Kinder und Jugendpsychiatrie fit für die Zukunft machen

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zum Jahresgespräch bei Chefärztin Dr. Tanja Hochegger

Landshut. Gerade in einer psychiatrischen Einrichtung sind Rückzugsräume für die Patienten enorm wichtig. Aus diesem Grund war es der Chefärztin der Kinder- und Jungendpsychiatrie (KJP) am Bezirkskrankenhaus (BKH) Landshut, Dr. Tanja Hochegger, im vergangenen Jahr ein großes Anliegen, eben diese deeskalativen Rückzugsräume altersgerecht zu modernisieren. Darüber und viele weitere Themen sprach die Chefärztin mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei ihrem Jahresgespräch in Landshut.

Ein erster, modernisierter Krisenraum befinde sich bereits im Einsatz, sagte Dr. Hochegger. Er stehe unter dem Motto Weltraum. Raketenpolster, Schaumstoffwürfel, gedämpftes Licht, reichlich Gelegenheiten zum Liegen bieten den jungen Patienten eine ideale Zuflucht aus dem teilweise stressigen Klinikalltag. Schließlich könne es auf Station mit vielen Kindern und Jugendlichen oft laut und hektisch zugehen. Dr. Hochegger: „Der Raum ist sehr gut gelungen. Ich freue mich, dass wir die teils in die Jahre gekommenen Stationen am BKH Landshut mit vergleichsweise geringen Mitteln modernisieren konnten.“

Stand Januar seien die Arbeiten in einer Station bereits abgeschlossen und eine zweite werde bald fertiggestellt. Besonders dankte die Chefärztin der Architekturberatung Universalraum aus Berlin für die Unterstützung bei der Planung, der Auswahl der Farbgestaltung und der Verbesserung des Farbleitsystems in der Landshuter KJP.

Eine weitere Neuerung, so Dr. Hochegger, sei die Neuaufstellung eines Schutzkonzeptes gewesen. Man habe sich bewusst dagegen entschieden, ein solches Konzept von oben nach unten zu delegieren. Vielmehr habe die Klinikleitung gemeinsam mit den Mitarbeitern in Workshops das Konzept erarbeitet – mit kompetenter, fachlicher Unterstützung durch Prof. Dr. Mechthild Wolff von der Hochschule Landshut. Dr. Hochegger: „Diese partizipatorische Haltung ist mir ganz wichtig. Unsere Mitarbeiter haben sich intensiv beteiligt und es sind tolle Ideen dabei rausgekommen.“ Im individuellen Schutzkonzept ist nun Vieles geregelt, was davor auch schon bekannt war. Im Rahmen der Workshops hat man sich intensiv damit beschäftigt, wie man sensibel und aber auch bestimmt auf die inneren und äußeren Schutzzonen der Patienten achtet. „Im vergangenen Jahr haben wir das Konzept verschriftlicht. Jetzt muss es gelebt werden“, so die Chefärztin.

„Psychische Erkrankungen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, treten immer häufiger auf. Auch ist unsere Gesellschaft sensibler gegenüber mentalen Problemen geworden“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich. „Deshalb muss sich Psychiatrie stetig weiterentwickeln. Dass dabei neben der Klinikleitung auch die Mitarbeiter und der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung einfließen, halte ich für den richtigen Weg.“

Mehr Patienten, vielfältigere Krankheitsgeschichten: Um für die Zukunft gewappnet zu sein, brauche es engagierte und kompetente Nachwuchsärzte, so Dr. Hochegger weiter. Doch viele junge Ärzte würden immer wieder über Frust und Sorgen im Job klagen. Vielen sei das System Psychiatrie zu starr und zu bürokratisch. Das sei freilich kein Problem, das sich auf Niederbayern beschränkt. „Dennoch müssen wir hinhören und reagieren. Wir brauchen Menschen, die diesem Beruf auch in Zukunft noch leidenschaftlich nachgehen“, sagte die Chefärztin. Dabei sei weniger das Gehalt ein Thema, vielmehr gehe es um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, um Flexibilität. „Den jungen Kollegen dies zu ermöglichen werde in Zukunft eine wichtige Herausforderung.“

Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich: „Die Personalsituation in vielen unserer Kliniken ist angespannt. Wir müssen als Arbeitgeber attraktiv bleiben, um gute Nachwuchskräfte für Niederbayern zu gewinnen.“ Die Klinikleitung müsse deshalb auf den Nachwuchs zugehen und ihre Anliegen ernst nehmen.

Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besuchte Chefärztin Dr. Tanja Hochegger in ihrem Büro im BKH Landshut.

Bildquelle: Bezirk Niederbayern, Korbinian Huber