich, der an diesem Tag noch weitere Baudenkmäler in Niederbayern besichtigte.
Im Bild oben: Das Tagwerkerhaus hat den Sprung in die Zukunft geschafft, dies soll der „springende Panther“ symbolisieren, den Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (links) gemeinsam mit Kultusminister Bernd Sibler an Helga Grundner überreichte.