Bezirk stärkt Kinder- und Jugendpsychiatrie in Niederbayern

Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus Landshut

Östliches Niederbayern erhält eigene Chefarztstelle – Mehr Betten für BKH Passau

Mainkofen.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) in Niederbayern verzeichnet eine drastische Zunahme der Fallzahlen. In den vergangenen fünf Jahren ist die Anzahl an stationären Behandlungen um 86 Prozent gestiegen, von 392 im Jahr 2019 auf 731 im Jahr 2024. Dabei übersteigen die aus einem akuten Notfall resultierenden, ungeplanten Aufnahmen die Gesamtzahl der behandelten Patienten im Jahr 2020. Inzwischen sind fast 70 Prozent der stationären Behandlungen Notaufnahmen. Die häufigsten Diagnosegruppen sind depressive Episoden, Belastungs- und Anpassungsstörungen und hyperkinetische Störungen. Der Bezirk Niederbayern als Träger der überörtlichen psychiatrischen Gesundheitsversorgung reagiert nun auf diese Entwicklung. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Wir tun alles dafür, unsere jungen Patienten möglichst gut, zeitnah und wohnortnah vorsorgen zu können.“ Konkret sind zwei Maßnahmen geplant: die Dezentralisierung der Versorgungsstruktur und der Ausbau der Behandlungskapazitäten.

Für das östliche Niederbayern soll am Bezirksklinikum Mainkofen eine zweite KJP-Chefarztstelle geschaffen werden. Bislang betreute eine Chefärztin, Dr. Tanja Hochegger, vom Hauptstandort im Bezirkskrankenhaus (BKH) Landshut aus die gesamt Kinder- und Jugendpsychiatrie in Niederbayern. Mit der personellen Aufstockung entlastet der Bezirk nun einerseits die KJP in Landshut und stärkt gleichzeitig die Kinder- und Jugendpsychiatrische Infrastruktur in den Standorten Passau, Deggendorf, Zwiesel und Waldkirchen. Die Stelle soll noch im Laufe des Jahres 2025 besetzt werden. Die KJP Mainkofen wird künftig die Landkreise Deggendorf, Regen, Freyung-Grafenau, Passau und die Stadt Passau betreuen. Die übrigen Landkreise Niederbayerns betreut weiter die KJP am BKH Landshut.

Als weitere Maßnahme genehmigte der Bezirksausschuss in seiner Sitzung am Dienstag die Erhöhung der Anzahl der Planbetten im Zuge der Erweiterung des BKH Passau. Sie steigt damit von bisher 20 geplanten stationären Behandlungsplätzen auf 26. Hintergrund: Um das Netz psychiatrischer Versorgung in Niederbayern noch enger zu knüpfen, treibt der Bezirk Niederbayern die geplante Erweiterung des BKH Passau voran. Dafür ist eine Investition von rund 80 Millionen Euro vorgesehen, 50 zusätzliche Betten für die stationäre Behandlung in der Erwachsenenpsychiatrie und mit dem jüngsten Beschluss nun 26 zusätzliche Betten für die KJP werden neu entstehen. Außerdem vertieft der Bezirk die etablierte Kooperation mit der örtlich unmittelbar angrenzenden Kinderklinik Dritter Orden.

Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich zeigte sich beunruhigt über den drastischen Anstieg der Fallzahlen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: „Wir beobachten seit Jahren, dass mehr junge Menschen unter psychischen Problemen leiden. Wir müssen handeln, um ihnen weiter eine gute Versorgung und entsprechende Behandlungsplätze bieten zu können. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die KJP mit einer zweiten Chefarztstelle personell aufzustocken und dadurch die Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgung neu zu organisieren. Ich möchte ausdrücklich der Chefärztin Dr. Hochegger danken, die in diesen Prozess von Anfang an eng eingebunden war. Außerdem danke ich Prof. Matthias Keller von der Kinderklinik Dritter Orden in Passau für den Aufbau einer starken Partnerschaft, mit der wir vielen Kindern und Jugendlichen in Zukunft helfen können.“  

Chefärztin Dr. Tanja Hochegger: „Es ist ein notwendiger Schritt, die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Niederbayern weiter zu dezentralisieren. Die Versorgung vom Standort Landshut war bisher vor allem für die östlichen Landkreise des Bezirks ein massiver Nachteil. Durch die abgestimmte Entwicklung von wohnortnaher Akut- und Krisenversorgung und überregionalen Spezialstationen können wir weitere Angebote schaffen. Durch enge Zusammenarbeit mit Kooperationspartner wie beispielsweise den Kinderkliniken in Passau und Landshut, die ausgezeichnete psychosomatische Angebote vorhalten, werden wir zukünftig für alle Patienten, egal wo sie wohnen, maßgeschneiderte Versorgung sichern können.“

Der Chefarzt der Kinderklinik Dritter Orden, Prof. Dr. Matthias Keller, begrüßt die nun getroffenen Maßnahmen des Bezirks. „Die Zahl der Kinder mit schweren psychiatrischen Erkrankungen nimmt leider weiter zu, weshalb wir dringend die beantragten Betten benötigen. Gemeinsam mit dem Bezirk Niederbayern setzen wir im neu geschaffenen Zentrum für seelische Gesundheit Ostbayern alles daran, diese Kinder bestmöglich zu versorgen. Doch stoßen wir nun an die Grenzen der Verfügbarkeit von Betten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Daher hoffen wir auf eine zeitnahe Umsetzung der erforderlichen Baumaßnahmen, um die Versorgungslage für betroffene Kinder zu verbessern.“


Im Bild: Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus Landshut
Foto: Bezirkskrankenhaus Landshut