Metten. Der Medizinermangel wird nicht nur in der Fläche, sondern auch in den Kliniken immer virulenter. Um die ärztliche Versorgung in Niederbayern mittel- und langfristig sicherzustellen, muss rasch gehandelt werden. Der Bezirk Niederbayern ist Träger der Bezirkskrankenhäuser Landshut, Mainkofen, Passau und Straubing. Im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit ist er verpflichtet, die erforderlichen stationären und teilstationären Einrichtungen für Psychiatrie und Neurologie sowie für Suchtkranke zu errichten, zu unterhalten und zu betreiben. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat sich der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in den vergangenen Jahren intensiv darum bemüht, einen in Wissenschaft und Lehre bestens qualifizierten Partner zu gewinnen. Sein Anliegen war und ist es, eine medizinische Ausbildung in Niederbayern zu etablieren.
Dies ist nun gelungen. Der Bezirk Niederbayern kooperiert mit der Karl Landsteiner (KL) Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften im niederösterreichischen Krems. Die österreichische Universität - eine Privatuniversität mit staatlichem Know-how - wird von einer GmbH mit den Gesellschaftern Medizinische Universität Wien, Technische Universität Wien, Donau Universität sowie der Fachhochschule Krems getragen und weitgehend vom Land Niederösterreich finanziert.
Die Partner kennen sich bereits: Der Bezirk Niederbayern finanziert seit 2017 ein Medizinstipendium für Studierende aus Niederbayern, die in Krems studieren. Jetzt folgt der nächste Schritt: Ein „Memorandum of Understanding“ MoU (Absichtserklärung) mit der KL liegt unterschriftsreif vor.
Gegenstand des MoU ist der Aufbau einer Kooperation zur Schaffung von 20 zusätzlichen Studienplätzen im Studium der Humanmedizin für Studierende aus Niederbayern. Das Ziel des MoU ist die Errichtung einer Außenstelle der KL im Bezirk „zwecks Durchführung des MA-Studiums Humanmedizin in Niederbayern“. Vorgesehen ist dafür ein Gebäude in unmittelbarer Nähe des Klosters Metten – nahe dem Bezirksklinikum Mainkofen.
Bereits ab dem Jahr 2020 sollen Studierende aus Niederbayern das Studium in Krems aufnehmen können – mit der Perspektive, bereits nach dem dritten Studienjahr nach Niederbayern zurückzukehren. Neben dem Standort in Krems wird dann ein weiterer Masterstudiengang in Niederbayern in enger Kooperation mit Schwerpunktkrankenhäusern im Regierungsbezirk und weiteren Partnern für Wissenschaft und Forschung stattfinden.
- Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: "Durch die Kooperation mit der KL erreichen wir drei wichtige Ziele: Erstens können wir einen Beitrag dazu leisten, unsere Kliniken mittelfristig mit Ärzten aus der Region zu versorgen. Zweitens wird es Stipendien geben, die jedem Interessenten – unabhängig von den eigenen finanziellen Möglichkeiten – ein Studium an der Privatuniversität ermöglichen. Und drittens gibt es keinen Numerus Clausus sondern ein wissenschaftlich fundiertes Auswahlverfahren, das begeisterten jungen Menschen ein Studium ermöglicht, auch wenn sie kein 1,0-Abitur haben."
- Prof. Dr. Rudolf Mallinger, Rektor der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Krems: „Die Kooperation der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften mit dem Bezirk Niederbayern entspricht punktgenau unserer strategischen Ausrichtung der Internationalität und Vernetzung in der Ausbildung und Forschung. Als österreichischer Vorreiter in der modernen zweistufigen Studienarchitektur bieten wir ein qualitativ hochstehendes und an den aktuellsten Erkenntnissen der Medizindidaktik orientiertes Medizinstudium an. Von unserer Zusammenarbeit erwarten wir uns auch Forschungskooperationen und -impulse im biopsychosozialen Bereich, von denen wir uns wiederum positive Auswirkungen für das neu eingerichtete Psychologiestudium an der KL versprechen.“
- Stefan Eichmüller, Leiter des Referats Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Niederbayern:
„Zwischen dem Rektorat der KL und der Bezirksverwaltung wurde ein Memorandum of Understanding erarbeitet, das die wesentlichen Aufgaben der beiden Partner, die gemeinsame Zielsetzung und die nächsten Schritte beschreibt. Dem Bezirkstag wird in seiner Sitzung am 26.09.2018, dem Aufsichtsrat der KL am 03.10.2018 das Kooperationspapier zur Entscheidung vorgelegt."
- Abt Wolfgang M. Hagl, Benediktinerabtei Metten:
„Ich bin hocherfreut über die Initiative von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, in der Liegenschaft der Stiftung – dem ehemaligen Schülerinnenheim St. Josef - eine Außenstelle der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems anzusiedeln. Damit knüpft das niederbayerische Kloster an eine mehr als 1250-jährige Tradition als Bildungsstandort an.“
- Max Pauli, Stipendiat:
„Die Atmosphäre an der Karl Landsteiner ist entspannt, fast familiär, es wird viel in Kleingruppen unterrichtet. Dass auf Englisch unterrichtet wird, sehe ich mittlerweile als Vorteil. Ich hatte da anfangs schon Bedenken, aber es funktioniert, ich verstehe alles und der Unterricht kommt dadurch schnell auf den Punkt. Jedes Semester besteht aus drei Modulen mit je einer Prüfung und einer Gesamtprüfung nach zwei Semestern. So muss man immer dabei bleiben, lernt quasi alles doppelt und damit ist die große Prüfung nach zwei Semestern gut machbar.“
Der Bezirkstag von Niederbayern wird in seiner Sitzung am 26. September 2018 über die Kooperation mit der KL beschließen und die Weichen für ein „Medizinstudium Niederbayern“ stellen. Zur Umsetzung plant der Bezirk eine enge Kooperation mit den Schwerpunktkrankenhäusern in Niederbayern.