Finsterau. Um den aktuellen Sachstand im kleinen Kreis zu besprechen, lud Bürgermeister Ernst Kandlbinder kürzlich den Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich ins Freilichtmuseum Finsterau ein, wo sich derzeit jede Menge tut. Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier und Betriebsleiterin Stephanie Herzig informierten über die aktuellen Besucherzahlen, die dank der frühen Pfingstferien im Jahresvergleich Januar bis Mai gestiegen sind, insgesamt aber im Schnitt der letzten Jahresbilanzen von gut 43.000 Besuchern pro Jahr liegen.
Die Abtragung des Paul-Friedl-Hauses in Spiegelau läuft seit vier Wochen, die Fenster wurden entnommen und rund 5000 Schindeln bereits abgetragen, wobei etwa die Hälfte nicht mehr wiederverwendet werden kann, wie Dr. Ortmeier erklärte. Demnächst wird ein Bauunternehmen den Putz entfernen, sodass die Einzelteile des Gebäudes nummeriert nach ihrer Position nach und nach entfernt und auf Paletten gelagert werden können. Ob der Wiederaufbau bereits im Jahr 2019 erfolgen kann, hänge von der Finanzierung ab, so Ortmeier, sowie von den damit einhergehenden Förderanträgen bei der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, die ein detailliertes Konzept fordern. Heinrich schlug vor, im nächsten Jahr die administrativen Fragen zu klären und dann die Finanzierung auf zwei Haushaltsjahre zu verteilen, damit die Zweckverbandsmitglieder ihren Investitionshaushalt besser planen können. „Ein realistisches Ziel wäre ein Aufbau in den Jahren 2020 und 2021“, so Heinrich.
Noch heuer soll hingegen das Denk-Haus wiederhergestellt sein, die Rohbausanierung gehe bereits dem Ende zu, wobei sich die Maßnahme aufwändiger als gedacht gestaltet habe. „Wir haben ganz abenteuerliche Deckenkonstruktionen vorgefunden“, gab Ortmeier als Beispiel an. In dem dann sanierten Gebäude, das etwas abgelegen vom Museumsgelände liegt, werden Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. „Das wird aber sehr einfach sein, mit nur zwei Schlafräumen zu je sieben Betten, der Rest muss in der Tenne auf Isomatten nächtigen.“ Zum einen wolle man bewusst das bescheidene Leben von damals vermitteln („Das Authentische ist unsere Stärke“) und zum anderen für die Tourismusbetriebe in der Gemeinde keine Konkurrenz darstellen. Der Museumsleiter denkt auch an eine Art Stipendium für „Landschreiber“, die sich dort für einige Wochen einmieten können, um so in anderer, ganz naturbelassener Gegend Inspiration zu finden.
„Für die Gemeinde ist das Freilichtmuseum mit seinen vielen Veranstaltungen ein enormer Imageträger und zugleich mit rund 30 Mitarbeiter einer der größten Arbeitgeber“, hob Bürgermeister Kandlbinder hervor. Er zeigte sich deshalb auch offen für Ortmeiers Wunsch, das Vorfeld des Museums gemeinsam mit der Gemeinde städtebaulich neu zu gestalten – vor allem im Hinblick auf eine Entflechtung des Pkw- und Busverkehrs. Dazu muss die Gemeinde aber zunächst diverse Fördermittel abklären, ein gemeinsamer Termin bei der Regierung von Niederbayern wird demnächst geplant. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich freute es auch zu hören, dass die Teamarbeit unter den Mitarbeitern sehr vorbildlich funktioniere. „Dass Finsterau so gut läuft, liegt am sehr selbständigen Personal, das sich die Arbeit selbst perfekt einteilt und gut organisiert“, lobte der Museumsleiter.
So aufgestellt kann man den Herausforderungen der nächsten Jahre gelassen entgegenblicken.
Bildunterschrift: Besichtigten das Denk-Haus (v. l.): Betriebsleiterin Stephanie Herzig, Bürgermeister Ernst Kandlbinder, Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Foto: Manuela Lang/Bezirk Niederbayern