Den Fischereilichen Lehr- und Beispielsbetrieb in Lindbergmühle besuchte Ende April Bezirksrat Josef Heisl, wo er sich über die Vermehrung des stark gefährdeten Huchens informierte und gleich selbst beim Abstreifen mit an fasste.
Lindbergmühle ist weltweit eine der wenigen Fischzuchten, die regelmäßig eine so anspruchsvolle Fischart wie den Huchen nachziehen. Die Schwierigkeit bei der Nachzucht liegt im Platzbedarf der ausgewachsenen Tiere (Huchen erreichen regelmäßig Größen über 1 m), der langen Dauer bis zur Geschlechtsreife (mehr 5 Jahre) und der aufwendigen Fütterung der Laichfische. Während der Laichzeit von Anfang bis Ende April sind regelmäßige Kontrollen des Reifegrades der Elterntiere notwendig, um den richtigen Zeitpunkt zum Abstreifen nicht zu verpassen. Somit sind für die Mitarbeiter eines solchen Betriebes Wochenenddienste an der Tagesordnung. Beim Abstreiftermin konnten ca. 36.000 Eier gewonnen werden, die nun im betriebseigenen Bruthaus weiter bis zum Schlupf der kleinen Larven erbrütet werden. Der häufig auch als Donaulachs bezeichnete Huchen ist der größte einheimische Vertreter der Forellenartigen und kommt natürlicherweise nur in der Donau und ihren Nebenflüssen vor. Die Gefährdung des Huchens in der freien Natur ist meist von mehreren Faktoren abhängig: Unter anderem sind Defizite in der Qualität der Laichplätze, die Unterbrechung der biologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer durch Querbauwerke, das Fehlen von geeigneten Jungfischhabitaten und der Mangel an Beutefischen zu nennen.
In Lindbergmühle kümmert man sich aber nicht nur um die großen und besonders imposanten Fische, sondern auch um kleine und unscheinbare Arten wie die Elritze. Mit Ende April ungewöhnlich früh bekam Heisl bei seinem Besuch auch die ersten Eier dieser ebenfalls gefährdeten Fischart zu sehen. Die Elritze war früher ein weit verbreiteter Kleinfisch, der im Nahrungsgefüge der Gewässer eine wichtige Schlüsselposition einnimmt und auch als Wirt für die Larven der stark gefährdeten Bachmuschel fungiert. Die Gründe für den dramatischen Rückgang der Elritzenbestände in den heimischen Gewässern liegen wie auch beim Huchen in der strukturellen Degradation unserer Gewässer. Zusätzlich zu Huchen und Elritze werden in Lindbergmühle weitere gefährdete Fischarten wie Äsche, Barbe, Nase und Rutte erfolgreich vermehrt und zum Beispiel für Artenhilfsprogramme des Fischereiverbandes Niederbayern zur Verfügung gestellt. Neben der Nachzucht gefährdeter Fischarten beschäftigen sich die Mitarbeiter des seit 1982 bestehenden Beispielsbetriebes auch mit den typischen Arten der Forellenteichwirtschaft. Hier wären die Regenbogenforelle und verschiedenen Saiblingsarten zu nennen.
Eine weitere wichtige Aufgabe erfüllt der Lehrbetrieb mit der Aus- und Weiterbildung von Teichwirten, Fischern und an der Fischerei interessierten Personen durch diverse Kursangebote und Betriebsführungen.
Damit Lindbergmühle zukunftsfähig bleibt, investiert der Bezirk Niederbayern in den nächsten zwei Jahren über 2,4 Mio. Euro in die Anlage im Bayerischen Wald. Unter anderem sind die Sanierung des Bruthauses und der Einbau einer kleinen Warmwasser-Kreislaufanlage zur Barbenaufzucht vorgesehen. Im neuen Schulungs- und Besucherzentrum werden ein Lehrsaal für 40 Personen und großzügige Räumlichkeiten zur Fischschlachtung und -verarbeitung entstehen. Durch diese Neuerungen kann das Beratungs- und Schulungsangebot noch weiter ausgebaut werden. Bezirksrat Josef Heisl freut sich über diese großen und wichtigen Investitionen: „Dies ist ein klares Bekenntnis des Bezirks Niederbayern zur Fischerei und zum Lehr- und Beispielsbetrieb im Bayerischen Wald“, so Heisl.