Neue Heimat für Geburtshaus und Lebenswerk des Paul Friedl

Transloziertes Haus im Freilichtmuseum Finsterau eröffnet – Literatur im Grenzraum im Fokus

Finsterau. Paul Friedl, genannt der „Baumsteftenlenz“, schaffte es zu Lebzeiten, eine Marke zu werden, indem er nicht nur über 30 Romane verfasste oder altes Liedgut bewahrte und niederschrieb, sondern vor allem auch, weil er den Bayerischen Wald in der Mitte des 20. Jahrhunderts bestens vermarktete. Heute würde man ihn wohl „Influencer“ oder Netzwerker nennen. Auf jeden Fall war er einer der großen Literaten, Volkskundler, Heimatpfleger und Musikanten der Region, der weit über den Bayerischen Wald hinaus Ansehen genoss.
Sein Geburtshaus in Pronfelden bei Spiegelau wurde 2018 abgetragen, im Freilichtmuseum Finsterau eingelagert und dort in handwerklicher Perfektion nach und nach wieder aufgebaut. Am Donnerstag, dem Tag der Deutschen Einheit, konnte das historische Haus nun offiziell eröffnet werden. Die Gesamtkosten beliefen sich für den Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen Massing und Finsterau auf 900.000 Euro. Aber nicht nur Vertreter von Gemeinde, Landkreis und Bezirk waren vor Ort, auch zahlreiche weitere Ehrengäste, viele Abgeordnete sowie ein großer Kreis Interessierter füllten das Salettl beim Festakt.    
„Wir sind heute stolz und dankbar, dass es sich Persönlichkeiten wie der Baumsteftenlenz zum Lebensinhalt gemacht haben, unsere Region zu entwickeln. Er hat den Bayerischen Wald geliebt, geschätzt und mit seinem Wirken sehr bereichert“, hob Landrat Sebastian Gruber hervor.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bedankte sich bei allen, die über Jahre, teils Jahrzehnte dafür gekämpft hatten, dass dieses Haus bewahrt wird – allen voran Karl-Heinz Reimeier, Kreisheimatpfleger in Freyung-Grafenau. Er ist nun auch Vorsitzender des 2018 gegründeten Fördervereins „Dichterwald e.V.“, der das Thema Literatur im bayerisch-böhmischen Grenzraum mit dem Wirken von Paul Friedl und anderen Schriftstellern in das Freilichtmuseum integriert. Im Haus selbst wird die Stube und Küche aus der Mitte des 20. Jahrhunderts präsentiert sowie mit einer Dauerausstellung auf das Lebenswerk von Paul Friedl Bezug genommen. Für die Konzeption der Ausstellung war Roland Pongratz zuständig, der das Lebenswerk näher vorstellte. Den Nachfahren von Paul Friedl dankte er für die Ausstellungsobjekte aus Familienbesitz und überreichte das erste „Fan-TShirt“ des Baumsteftenlenz, dessen bekannteste Lieder bei der Eröffnung vom Musiker-Duo „Tom & Basti“ gespielt wurden.
Die größte Anerkennung wurde neben Paul Friedl selbst jedoch drei Mitarbeitern des Freilichtmuseums zuteil, die mit herausragender Handwerkskunst das historische Gebäude wieder zum Leben erweckt und es in Sachen Inneneinrichtung passgenau in die 50er Jahre verortet haben. Den ganzen Tag über fanden Führungen und Lesungen auf dem Gelände statt. Wer alle neuen Objekte anschauen, alle Filme und Audios zu Paul Friedl ansehen und anhören möchte, dem empfahl Ausstellungskurator Roland Pongratz am Ende, gleich eine Jahreskarte für das Museum zu kaufen.

Bildunterschrift:

Zahlreiche Gäste freuten sich über die Eröffnung des Paul-Friedl-Hauses. Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier (li.), Kurator Roland Pongratz (6. v. l.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (7. v. l.), Landrat Sebastian Gruber (4. v. r.), Bürgermeister Heiner Kilger (5. v. r.), Architekt Norbert Paukner (2. v. r.) und Museumsleiter Timm Miersch (3. v. r.).
Foto: Bezirk Niederbayern, Manuela Lang