Krisenhilfe in über 120 Sprachen

Farsi, Dari oder Chinesisch: Bei den Krisendiensten Bayern rufen immer wieder Menschen an, die eine – aus regionaler Sicht – seltene Sprache sprechen. Dank eines Übersetzungsdienstes können die Leitstellen künftig Anrufenden, die nicht deutsch sprechen, mit kompetenter Krisenhilfe zur Seite stehen. Je nach Bedarf können Dolmetscherinnen und Dolmetscher für derzeit rund 120 Sprachen hinzugezogen werden.

Dazu der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Der Bezirk Niederbayern arbeitet kontinuierlich daran, die psychiatrische Versorgung seiner Bevölkerung möglichst wohnortnah und niederschwellig zu gestalten. Sprachbarrieren beim Krisendienst abzubauen, ist ein weiterer Schritt, um möglichst vielen Menschen in seelischen Krisen die notwendige Hilfe zukommen zu lassen.“

Die Leitstellen in Oberbayern und Schwaben der Krisendienste Bayern haben den Übersetzungsdienst seit Sommer 2022 erprobt. Verfügbar ist ein Pool von Dolmetschern für derzeit rund 120 Sprachen. Das Angebot wird laufend weiter ausgebaut. Beim Anruf einer Person, die kein Deutsch spricht, können die Leitstellen innerhalb weniger Minuten muttersprachliche Dolmetscherinnen oder Dolmetscher zuschalten. Erreichbar sind die Krisendienste Bayern unter 0800 / 655 3000 jeden Tag rund um die Uhr.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach betonte: „Psychische Krisen können jeden Menschen treffen. Für Betroffene ist rasche, niedrigschwellige und kompetente Hilfe von unschätzbarem Wert. Durch das fremdsprachige Zusatzangebot der Krisendienste, durch das Hilfesuchende muttersprachlich beraten und unterstützt werden können, wird ein weiterer Meilenstein in der bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Krisendienste Bayern erreicht. Mit den Krisendiensten setzen der Freistaat und die Bezirke einen zentralen Auftrag des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes um und bundesweit Maßstäbe – das Hilfeangebot der Krisendienste ist für ein deutsches Flächenland einmalig.“

„Wir vom Krisendienst Psychiatrie Niederbayern freuen uns, dass wir nun auch Menschen helfen können, die nicht deutsch sprechen und wahrscheinlich alleine bleiben würden in ihrer Not“, so Werner Sagmeister, Leiter der Leitstelle in Landshut. Die schnelle Verfügbarkeit des Übersetzungsdienstes ist aus seiner Sicht entscheidend, da Hilfe in akuten Krisen meist sofort benötigt werde. „Für das Beraterteam ist es von großem Wert, dass sie ohne Vorplanung direkt einen Übersetzungsprofi hinzuziehen können.“

Die Kosten für das Zusatzangebot erstattet das Bayerische Gesundheitsministerium. Die Krisendienste Bayern erfüllen damit eine Vorgabe des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes, das eine barrierefreie Erreichbarkeit der Ersten Hilfe in seelischer Not verlangt.