Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Gespräch mit Bürgermeister Michael Englram
Langdorf. Dass eine kleine Gemeinde wie Langdorf viele Probleme hat, darum ging es bei einem Gespräch zwischen Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Langdorfs Bürgermeister Michael Englram. Doch auch über neue Chancen sprachen die beiden, etwa beim Thema erneuerbare Energien. Wichtig sei es, so war man sich einig, die Menschen ehrlich darauf vorzubereiten, dass die Gemeinden nicht mehr alles leisten können, was man bisher gewohnt war. „Doch diese politische Ehrlichkeit braucht es auf allen Ebenen, nicht nur bei Kommunen und Landkreisen“, so Englram, der wie Heinrich eine Reformnotwendigkeit seitens des Freistaates und des Bundes sieht.
Neubau des Aussichtsturmes geplant
Nach dem großen Wasserschaden in der Schule, der zur Folge hatte, dass die rund 70 Grundschulkinder derzeit in Zwiesel unterrichtet werden, sei die Unsicherheit im Dorf groß, dass man die Schule verliere. Teile des Kindergartens, der ebenso geschädigt wurde, sollen nun übergangsweise im Seniorenheim untergebracht werden. „Zum Glück zahlt die Versicherung, doch ein Eigenanteil wird sowohl bei einer Generalsanierung, als auch bei einem Neubau von der Gemeinde zu leisten sein“, so der Bürgermeister. Als eine der letzten freiwilligen Leistungen plant man einen Neubau des Aussichtsturmes auf dem Schönecker Riegel – doch auch das gehe nur, wenn der Förderantrag, den man gemeinsam mit Schöfweg, und den tschechischen Gemeinden Prachatice und Susice gestellt hat, erfolgreich sei. „Wir sind guter Dinge, dass wir 2025 mit dem Bau beginnen können.“
Die letzten Jahre waren in Langdorf von einem strikten Sparkurs bestimmt, der über die Stabilisierungshilfe eingefordert wurde. „Wir konnten uns von 4 Millionen auf eine Million entschulden und auch eine Rücklage aufbauen.“ Doch diese Rücklage sei schnell aufgebraucht, wenn die Umlagen seitens des Bezirks und demzufolge auch des Landkreises steigen würden. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich konnte in diesem Punkt leider nichts Gutes berichten. „90 Prozent des Bezirkshaushaltes sind gesetzlich vorgeschriebene Ausgaben zur Sozialen Sicherung, auf die wir keinen Einfluss haben. Uns galoppieren die Kosten davon, hinzukommt eine sich zuspitzende Personalnot in sämtlichen Bereichen“, so Heinrich, der betont: „In den letzten Jahrzehnten wurden die Standards immer weiter erhöht und vieles versprochen. Nun gilt es, ganz grundsätzliche Fragen zu beantworten und um Lösungen zu ringen, sonst haben wir bald keinerlei Spielraum mehr.“ Etwa brauche es bei der Eingliederungshilfe eine Selbstbeteiligung derjenigen Menschen, die es sich wirtschaftlich leisten können.
„Doch bei voraussichtlich 10 Prozent Mehrausgaben in diesem Jahr – sonst waren es jährlich 5 Prozent – wird uns wohl 2025 nichts anderes übrig bleiben, als die Bezirksumlage kommendes Jahr zu erhöhen“, so Dr. Heinrich weiter. Da bisher die Umlagekraft parallel anstieg, fielen die jährlichen Mehrausgaben nicht so ins Gewicht. „Doch die Steuerkraft wird voraussichtlich nicht mehr steigen.“
„Standards, die wir nicht mehr leisten können“
Auch in anderen Bereichen, etwa dem Feuerwehrwesen, findet Michael Englram: „Der Freistaat suggeriert Standards, die wir vor Ort nicht mehr leisten können.“ Hier lohne es sich, so Heinrich, sich nicht von den Standards treiben zu lassen, denn oft könne man – etwa Stellplätze für neue Feuerwehrfahrzeuge – auch deutlich einfacher bauen als üblich. Die so entstandenen finanziellen Spielräume ließen sich wiederum für andere Projekte nutzen.
Besondere Chancen für die Region sieht der Bezirkstagspräsident in der Energiewende, die aus seiner Sicht eine der größten sozialen Fragen der Zukunft sei. Dezentrale Strukturen vor Ort – etwa ein Mix aus Wasserkraft, Sonnenenergie und der Nutzung von Holz – halten die Wertschöpfung in der Region und sorgen für bezahlbare Preise auch in der Zukunft.
In Langdorf gibt es viele kleine Wasserkraftanlagen sowie mittlerweile drei PV-Freiflächenanlagen. „Die sind nicht besonders schön, aber irgendeinen Weg muss man gehen“, findet Englram, der dank eines recht jungen und dem Thema gegenüber aufgeschlossenen Gemeinderats noch mehr in Sachen Energieversorgung vorhat. „Uns ist wichtig, dass unsere eigenen Bürger investieren und beteiligt sind, damit die Wertschöpfung auch tatsächlich vor Ort bleibt. Außerdem wollen wir uns auch an der Energiegesellschaft des Landkreises beteiligen.“
Man müsse bei allen Problemen auch weiterhin nach vorne schauen und die Zukunft gestalten. „Gerade unsere Region hat dabei große Chancen, doch die können wir nur dann nutzen, wenn alle politischen Ebenen die drängenden und grundsätzlichen Fragen unserer Zeit angehen“, schloss Heinrich, der sich bei Michael Englram für das offene Gespräch bedankte.
Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) und Langdorfs Bürgermeister Michael Englram.
Bildquelle: Lang, Bezirk Niederbayern