Nur gemeinsam kann man vorankommen

Verein „Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen Deggendorf“ veranstaltet 2. Niederbayerischen Inklusionstag

Metten. Ein Netzwerk für alle zu schaffen, die sich mit dem Thema Inklusion beschäftigen, ist ein Ziel des Vereins „Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen Deggendorf“, der kürzlich den 2. Niederbayerischen Inklusionstag im Kloster Metten veranstaltete.
Vereinsvorsitzender Gerhard Schreiber begrüßte die rund 50 Teilnehmer, darunter hochkarätige Referenten. Einen aktuellen Lagebericht zur Inklusion sollte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich geben. Er blickte auf gesetzliche Neuerungen wie etwa die Einführung des Bundesteilhabegesetzes zurück, die viele Verbesserungen für Menschen mit Beeinträchtigung, aber auch einen höheren Verwaltungsaufwand mit sich bringen. So habe sich die Zahl der Mitarbeiter in der Sozialverwaltung innerhalb von 20 Jahren fast vervierfacht. Angesichts knapper werdender finanzieller sowie vor allem auch personeller Ressourcen in den Einrichtungen sei es aus seiner Sicht wichtig, den Status quo zu sichern, um in Zukunft handlungsfähig zu bleiben. „Das geht nur gemeinsam und auf Augenhöhe zwischen dem Bezirk als Kostenträger und den Verbänden als Leistungsträger“, so Heinrich, der aber auch das ehrenamtliche Engagement als „unverzichtbar“ heraushob.

Dass das Weniger an Personal langfristig nur mit Kooperationen und Ehrenamt zu stemmen sein wird, ist auch die Überzeugung von Gerhard Schreiber und doch warnte er davor, dass die engagierten Menschen ausbrennen. Ähnlich sah es auch der Bayerische Behindertenbeauftragte Holger Kiesel. Er nahm die Zuhörer mit auf seinen „Road Trip“ durch die acht inklusiven Regionen in Bayern, die sich vor allem bei der schulischen Bildung dem Thema Inklusion intensiv gewidmet haben. „Die engagierten Menschen wollen keine Leuchttürme sein“, war eine der Erkenntnisse vor Ort. Sie wollen stattdessen, dass ihr Vorbild Nachahmer in anderen Regionen findet. Überall brauche es Menschen, die mehr als „Dienst nach Vorschrift“ machen. „Wenn das jedoch dauerhaft bleibt, ohne dass sich die Ausgangssituation verändert, riskiert man, dass die Mitarbeiter ausbrennen“. Gewünscht wäre neben mehr Geld und Personal, vor allem mehr Aufmerksamkeit der Politik auf das Thema und in erster Linie mehr Zeit, um sich den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung zu widmen.
 
Als Laura Egginger, Vorstandsmitglied bei „Gemeinsam Leben – gemeinsam lernen“ vom „Chura Modell“ berichtete, das sie in ihrer Grundschule in Dingolfing bereits erfolgreich umsetze, zeigte sich Prof. Dr. Wocken, emeritierter Professor für Lernbehinderten- und Integrationspädagogik aus Hamburg sehr beeindruckt – und weckte mit dieser Reaktion gleich den Traum von Vereinsvorstand Schreiber, auch aus Deggendorf eine inklusive Region zu machen. Der Bayerische Behindertenbeauftragte Holger Kiesel sagte dabei sofort seine Unterstützung zu. „Da auch unser Landrat das Thema „Inklusion" im Landkreis Deggendorf dieses Jahr mit vielen Aktionen gefördert und begleitet hat, sehe ich jetzt auch die Chance, die Öffentlichkeit über diese Themen intensiv weiter zu informieren“, so Schreiber, der dazu bald einen „runden Tisch“ veranstalten möchte.
Ebenso wurde beim Inklusionstag das Thema Arbeit für Menschen mit Behinderung behandelt. David Ochs, Bereichsleiter integra MENSCH der Lebenshilfe Bamberg, ging auf die Entwicklung seit 2011 in Stadt und Landkreis Bamberg ein, wo 140 Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen wurden und 20 Personen aus den Werkstätten in den ersten Arbeitsmarkt überführt werden konnten.

Nach der Mittagspause stellte Wolfgang Geier, 1. Vorstand der Lebenshilfe Deggendorf, zusammen mit dem Geschäftsführer Volker Kuppler die Einrichtungen und Angebote der Lebenshilfe Deggendorf vor, welche die Bereiche Lernen, Arbeiten, Wohnen und Freizeit abdecken. Dabei wurden auch die umfassenden inklusiven Aktivitäten aufgezeigt, welche innerhalb der Lebenshilfe Deggendorf stattfinden.  

Am Schluss der Veranstaltung zogen die 50 Teilnehmer noch gemeinsam ein Resümee der Veranstaltung und Gerhard Schreiber betonte zuletzt, dass es die Zusammenarbeit aller Stellen in Deggendorf brauche, um gerade beim Thema „Außenarbeitsplätze" voranzukommen.


Im Bild: Vereinsvorsitzender Gerhard Schreiber (hi. v. r.) mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, stv. Landrat Josef Färber und Lebenshilfe-Geschäftsführer Volker Kuppler sowie (vorne v. r.) David Ochs, Bereichsleiter integra MENSCH der LH-Bamberg, Holger Kiesel, Bayerischer Behindertenbeauftragter und dem Vorsitzenden der Lebenshilfe Wolfgang Geier.

Foto: Lang/Bezirk Niederbayern