Die Lebenshilfe Passau betreibt einige Wohnheime für Menschen mit Behinderung, doch das 1988 in Betrieb genommene Nebengebäude des Anni-Simmeth-Wohnheims in Passau-Kastenreuth (Grubweg) ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den Bedürfnissen der geistig und zum Teil mehrfach behinderten Bewohner. Es müsste erheblich umgebaut werden, wobei vier der bisher 16 Plätze verloren gehen würden. Deshalb soll nun ein Ersatzneubau geschaffen werden, der dem höheren Bedarf an Wohnheimplätzen gerecht wird – allerdings nicht im Passauer Ortsteil Grubweg, sondern in Hauzenberg, wie der Sozialhilfeausschuss des Bezirks Niederbayern in seiner heutigen Sitzung beschloss.
Schon 2016 hatte der Ausschuss den Bedarf anerkannt und 2017 das Raumprogramm genehmigt. Nun wurde der Kosten- und Finanzierungsplan für das Bauvorhaben abgesegnet, das 24 stationäre Wohnplätze für Werkstattgänger (darunter sechs Zimmer für Rollstuhlfahrer) umfasst, die überwiegend in der Drei-Flüsse-Werkstatt des Diözesan-Caritasverbandes in Passau arbeiten, und damit acht Plätze mehr als am bisherigen Standort sowie zehn Tagesbetreuungsplätze. Als „überzeugende und auch betriebswirtschaftlich sinnvolle Größe“ bezeichnete Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die Zahl der geplanten Plätze. Diese richten sich an ältere Menschen mit Behinderung, die nicht mehr ganztags in der Werkstatt arbeiten können und bald aus dem Erwerbsleben ausscheiden, aber dennoch einen strukturierten Tagesablauf benötigen. Diesen Bereich will die Lebenshilfe Passau auch bewusst nach außen öffnen, um so Begegnungsräume für Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen.
Durch seine zentrale Lage in Hauzenberg mit Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung sollen die Bewohnern ihr Leben möglichst selbständig und selbstbestimmt gestalten und am gesellschaftlichen Miteinander teilhaben können. „Der integrierte Standort ist gut gewählt. Er ermöglicht den Bewohnern eine problemlose Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das entspricht dem Ziel der Inklusion“, lobte der Bezirkstagspräsident. Die Konzeption, die im Unterschied zu den herkömmlichen Strukturen keine festen Gruppen beinhaltet, ist für die Lebenshilfe Passau nicht neu, sie hat sich bereits im Wohnheim der Lebenshilfe in Vilshofen sehr bewährt. Die Mischung aus gemeinschaftlich und individuell genutzten Räumen, für Begegnung und Rückzug gleichermaßen, soll die selbständige Versorgung sowie eigenverantwortliches Handeln der Bewohner unterstützen.
Die förderfähigen Gesamtkosten betragen rund 3,9 Millionen Euro für das Wohnheim und 580.000 Euro für die Räume der Tagesstrukturmaßnahme. Der Bezirk bezuschusst beide Bauvorhaben mit 10 Prozent, insgesamt mit knapp 449.000 Euro. Weitere Zuschussgeber sind das Staatsministerium für Arbeit und Soziales sowie die Oberste Baubehörde mit je rund 1.368.000 Euro, so dass für die Lebenshilfe Passau noch 781.560 Euro verbleiben.