Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Gespräch mit Kathrin Strous, Vorstand der Zwiesel Kristallglas AG
Zwiesel. Die Zwiesel Kristallglas AG ist der letzte große glasproduzierende Betrieb im weiten Umkreis und ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Angesichts der volatilen wirtschaftlichen Lage und geopolitischer Unsicherheiten tauschte sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich anlässlich eines Unternehmensbesuchs der Zwiesel Kristallglas AG mit Vorstand Kathrin Strous zur aktuellen Situation des Unternehmens sowie notwendige politische Weichenstellungen aus.
Das seit mehr als 150 Jahre bestehende Traditionsunternehmen sei sehr breit aufgestellt und habe einen guten globalen Marktzugang, macht Kathrin Strous deutlich. Sie hob zudem hervor, dass man nicht nur Trinkgläser produziere und vertreibe, sondern beispielsweise auch Glaselemente, die später zu Scheinwerferlinsen weiterverarbeitet werden. Da die Glasherstellung schon seit 20 Jahren schwierig ist, sei man bei Zwiesel Glas „krisenerfahren“. Nicht nur die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Rückgang der Bestellungen durch die Gastronomie sowie die Energiekrise trafen die Firma. „Wir merken auch deutlich, dass die Menschen mit ihrem Konsum zurückhaltend sind. Derzeit ist die Sparquote so hoch wie lange nicht. Wir verkaufen ein Luxusprodukt, das man nicht unbedingt braucht“, betont Strous.
Gleichzeitig potenzierten sich die Probleme, die man nicht kalkulieren und vorhersehen könne. So stieg beispielsweise der Preis für Antimon, das zu den „seltenen Erden“ gehört und für die Glasschmelze unverzichtbar ist um das 350-fache, weil China die Ausfuhr gestoppt habe. Die geopolitischen Unsicherheiten nehmen zu und die Bedingungen verändern sich so schnell, dass man als Unternehmen kaum Zeit habe, sich anzupassen. „Das Gute aber ist, dass unsere Mitarbeitenden großes Vertrauen in die Firma haben, weil wir schon einige Krisen gut gemeistert haben. Die Herausforderungen sind aktuell größer denn je, aber wir sind auch jetzt zuversichtlich, dass wir immer eine gute Lösung finden werden, sagt Strous. Dazu gehöre auch die Übernahme des US-amerikanischen Vertriebspartners Fortessa Tableware Solutions Ende 2022. Fortessa hat neben Glaswaren auch Besteck und Porzellan im Portfolio. Je breiter man aufgestellt sei, desto besser. „Unsere Exportquote liegt bei 80 Prozent, wir liefern in 160 Länder, es kann nicht überall gleichzeitig schlecht sein“, äußert sich Strous zuversichtlich.
Eine Marke mit hoher Strahlkraft
Zumal das Unternehmen und die 2020 eingeführte Marke „Zwiesel Glas“ eine sehr große Strahlkraft habe. Sowohl bei den Kunden als auch bei den eigenen Mitarbeitenden. „Die Mitarbeitermotivation ist sehr gut und in diesen herausfordernden Zeiten zeigt sich auch für die Belegschaft einmal mehr, wie wertvoll und verlässlich ein eigentümergeführtes Unternehmen mit hoher Beständigkeit ist.“
Genau dieses Vertrauen nach dem Motto „Die machen das schon“ müsse sich auch die Bundespolitik wieder erarbeiten, meint Olaf Heinrich, der hofft, dass die neue Regierung nicht nur eine neue Dynamik in den Transformationsprozess bringt, sondern vor allem auch ein klares und für die Menschen nachvollziehbares Ziel definiert, wo man in 20 Jahren stehen will. Kathrin Strous pflichtet ihm bei, denn auch wenn man die Entscheidungen anderer Länder nicht beeinflussen könne, man könne die eigene Einstellung dazu ändern. „Kollegen aus unserer Vertriebsgesellschaft in Kanada haben mir von der aktuell positiven Stimmung unter den Kanadiern erzählt, die ein ganz neues Wir-Gefühl entwickeln, weil sie US-amerikanische Produkte meiden und versuchen nur mehr kanadische Produkte einzukaufen.“
Statt der Diskussion über Einzelprobleme brauche es auch bei uns eine große Idee, die die Menschen wieder vereint und sie motiviert, die Ärmel hochzukrempeln, waren sich beide einig. Vertrauen sei dabei die wichtigste Währung, ist sich Heinrich sicher. So könne man langfristig „stabiler als das Weltgeschehen sein“ lautet entsprechend auch die kürzlich von Inhaber Prof. Dr. Andreas Buske geäußerte Überzeugung. Die Unternehmensgeschichte reiche bis 1872 zurück, Zwiesel Glas habe schon viele weltpolitische Veränderungen erlebt und überstanden.
Im Bild: Dr. Olaf Heinrich im Gespräch mit Kathrin Strous.
Bildquelle: Bezirk Niederbayern, Manuela Lang