Wegen großer Nachfrage Sprechstunden nun an fünf Tagen die Woche

Ambulanz für psychische Gesundheit in Grafenau erweitert Öffnungszeiten – Bisheriger Chefarzt aus Passau kommt

Foto: Bezirk Niederbayern, Lang

Grafenau. Wenn die Nachfrage steigt, erhöht sich auch das Angebot. Dieser Leitspruch aus der Wirtschaft gilt nicht immer, etwa im Gesundheitswesen. Doch im Falle der „Ambulanz für psychische Gesundheit“ in Grafenau, die als erste Institutsambulanz des Bezirksklinikums Mainkofen im Mai eröffnet wurde, trifft er dennoch zu. Da die Patienten innerhalb der fünf Monate die Einrichtung stark nachfragen und die bisherigen drei Tage Sprechzeiten voll ausgebucht sind, ebenso bereits Wartelisten eingeführt wurden, werden nun die Öffnungszeiten auf fünf Tage die Woche erhöht. Aktuell werden 214 Patienten behandelt, wobei es allein in den letzten zwei Monaten um 59 mehr wurden.

„Die Ambulanz hat sich in kürzester Zeit etabliert, die Nachfrage steigt laufend weiter, deshalb ist es sinnvoll, nun auf fünf Tage zu erhöhen“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich beim Pressetermin am Montag. Er verwies darauf, dass man versuche, dem Versorgungsauftrag gerecht zu werden und nicht aus wirtschaftlichen Gründen handle. Doch so eine Aufstockung sei immer eine Frage des Personals, weshalb Heinrich den Mitarbeitern um die Leitende Ärztin Dr. Cathy Czako dankte, dass sie den Standort so engagiert aufbauen. Der Bezirk will sich mit einem eigenen Medizinstudium selbst auch in Zukunft tatkräftig bei der Nachwuchsförderung von Ärzten einbringen.

Der „Nachwuchs“, der nun nach Grafenau wechselt, um das Mehr an Sprechstunden abzudecken, ist jedoch alles andere als ein Anfänger. Prof. Peter Eichhammer war bisherig Chefarzt am Bezirksklinikum Passau und wohnt seit einigen Jahren in Schönberg. Schon in seinen Anfangsjahren als Arzt habe er sich mit Ambulanzen und Dezentralisierungen beschäftigt, weshalb sich nun für ihn beruflich der Kreis schließe. Und er hat schon konkrete Vorstellungen, wie er die Ambulanz weiterentwickeln will: „Wir sollten die Zusammenarbeit mit den Hausärzten verstärken und ausbauen, denn 70 bis 80 Prozent der Patienten mit psychischen Problemen werden zuerst dort vorstellig.“ Auch die Zusammenarbeit mit den Kliniken am Goldenen Steig soll in Form einer Konsiliartätigkeit ausgebaut werden. „Viele Schmerzen können psychische Ursachen haben. Das heißt nicht, dass sich die Menschen diese einbilden, sondern, dass – zum Beispiel im Falle eines Herzinfarktverdachts – nicht das Herz die Ursache ist, sondern die Störung vom zentralen Nervensystem ausgeht“, führt Prof. Eichhammer aus, der genau in diesem Feld habilitiert hat. Dieser „ergänzende Blick“ des Psychiaters ist auch für Prof. Wolfgang Schreiber, ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, sehr wichtig. Da es bisher an den Kliniken am Goldenen Steig keinen Psychiater gibt, wäre es sinnvoll, dass man sich in der Hinsicht künftig stärker vernetzt.
Als Gewinn für die Stadt und die Region insgesamt wertete der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Kunz diese Entwicklung der Ambulanz und bedankte sich bei Olaf Heinrich für das Engagement, das der Bezirk hier zeigt. „Es ist schön, dass man wieder stärker dezentral denkt“, so Kunz. Die erweiterten Öffnungszeiten gelten ab 1. Oktober, die Ambulanz ist dann mit zwei Ärzten und einer Psychologin besetzt, ein Sozialpädagoge kann über den telemedizinischen Arbeitsplatz von Mainkofen aus hinzugezogen werden. Ebenso werden bereits Fallbesprechungen über diese moderne, digitale Methode gemacht. „So können wir die Ambulanz vom umfassenden Know-how in Mainkofen profitieren lassen“, schloss Prof. Schreiber. Das Ziel insgesamt ist, nach dem Motto „ambulant vor stationär“ eine Lücke gerade in denjenigen Regionen mit wenig niedergelassenen Fachärzten zu schließen, damit weniger Patienten stationär aufgenommen werden müssen oder diese danach besser weiterbetreut werden können. Sie ist in einem Nebengebäude der Kliniken am Goldenen Steig in Grafenau untergebracht, so dass sie direkt über den allgemeinen Haupteingang erreichbar ist.

Bildunterschrift:
Freuen sich, die Öffnungszeiten der Ambulanz für psychische Gesundheit nun erweitern zu können: Prof. Wolfgang Schreiber, ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, ärztlicher Direktor in Mainkofen, Gerhard Schneider, Martina Lösl, Leiterin des Bezirksklinikums Passau, Leitende Ärztin der Ambulanz in Grafenau, Dr. Cathy Czako, Prof. Peter Eichhammer, bisheriger Chefarzt in Passau, und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Grafenau, Wolfgang Kunz.