Viechtach. Noch ist das Jugend- und Kulturzentrum am Bahnhof eine Baustelle, doch bald schon, voraussichtlich noch dieses Jahr, soll dort Leben einkehren. Über die Pläne von Bügermeister Franz Wittmann und Stadtjugendpfleger Marco Lorenz ließ sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich am Freitag informieren, bevor er im Anschluss das transform-Projekt in der Schnitzmühle besuchte.
Die Idee zu dieser Einladung kam Bürgermeister Wittmann, als er kürzlich an einer Tagung des Bezirksjugendrings in Mainkofen teilnahm, bei der es um die Frage ging, wie Gemeinden unter dem Druck des demografischen Wandels Jugendliche am besten halten und vor Ort beteiligen können. Einrichtungen wie Jugendzentren seien dabei sehr positiv, so die Referenten. Nur sollten die Investitionen der Gemeinde möglichst nachhaltig sein, indem sich etwa hauptamtliche Jugendpfleger darum kümmern, dass diese Treffpunkte auch dauerhaft belebt sind. Auf Viechtach trifft das zu, wie Olaf Heinrich lobend feststellte. Mit Marco Lorenz beschäftigt die Stadt als einzige im Landkreis einen hauptamtlichen Stadtjugendpfleger in Vollzeit, dessen Erfolge sich bereits in zahlreichen Aktionen des neugegründeten Jugendrates wie Waste-Cooking am Bauernmarkt oder dem Jam-Waggon in der Bahn niederschlagen. „Die Frage wie attraktiv unsere Städte und Gemeinden künftig für Jugendliche und junge Erwachsene sind, wird in Zukunft ein wichtiger Standortfaktor werden“, ist Heinrich überzeugt. Denn sie sind nicht nur Einkommenssteuerzahler, sondern auch Fachkräfte für Firmen, Ehrenamtliche in Vereinen oder politische Mandatsträger. „Je mehr Jugendliche das Gefühl haben, dass sie vor Ort keine Nummer sind, sondern gefördert werden und etwas bewegen können, desto wahrscheinlicher ist ihr Verbleib in der Heimat oder ihre Rückkehr nach dem Studium.“
Beim Rundgang erklärte Marco Lorenz, was genau ins Jugend- und Kulturzentrum einziehen soll: „Im Obergeschoss werden ein Jugendcafé und ein Veranstaltungsraum entstehen, im Untergeschoss mit eigenem Eingang eine Trendsporthalle, die auch von allen anderen Vereinen der Stadt genutzt werden kann“, erklärte Marco Lorenz. Dass das Projekt dennoch in Viechtach nicht unumstritten ist, konnte Heinrich spätestens dann nicht nachvollziehen, als Franz Wittmann ihm von der Förderquote in Höhe von 90 Prozent erzählte.
„Das ist ein Sechser im Lotto für Viechtach. Danach habt ihr nicht nur ein saniertes Gebäude für die nächsten Jahrzehnte, sondern auch einen Treffpunkt für die Jugend der gesamten Region“, so Heinrich. Denn dank der Bahnlinie können auch junge Leute aus anderen Ortschaften bequem nach Viechtach kommen. Die Lage direkt am Bahnhof sei ideal, zumal keine direkten Nachbarn angrenzen, die Stadtmitte aber wenige Minuten entfernt ist. Ob die Gastronomen denn Bedenken wegen Umsatzeinbußen hätten, wollte Heinrich wissen. Die Antwort kam von den beiden Jugendräten Moritz Gierl und Dominik Bielmeier: „Wir haben noch nichts gehört und es wäre ja auch unnötig, denn insgesamt wird die Stadt damit attraktiver und es kommen mehr Jugendliche her als bisher.“ Auch der ehrenamtliche Helfer Pascal Kortas nahm an der Besichtigungsrunde teil, er freut sich genauso wie die anderen schon sehr, wenn es endlich losgeht. Denn die Stadt stellt nur das Gebäude, um die Einrichtung kümmern sich die Jugendlichen selbst. Sie stehen schon in den Startlöchern und haben bereits Zusagen von diversen Bands, die hier bald auftreten wollen. „Außer der Stadthalle gibt es im Moment keine anderen räumlichen Möglichkeiten für sie“, erklärt Marco Lorenz, der das JUZ auch für viele Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit, verantwortungsbewusster Konsum und Ökologie nutzen will.
Begeistert von dem Projekt ist auch Anna Wagner, die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings. Als solche ist sie Kontaktperson für Vereine, die mit Jugendarbeit zu tun haben. „Verbandsjugendarbeit und offene Jugendarbeit schließen sich aber nicht aus, sondern können sich wunderbar ergänzen. In Viechtach sind die Gegebenheiten mit dem Jugendzentrum, angeschlossenem Förderverein, Stadtjugendpfleger, Jugendrat und vielen engagierten jungen Menschen in den Vereinen und außerhalb dafür nun ideal“, so Wagner, die auch im Förderverein aktiv ist. „Davon können alle profitieren.“
„Ich kann dir nur gratulieren“, sagte Olaf Heinrich, der auch Bürgermeister von Freyung ist, nach der Besichtigung zu seinem Amtskollegen. „Ich bin mir sicher: Das wird laufen.“
Im Bild: Marco Lorenz (l.) schilderte Olaf Heinrich, was im Jugend- und Kulturzentrum alles entstehen soll.