Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt das Kloster Rinchnach
Rinchnach. Die Klostergeschichte ist in der „DNA der Rinchnacher“ verwurzelt – so formulierte es Bürgermeisterin Simone Hilz, als sie kürzlich gemeinsam mit dem Heimatforscher Josef Dengler Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich durch die Anlage führte. Obwohl das Kloster im Zuge der Säkularisation 1803 in den Besitz des Freistaates überging und damit die Klostergeschichte endete, werden die Rinchnacher noch heute „Klousterer“ genannt.
„So eine stolze und lebendige Geschichte ist unbezahlbar für einen Ort“, ist der Bezirkstagspräsident überzeugt und war begeistert von den interessanten Details zur Baugeschichte des Klosters, von dem aus der Mittlere Bayerische Wald besiedelt wurde. Im Jahr 1011 gründete der Heilige Gunther das Kloster Rinchnach als Zweitkloster des Stammhauses in Niederalteich. „Zunächst war er am Frauenbrünnl, wo noch heute eine Kapelle steht“, erklärte Josef Dengler. Gunthers Eremitenzelle beim heutigen Gehmannsberg war dem harten Winter ausgesetzt, so dass sich Gunther für die Gründung eines Klosters im Tal entschied.
Eigentlich war die Klosteranlage in gotischem Stil gebaut, was man noch heute an den Deckengewölben der beiden Seitenkapellen erkennt, die den Heiligen Wilhelm und Hermann gewidmet sind. Während Gunther später in Prag begraben wurde, fanden die Gründer der Ortschaften Kirchberg im Wald, Bischofsmais und Frauenau hier ihre letzte Ruhestätte. Auf einem Stich von Michael Wenig aus dem Jahr 1718, der im Kreuzgang zu sehen ist, ist das Kloster noch in seiner gotischen Form zu sehen. Im Laufe der 1720-er Jahre wurde es dann „barockisiert“, wie Dengler ausführte. Als einzige „Kuppelkirche“ im Bayerischen Wald gilt das Gotteshaus als eines der schönsten weit und breit.
„Für uns ist es eine normale Kirche. Dass es etwas Besonderes ist, nehmen wir erst durch den Blick von außen wahr“, so der Heimatforscher, der selbst hier als Kind schon ministrierte. Noch heute bergen die von Niederalteicher Schreinern gefertigten Schränke Messgewänder, die viele Jahrhunderte alt sind. „Umso wichtiger sind engagierte Menschen vor Ort, die sich kümmern, die Tradition am Leben halten und so den besonderen Blick für die Schätze vor Ort weitergeben“, hob Olaf Heinrich hervor. Denn in der Geschichte eines Ortes ist auch seine Entwicklung begründet. Da Rinchnach ein Kloster hatte, wurde früh eine Schule gebaut. Zunächst 1829 das „gelbe Schulhaus“, 1888 folgte das „rote Schulhaus“, 1903 dann das „weiße Schulhaus“ und ab Ende der 1950er Jahre dann das „neue“ und heutige Schulhaus.
Dass sich das rote und weiße Schulhaus zusammen mit dem Kloster aktuell zu einem „Kulturviertel“ in Rinchnach entwickeln – die Kulturtage gingen jüngst mit einem dreitägigen Programm über die Bühne – sei ein Beleg dafür, wie viel Potential solche geschichtsträchtigen Gebäude auch für die Zukunft haben, ist der Bezirkstagspräsident überzeugt.
Doch dafür muss auch immer wieder aufs Neue gekämpft werden. Die Turmsanierung wurde vor zwei Jahren abgeschlossen, nun aber steht die Sanierung des Kirchendaches an, wie Josef Dengler aufzeigte.
Auch wenn der Freistaat noch „Säkularisationsverpflichtungen“ beim Unterhalt des ehemaligen Klosters hat, gibt es immer wieder Maßnahmen, die ohne das Engagement der Bürger nicht möglich wären. „Bei der Sanierung des Frauenbrünnl hat der Förderkreis 400.000 Euro an Spenden gesammelt“, informierte Dengler. Daran sieht man die enge Verbundenheit der „Klousterer“ mit ihrer stolzen Geschichte. „Diese starke Identifizierung mit der Heimat ist auch wesentlich, wenn es um andere Aspekte der modernen Ortsentwicklung geht“, so Heinrich.
Bildunterschrift: Bürgermeisterin Simone Hilz und Heimatforscher Josef Dengler (re.) führten Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich durch die Kirche und die Klosteranlage in Rinchnach.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern