21 Teilnehmer aus Frankreich, Italien, Polen und Deutschland eine Woche in Landshut – Vermittlung europäischer Werte und Möglichkeiten politischer Teilhabe
Landshut. Zum Abschluss der SommerAKTIVersität 2024, dem internationalen Jugendaustausch des Bezirks Niederbayern, stand eine große Debatte auf dem Programm. Das Thema: Lohnt es sich, große Mengen an Ressourcen für die Erschließung des Weltraums aufzuwenden? Um diese Frage zu klären, kamen die insgesamt 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Frankreich, Polen, Italien und Deutschland am Montagvormittag im Plenarsaal der Stadt Landshut zusammen und debattierten das Für und Wider. Den ebenfalls am Montag stattfindenden Abschlussabend eröffnete Bezirksrätin Renate Wasmeier: „Wir können nur auf einen gemeinsamen Nenner kommen, wenn wir uns austauschen und wenn wir auch Freude an den Gegensätzen haben. Wie langweilig wäre es, wenn wir alle gleich wären?“
Wie spannend unterschiedliche Ansichten sein können, das stellten die Jugendlichen ihrerseits bei der Abschlussdebatte einige Stunden zuvor fest. Im sogenannten Oxford-System stellten zwei Gruppen – die einen pro Raumfahrt, die anderen contra – in mehreren Vortragsrunden ihre Argumente vor. Gesprochen wurde englisch. Anschließend folgte eine offene Diskussion bei der das Publikum, ebenfalls Teilnehmer der SommerAKTIVersität sowie einige Betreuer, Fragen stellen und ihre Ansichten präsentieren konnten. Das Publikum war es auch, das nach der Vorstellungsrunde und am Ende der gesamten Debatte über das Ergebnis abstimmte.
„Wir sollten uns auf die Probleme auf der Erde konzentrieren, bevor wir große Geldsummen aufwenden, um ins All zu fliegen“, argumentierte die Contra-Gruppe. „Im Weltraum schlummern unendliche Ressourcenquellen, bereits jetzt bereichern Satelliten unser Leben und Reisen ins All bieten der Wissenschaft ungeahnte Möglichkeiten“, sagte die Pro-Seite. Die lag nach der ersten Abstimmung knapp in Führung. Im offenen Diskurs meldete sich das Publikum zu Wort und brachte durch kritisches Nachfragen neue Punkte auf beiden Seiten auf. So seien Weltraum-Missionen ein großes Risiko für die Teilnehmer. Menschen, deren Expertise auch für ganz irdische Probleme gebraucht würde, fehlten bei Themen wie dem Klimawandel, so die Contra-Seite. „Wie viele Lehrer und Ärzte könnte man zum Preis von einem Raketenstart einstellen?“
Die Pro-Seite erwiderte, dass der Traum vom Weltall viele Menschen überhaupt erst in die Wissenschaft locke. Außerdem könne eine Erschließung des Weltalls die Diplomatie und Kooperation unter den Nationen fördern, und ihre Kosten seien, verglichen mit vielem anderem, eher gering. Das Budget der US-Raumfahrtbehörde Nasa betrage nur 0,4 Prozent des gesamten US-Haushalts.
Bezirksrätin Renate Wasmeier sagte beim Abschlussabend im Jugendwohnheim in Landshut: „In einer Demokratie ist es völlig normal, unterschiedlicher Meinung zu sein – mehr sogar: Die Demokratie lebt von den Unterschieden. Das Finden von gemeinsamen Lösungen mag nicht immer leicht sein und es macht viel Arbeit – denn es gilt, bei allen unterschiedlichen Meinungen einen Kompromiss zu finden, der von möglichst vielen getragen werden kann.“ Gelingen könne das nur, wenn sich die Menschen, die Bürgerinnen und Bürger, ehrlich austauschten und respektvoll miteinander umgingen. „Wenn wir wollen, dann schaffen wir es auch“, so Wasmeier.
Beim Abschlussabend mit Betreuern, Workshop-Leitern und Vertretern des Arbeitskreises der Schul- und Kommunalpartnerschaften, die gemeinsam mit dem Bezirk Niederbayern das abwechslungsreiche Programm erarbeitet hatten, merkte man, wie viel Spaß die Teilnehmer in den vergangenen acht Tagen hatten. Sie präsentierten voller Elan ihre Ergebnisse aus den Arbeitsbereichen Medien, Sketchnotes, Parkour und Debatte und wurden mit dem Zertifikat für eine erfolgreiche Teilnahme an dem europäischen Projekt belohnt.
Bezirksrätin Wasmeier zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der guten Atmosphäre unter den französischen, italienischen, polnischen und deutschen Jugendlichen: „Die SommerAKTIVersität ist ein europäisches Projekt – doch letztlich ist auch das vereinte Europa an sich ein Projekt, für das man sich ständig einsetzen muss. Sie sind die Generation der Zukunft in Europa. Je überzeugter Sie als Europäerinnen und Europäer sind, desto stärker wird das Projekt Europa sein.“
Im Bild (oben): Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden mit einem Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme an dem europäischen Projekt belohnt.
(Bildquelle: Petra Zierer, Bezirk Niederbayer)