Landshut. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich begrüßte vor kurzem zahlreiche Ehrengäste im Bezirkskrankenhaus (BKH) Landshut zu einem Festakt, um das 25. Jubiläum zu feiern. „Mit der Errichtung des Bezirkskrankenhauses Landshut wurde 1993 die Dezentralisierung der psychiatrischen Versorgung in Niederbayern eingeleitet. Zuvor war das Bezirksklinikum Mainkofen die einzige psychiatrische Einrichtung in der gesamten Region“, sagte Heinrich in seiner Rede.
Die Erwachsenenpsychiatrie in der Professor-Buchner-Straße versorge neben den Menschen in Stadt und Landkreis Landshut auch die Bewohner der Landkreise Dingolfing-Landau und Kelheim. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie am BKH Landshut war bis 2003 sogar die einzige psychiatrische Klinik Niederbayerns für diesen Fachbereich. Heute können Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Störungen neben Landshut zusätzlich in den Außenstellen im DONAUISAR Klinikum Deggendorf und am BKH Passau Hilfe finden.
Versorgungslücken schließen
„Am Krankenhaus Grafenau gibt es seit diesem Jahr eine Ambulanz für psychische Gesundheit und der Ausbau der Außenstellen geht weiter“, so Heinrich. „In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind neue Ambulanzen in Zwiesel und Waldkirchen geplant. In einem nächsten Schritt sollen weitere Außenstellen in den Landkreisen Kelheim und Rottal-Inn eingerichtet werden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist der Bedarf besonders groß. Hier steigen die Fallzahlen und die Aufnahmen zur Krisenintervention. In allen für den Ausbau vorgesehenen Landkreisen gibt es aktuell keine niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater.“ Außerdem sei die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie am BKH Passau um vollstationäre Plätze geplant. Aber nicht nur der Bedarf bei jungen Patienten steige. In unserer älter werdenden Gesellschaft würden mehr Demenzerkrankungen sowie psychiatrische Symptomatiken auftreten und entsprechend mehr psychiatrische Hilfsangebote nötig werden.
Initiative gegen Ärztemangel
Weitere Einrichtungen und Angebote zu schaffen würde aber nur dann Sinn machen, wenn es genügend Personal dafür gäbe. „In vielen Gesprächen mit den Klinikleitungen geht es immer wieder um den Ärztemangel, der insbesondere auch in der Psychiatrie immer virulenter wird. Dass man in Niederbayern bislang nicht Medizin studieren kann, dürfte mit ein Grund für diese Entwicklung sein. Um hier ein positives Zeichen zu setzen, vergibt der Bezirk in Kooperation mit der Karl Landsteiner Privatuniversität im niederösterreichischen Krems jährlich bis zu fünf Stipendien für angehende Ärzte. Diese arbeiten nach dem Abschluss des Studiums als Assistenzarzt/-ärztin in einem der Bezirkskrankenhäuser in Niederbayern.“
Festredner Herwig Heide, Ministerialdirigent des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, dankte in seiner Festrede für die Initiative des Bezirks Niederbayern, um dem Fachärztemangel in Niederbayern zu begegnen. Als Maßnahme zur Verbesserung der psychischen Gesundheit verwies Heide darauf, dass der Aufbau eines Krisendienstes für Menschen in psychischen Notlagen begonnen habe. „Wenn alles fertig ist, werden die sieben Leitstellen in den Regierungsbezirken rund um die Uhr telefonisch erreichbar sein und kompetente Hilfe bieten“, erläuterte Heide. Psychische Erkrankungen müssten aus der Tabuzone geholt werden und klargemacht werden, dass eine psychische Krankheit jedermann jederzeit treffen kann, so Heide weiter.
Das Thema Personalmangel griff auch Prof. Michael Philipp in seinem Grußwort auf – ehemaliger Ärztlicher Direktor des BKH Landshut und „Mann der ersten Stunde“ zusammen mit dem kürzlich verabschiedeten Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Matthias von Aster. So hätten Bewerbungen auf Stellenausschreibungen über die Jahre rapide abgenommen. Erschwerend komme hinzu, dass Wissen und Qualifikation noch keinen guten Arzt/Ärztin oder Pfleger/Pflegerin ausmachen, entscheidend sei Können und Engagement.
im Bild v. l.: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Prof. Hermann Spießl, Ärztlicher Direktor, Dr. Matthias von Aster, scheidender Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Claudia Knab, Pflegedirektorin, Herwig Heide, Ministerialdirigent vom Bay. Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Dr. Thomas Keyßner, 2. Bürgermeister der Stadt Landshut, und Regierungspräsident Rainer Haselbeck.