Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich blickt mit Neurologie-Chefarzt Prof. Tobias Schmidt-Wilcke auf das Jahr zurück
Mainkofen. Dreh- und Angelpunkt für die Weiterbehandlung von Patienten nach dem stationären Aufenthalt sind die Arztbriefe, in denen die medizinische Vorgeschichte, Diagnostik, Therapie und Verlauf dokumentiert und vor allem reflektiert werden. Fünf Jahre hat Prof. Tobias Schmidt-Wilcke, Chefarzt des Neurologischen Zentrums am Bezirksklinikum Mainkofen, als Herausgeber zusammen mit über 40 Co-Autoren an dem Werk „Arztbriefe in der Neurologie“ gearbeitet, welches er nun Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich präsentieren konnte.
Dies war allerdings nicht der Anlass für das Treffen der beiden, sondern ergab sich im Rahmen des traditionellen Jahresgesprächs, bei dem es unter anderem auch um Künstliche Intelligenz ging. „Gerade bei den Arztbriefen, die für neue Kollegen aus dem Ausland eine große Herausforderung sind, birgt dies große Chancen“, ist Schmidt-Wilcke überzeugt. Auch der Zeitgewinn sei ein Argument, da man durch die digitale Unterstützung mehr Zeit mit dem Patienten und weniger mit dem Verfassen des Arztbriefes verbringe.
Viele der neuen Ärzte in der Neurologie müssen zunächst die deutsche Sprache perfektionieren, dazu gehört auch, sich detailliert in die medizinische Fachsprache einzuarbeiten. Einige der angehenden Kollegen hospitieren als ärztliche Hilfskräfte bis sie die Fachsprachenprüfung ablegen können, um danach als Ärzte mit Berufserlaubnis fest in den Kollegenkreis aufgenommen zu werden. „Ich kann mich im Moment nicht beschweren“, so das Fazit des Chefarztes zur personellen Situation, die sich seit Jahresbeginn deutlich entspannt habe. „Das ist eine Entwicklung, die hart erarbeitet wurde“, so der Bezirkstagspräsident anerkennend.
Die „starke Oberarztriege“ in der Neurologie sei laut Chefarzt auch „didaktisch gut aufgestellt“, was im Hinblick auf den Medizincampus Niederbayern wesentlich ist, da in einigen Jahren junge Studenten hier unterrichtet werden. „Die Lehre bezahlt der Freistaat, aber es braucht vor Ort die geeigneten Köpfe“, ist sich Olaf Heinrich bewusst und auch darüber, dass das Mehrarbeit für das Bezirksklinikum bedeuten wird.
„Wir schauen auf ein recht gutes Jahr zurück“, resümierte Schmidt-Wilcke. Sehr gut angenommen wurden spezielle Behandlungsangebote in Mainkofen: Nahezu eine Verdoppelung der Behandlungstage konnte man 2023 bei der Immunabsorption verzeichnen – einer Art Blutwäsche bei Autoimmunerkrankungen, bei der Antikörper aus dem Blut gewaschen werden. Auch das Weaning, in dessen Rahmen schwer und schwerst betroffene neurologische Patienten von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden, habe deutlich „an Fahrt aufgenommen“. Der neurologischen Frühreha in Mainkofen eile ein sehr guter Ruf voraus. „Wir haben mittlerweile ein großes Einzugsgebiet. Patienten aus dem Raum Regensburg und Erlangen bis nach Bad Reichenhall werden uns zuverlegt“, zählte der Chefarzt auf, der das unter anderem auch auf das gute Aufnahmemanagement der zuständigen Kollegen zurückführt.
Inwiefern sich die geplante Krankenhausreform auf das Neurologische Zentrum auswirken wird, könne man derzeit noch nicht abschätzen. Wesentlich wird sein, wie viel Gestaltungsspielraum die Länder dabei bekommen. „Wir haben viel in die Zukunft investiert und unser Haus in den letzten Jahren sowohl baulich als auch personell gut aufgestellt“, so Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich überzeugt, der sich auch über die gute Zusammenarbeit mit dem Donau-Isar-Klinikum freute. „Bei einem insgesamt steigenden Druck ist es gut, wenn wir in der Region an einem Strang ziehen im Sinne der bestmöglichen Versorgung aller Patienten.“ In diesem Sinne blicken beide nach einem überraschend guten Verlauf des Jahres 2023 auch optimistisch auf das neue Jahr.