Pfarrkirchen. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 177 Patienten aus dem Landkreis Rottal-Inn in den Ambulanzen der Bezirkskliniken Mainkofen und Passau behandelt, im ersten Halbjahr 2018 waren es bereits 118. Dies zeigt, wie groß der Bedarf an psychiatrischen und psychologischen Behandlungen in der Region und wie dringend dementsprechend der Handlungsbedarf für den Bezirk Niederbayern ist.
Mit der Eröffnung der „Ambulanz für psychische Gesundheit“ in Grafenau, angeschlossen an das dortige Kreisklinikum, im Mai 2018 betrat das Bezirksklinikum Mainkofen erstmals neues Terrain: die Dezentralisierung und Angebotserweiterung in die Fläche. Wegen der großen Nachfrage wird dort nach vier Monaten nun die Sprechstundenzeit von drei auf fünf Tage pro Woche angehoben.
Bisher stellen für die Betroffenen aus dem Landkreis Rottal-Inn die langen Warte- und Anfahrtszeiten nach Passau und Mainkofen eine große Hürde dar, dennoch steigen die Zahlen, wie Klinikdirektor Gerhard Schneider bei einem Treffen mit Landrat Michael Fahmüller ausführte. Die Eröffnung von Ambulanzen bringt damit Vorteile für die Patienten mit sich, die wohnortnäher behandelt werden können, aber auch für das Bezirksklinikum selbst, das damit seine Wartezeiten reduzieren kann.
Sowohl Landrat Fahmüller als auch Bezirksrat Dr. Thomas Pröckl begrüßen die Pläne des Bezirks, da sie beide wissen, dass viele Menschen aus Rottal-Inn von einer solchen Ambulanz in der Region profitieren würden. Zudem erklärte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, dass neben den bestehenden Patienten auch weitere Betroffene vom Angebot in einer solchen Ambulanz angesprochen werden. „Viele scheuen bisher den weiten Weg nach Mainkofen oder warten viel zu lange bis sie sich Hilfe holen. Der Bezirk nimmt seinen Auftrag hier sehr ernst und versucht, die Versorgungslage für die Bevölkerung weiter zu verbessern.“ Laut Heinrich soll dem Bezirkstag zeitnah ein Grundsatzbeschluss vorgelegt werden. Sobald dieser erfolgt, könne mit der weiteren Planung begonnen werden, damit die neue Einrichtung möglichst schon 2019 den Betrieb aufnehmen kann.
Zuvor wollen die Verantwortlichen des Bezirksklinikums Mainkofen bereits Sondierungsgespräche mit dem Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung führen. Doch da der Bezirk für diese Ambulanzen bewusst bisher unterversorgte Regionen wählt, in denen es zu wenig niedergelassene Fachärzte gibt, sind alle zuversichtlich, dass das Vorhaben so wie in Grafenau positiv beschieden wird. Beim Termin im Landratsamt Rottal-Inn erklärten Gerhard Schneider und Wolfgang Schreiber zudem, dass sie auch eine Videosprechstunde in der Ambulanz anbieten wollen.
Dieses neue telemedizinische Angebot bietet Patienten, die in der Ambulanz bereits persönlich von einem Arzt gesehen und behandelt worden sind, die Möglichkeit, über eine gesicherte Datenleitung mit einer Fachkraft zu kommunizieren, die nicht vor Ort ist. In Grafenau wurde dafür eigens ein Raum eingerichtet.
Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v. l.), ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, Prof. Wolfgang Schreiber, Landrat Michael Fahmüller, Bezirksrat Dr. Thomas Pröckl und Klinikdirektor Gerhard Schneider