Mainkofen. Rund 170 Teilnehmer verschiedener Fachbereiche der Medizin und Pflege waren der Einladung zum diesjährigen Nikolaussymposium am Bezirksklinikum Mainkofen gefolgt. Die Veranstaltung befasste sich mit verschiedenen Aspekten der Telemedizin und seiner Bedeutung für die weitere Entwicklung der psychiatrischen Versorgung. In seiner Begrüßung gab Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl einen Überblick über die aktuellen und künftigen Investitionen des Bezirks Niederbayern, um den stetig steigenden Patientenzahlen in der Psychiatrie gerecht zu werden. Neben umfangreichen Baumaßnahmen an den Standorten Mainkofen, Landshut und Passau, stehe die wohnortnahe Versorgung der niederbayerischen Bevölkerung im Fokus. Die 2018 eröffnete Ambulanz für psychische Gesundheit in Grafenau, eine Außenstelle des Bezirksklinikums Mainkofen, sei bereits nach wenigen Monaten ausgelastet gewesen. „2019 werden wir eine weitere Ambulanz im Landkreis Rottal-Inn eröffnen, weil auch dort die Wege für Patienten sehr weit sind und wir ihnen eine zeit- und wohnortnahe Behandlung ermöglichen wollen“, so Pröckl. „Langfristig gesehen wird dies dennoch nicht genug sein. Wenn die Patientenzahlen weiter steigen – und davon ist auszugehen – werden wir uns weitere Formen der Behandlung psychischer Erkrankungen überlegen müssen. Und genau hier kommt die Telemedizin ins Spiel, die gerade in der Psychiatrie große Chancen eröffnet.“
Eine ähnliche Position bezog Dr. Robert Meyrer, leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Klinikum am Michelsberg (Bamberg): „Die Zunahme psychischer Störungen und psychosomatischer Erkrankungen bei gleichzeitig zu erwartenden Versorgungengpässen machen alternative Formen der psychiatrischen Versorgung notwendig. Die Telepsychiatrie und insbesondere die telepsychiatrische Konsultation stellen eine machbare, effiziente und akzeptierte Ergänzung in der Versorgung dar.“
Prof. Wolfgang Schreiber, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen erörterte in seinem Vortrag Gebiete, die für telepsychiatrische Anwendungen geeignet wären: „Am besten untersucht und am weitesten verbreitet sind Selbstmanagementinterventionen, die häufig auf den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie basieren. Diese Interventionen sind wirksam in der Behandlung von Symptomen von Substanzgebrauchsstörungen, Depressionen, Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen sowie Essstörungen.“
Über Hemmnisse bei der Umsetzung der Telepsychiatrie sprach Dr. Markus Wittmann, Ärztlicher Direktor des Oberpfälzer Bezirksklinikums Wöllershof: „Gesetzliche Regelungen und Vorschriften zur Bändigung von Datenunsicherheit und Qualitätsverlust nehmen in einem hohen Ausmaß zu.“
Den aktuellen Stand von Telemedizin und eHealth in Bayern beleuchtete Prof. Siegfried Jedamzik von der TH Deggendorf. „In Form von telemedizinischen Projekten wird heute eine Vielzahl an Lösungswegen erprobt, um eine bessere und effizientere Versorgung und einen breiteren Zugang zu medizinischer Expertise, insbesondere auch in ländlichen Regionen zu ermöglichen“ so Prof. Jedamzik. Derzeit würden beispielsweise Videosprechstunden, das elektronische Rezept und digitale Medikationspläne erprobt.
Im Bild von links: Dr. Robert Meyrer, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und Prof. Wolfgang Schreiber
Foto: Bezirksklinikum Mainkofen, Lösl