Inmitten eines Prozesses mit vielen offenen Fragen

Personalversammlung im Bezirksklinikum Mainkofen zu aktuellen Kooperationsgesprächen

Foto: Bezirk Niederbayern/Manuela Lang

Mainkofen. „Wir sind Mainkofen und im Bezirk san ma dahoam.“ Eigentlich könnte es sich ein Arbeitgeber nicht schöner wünschen, wenn er bei einer Personalversammlung mit einem Plakat empfangen wird, auf dem die Mitarbeiter klar machen, dass sie hier daheim sind.

Schnell wurde aber klar, dass die Mainkofener Belegschaft sehr verunsichert ist, was die Zukunft der Neurologie und damit auch des gesamten Hauses anbelangt. Zahlreiche Gerüchte machten in den vergangenen Wochen die Runde, die sich auf die derzeit laufenden Gespräche zwischen Bezirk und Donauisar Klinikum beziehen, was eine eventuelle gemeinsame Neurologie anbelangt.

Aus diesem Grund fand am Donnerstagnachmittag nun eine außerordentliche Personalversammlung im bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Festsaal statt, bei der Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich über den derzeitigen Stand der Verhandlungen informierte und Fragen der Mitarbeiter beantwortete. Personalratsvorsitzender Werner Lösl war überwältigt von dem Andrang und freute sich, dass man nun vom Bezirkstagspräsidenten Informationen aus erster Hand erhalten würde.

Heinrich ging zunächst nochmals auf den Hintergrund ein. Das Bezirksklinikum betreibt eine im Krankenhausplan genehmigte Hauptabteilung Neurologie, der neben einer Stroke Unit unter anderem auch Betten der neurologischen Frührehabilitation zuzurechnen sind. Das Donauisar Klinikum führt in Deggendorf eine überregionale Stroke Unit und behandelt darüber hinaus weitere neurologische Krankheitsbilder im Rahmen der Inneren Medizin.

Um beide Angebote aufeinander abzustimmen, bestehen seit 2004 Kooperationsvereinbarungen. Die bestehende Kooperationsvereinbarung wurde 2017 vom DONAUISAR Klinikum gekündigt, da man beabsichtigte, eine eigene Hauptabteilung Neurologie beim Krankenhausplanungsausschuss zu beantragen. Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege empfahl daraufhin sowohl dem Donauisar Klinikum, als auch dem Bezirk Niederbayern die Fortführung der Kooperation, da zwei Neurologien mit vollständigem Behandlungsspektrum in zu geringer räumlicher Entfernung eine nicht sinnvolle Konkurrenzsituation bedeuten. Unter Beteiligung externer Berater werden deshalb nun verschiedene Modelle einer weiteren Zusammenarbeit erörtert.

Primär, so der Bezirkstagspräsident, werde momentan die Integrationslösung untersucht, da durch eine einheitliche Leitungsstruktur beider Standorte am ehesten erreicht werden kann, dass die Versorgung der Patienten optimiert und keine kostenintensiven Doppelstrukturen vorgehalten werden. Zur Prüfung der Realisierbarkeit wurde ein Arbeitskreis beider Kliniken eingesetzt, der gegenwärtig die relevanten Daten beider Häuser austauscht und bewertet.

Noch sei nichts entschieden, erst kommende Woche wird das DONAUISAR Klinkum einen ersten Vorschlag präsentieren. Aus Sicht des Bezirks ist eine Integrationslösung nur denkbar, wenn drei Voraussetzungen erfüllt werden: „Alle Mitarbeiter des Bezirksklinikums Mainkofen verbleiben im TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst). Die Neurologie bleibt am Standort Mainkofen langfristig erhalten und es gibt keine wirtschaftlichen Nachteile für das Bezirksklinikum. Für die Patienten verbessert sich die medizinische Versorgung“, betonte der Bezirkstagspräsident. „Erst wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und seriös verhandelt sind, werde ich einen Vorschlag machen, welche Zusammenarbeit beziehungsweise ob es eine Zusammenarbeit gibt“, so Heinrich, der auch versprach, vor einer möglichen Entscheidung und Vertragsunterzeichnung nochmals bei einer Personalversammlung umfassend zu informieren.

Bei der Fragerunde wurde vor allem deutlich, dass die Mitarbeiter unbedingt den Bezirk als  Arbeitgeber behalten wollen und große strukturelle sowie medizinische Vorbehalte und Ängste gegenüber dem DONAUISAR Klinikum haben. Konkret befürchten sie, in eine Servicegesellschaft ausgegliedert zu werden und damit schlechtere Arbeitsbedingungen mit geringerer Bezahlung zu haben. „Der langfristige Verbleib der Mitarbeiter über Jahrzehnte im TVöD ist absolut unverrückbar und Grundvoraussetzung für eine Kooperation“, betonte Heinrich und erntete dafür viel Applaus. Auch weitere Ängste, etwa des Küchenleiters in Mainkofen, der gerüchteweise gehört hatte, dass nun die Verpflegung über Deggendorf laufen solle, konnte er entkräften. „Auch ich habe solche Unsinnigkeiten gehört und es entbehrt jeder Grundlage.“ Selbstverständlich sei auch, dass sich der Bezirk Sonderrechte sichern werde, wenn er in das Kommunalunternehmen der DONAUISAR Kliniken eintreten würde.

Da „Deggendorf sich seit zehn Jahren nicht an eine Nuance des bestehenden Vertrags gehalten“ habe, wie ein Arzt bei seiner Wortmeldung hervorhob, sei das Vertrauen in die dortige Leitung gering. Stattdessen stehe Mainkofen für eine hohe Qualität der Behandlungen, was auch einweisende Ärzte dem Haus stets bestätigten. „Mir ist wohl bewusst, dass die 20 Millionen Euro-Investition in den Neubau der Neurologie nur eine Sache ist, viel wichtiger sind die Menschen, die das Haus mit Leben füllen und hier exzellente Arbeit leisten. Sie können sicher sein, dass wir nicht leichtfertig mit Ihren Arbeitsplätzen und Ihrer Leistung, die Sie hier täglich erbringen, umgehen. Aber genau deshalb müssen wir unser Haus auch in einer sich massiv verändernden Gesundheitslandschaft zukunftssicher aufstellen.“

Und dabei betonte er zuletzt nochmal: „Wir stehen mitten in einem Prozess, bei dem es viele Fragen zu klären gibt. Wir werden nicht von oben zwangsverheiratet, sondern sind Verhandlungspartner auf Augenhöhe“, so Heinrich, der damit auf weitere kritische Fragen einging. „Und ich sage auch ganz klar: Ich habe kein Problem damit, dem Ministerium ein Ergebnis vorzulegen, das ihm nicht gefällt. Aber zunächst gilt es alle Möglichkeiten seriös zu prüfen. Das dürfen Sie von einem Politiker erwarten, schließlich könnte ich Ihnen jetzt auch vieles weitere versprechen, ohne zu wissen, ob ich es hinterher halten kann.“ Liegen die juristischen Optionen auf dem Tisch, sollen im Laufe der nächsten Schritte die medizinische Expertise ebenso eingeholt werden wie die Einschätzung durch den Personalrat. „Bis dahin: Lassen Sie sich nicht beunruhigen durch Gerüchte oder angebliche Zwischenstände bei den Verhandlungen.“

„Wir vertrauen unserem Präsidenten und glauben ihm das auch“, schloss Werner Lösl als Personalratsvorsitzender am Ende der gut zweistündigen Versammlung, nach der sich noch viele Mitarbeiter mit ihren Kollegen, Ärzten, Klinikleitung sowie dem Bezirkstagspräsidenten unterhielten.

Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich ging auf die Fragen aus der Personalversammlung ein.