Mainkofen. "Einmal Mainkofen, immer Mainkofen." Diesen Satz benutzte man früher landläufig, um auszudrücken, dass eine Einlieferung in die Psychiatrie eine endgültige Sache war - die "Narrischen" wurden weggesperrt, verbrachten von nun an oft ihr restliches Leben auf dem Klinikgelände, wo sie in der Landwirtschaft oder in Handwerksbetrieben arbeiteten. Wer heute das Bezirksklinikum Mainkofen kennt, der weiß, dass diese Zeiten schon lange Geschichte sind. Aus der Heil- und Pflegeanstalt ist ein modernes Klinikum geworden. Viele Patienten kehren nach der Behandlung in ihr vorheriges Leben zurück und sind geheilt. Aber der bewusste Satz hat auch heute noch Gültigkeit - nicht was die Patienten betrifft, sondern das Personal.
Als Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich kurz vor Weihnachten dem ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Schreiber und dem Krankenhausdirektor Gerhard Schneider einen Besuch abstattete, war vor allem der Ärztemangel Thema. "Der Bezirk investiert in den nächsten Jahren viele Millionen Euro in neue, zeitgemäße Gebäude, aber mindestens genauso wichtig ist das Innenleben der Klinik", betonte Heinrich. Schreiber wie auch Schneider sind quasi ständig mit der Problematik konfrontiert, die bisherigen "Quellen" für Personalakquise wie Österreich und Tschechien versiegen. Erstere, weil dort geänderte Bedingungen in der Ausbildung zum Facharzt einen Wechsel nach Deutschland uninteressant machen. Zweitere, weil auch die tschechischen Nachbarn die Arztgehälter nach oben angepasst haben. Die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Numerus Clausus beim Medizinstudium kommentieren beide gleichermaßen als "überfällig". Dennoch ändere sie kaum etwas am Grundproblem. "Es ist nicht so, dass wir viel zu wenige Ärzte ausbilden würden. Vielmehr wandern unsere Mediziner zunehmend in andere Länder ab oder arbeiten lieber in Teilzeit", sagt Gerhard Schneider, der seine Besetzung in Mainkofen als "im Vergleich recht gut" beschreibt.
Doch das kommt nicht von ungefähr. Rund 300 verschiedene Arbeitszeitmodelle werden in Mainkofen praktiziert, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und zu bleiben. "Eine Ärztin ist evtl. auch Mutter und braucht Arbeitszeiten, die zu ihrer Lebenssituation passen." Geld allein sei nicht alles bei der Arbeitsplatzentscheidung.
Eigene Medizinstipendien des Bezirks
Um einen eigenen Beitrag zur Nachwuchsgewinnung von Ärzten aus Niederbayern zu leisten, hat der Bezirk ein Stipendienprogramm mit der angesehenen Privatuniversität in Krems ausgeschrieben. "Es gibt junge Menschen, die mit großer Begeisterung das Medizinstudium anstreben, aber in Deutschland nicht zum Zuge kommen. Wer an der Karl Landsteiner Universität das Aufnahmeverfahren erfolgreich besteht und langfristig in Niederbayern an einer bezirkseigenen Klinik arbeiten möchte, bekommt vom Bezirk ein attraktives Stipendium angeboten", unterstrich Bezirkstagspräsident Heinrich.
Die Tatsache, dass mittlerweile im deutschen Medizinbetrieb ein Großteil der Arbeitszeit für die Dokumentation draufgehe, hat man in Mainkofen ebenfalls kreativ zu lösen versucht. Ein Team aus zehn Mitarbeitern, bestehend aus zwei Ärzten und erfahrenen Pflegekräften, kümmern sich um die Kodierung von Diagnosen und Prozeduren - also darum, die Fälle für die Überprüfung und Bewertung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen und damit für die Abrechnung aufzubereiten. "Das entlastet die Ärzte, die sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können", erklärt Schneider. Dieses sogenannte "Mainkofener Modell" ist so erfolgreich, dass es mittlerweile auch von anderen Bezirken übernommen wurde.
Zugleich ist vorausschauendes Handeln von Vorteil. Das neue pauschalierende Entgeltsystem für Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) wird in Mainkofen freiwillig schon seit 2016 umgesetzt, obwohl eserst ab 1. Januar 2018 in allen psychiatrischen Krankenhäusern verpflichtend anzuwenden ist.
Sowohl der Ärztliche Direktor als auch der Krankenhausdirektor lobten außerdem die Entscheidung des Bezirks Niederbayern, eine Stabsstelle Gesundheitseinrichtungen in der Hauptverwaltung einzurichten. "Das ist seither eine große Erleichterung im Arbeitsalltag für uns."
Für die Versorgung der Bevölkerung ist es von großem Vorteil, wenn ein Klinikum einen öffentlichen Träger hat. Aber natürlich muss dabei auch die Kommunikation zwischen beiden gut funktionieren. Insofern begrüßten die Mainkofener Verantwortlichen den Besuch des Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich, da er allen die Gelegenheit gab, einmal fernab vom sonst so hektischen Tagesgeschäft prinzipielle Entwicklungen anzusprechen.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.) besprach im Rahmen seines Weihnachtsbesuchs beim Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Schreiber (l.) und dem Krankenhausdirektor Gerhard Schneider in Mainkofen auch die Pläne für die anstehenden Baumaßnahmen. Foto: Bezirk Niederbayern