Alarmierende Zahlen in Niederbayern

Bedarf an Angeboten der Kinder- und Jugendpsychiatrie steigt

Bundesweit steigen die psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Kinder- und Jugendmediziner fordern deshalb eine schnelle Schul- und Kitaöffnung. Auch in Niederbayern sind Zahlen der psychiatrischen Erkrankungen alarmierend. So meldet die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Bezirkskrankenhauses Landshut für die Monate Januar bis April 2021 insgesamt 184 stationäre Fälle. 122 Fälle wurden mit den Krankenkassen vereinbart, was einer Steigerung von rund 50 % entspricht. Dies konnte nur geleistet werden, indem man die durchschnittliche Verweildauer von knapp 40 Tagen auf unter 26 Tage verringert hat und damit frei werdenden Ressourcen für die Behandlung von mehr Patientinnen und Patienten schaffen konnte. Auch der Krisendient Niederbayern (kostenlos erreichbar unter 0800/655 3000) stellt vermehrt Anrufe von jüngeren Menschen fest, die sich aufgrund seelischer und psychischer Krisen an den Beratungsdienst des Bezirks wenden.

Die Chefärztin der Landshuter Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Tanja Hochegger blickt dieser Entwicklung jedoch besorgt entgegen:
„Auch in Niederbayern spiegeln sich die bundesweiten Erfahrungen mit einer hohen Belastung der Kinder und Jugendlichen. Wir sehen viele junge Patienten, die eine derart schwere Symptomatik aufweisen, dass die stationäre Aufnahme teils unvermeidlich ist. Dabei zeigt sich auch eine andere Verteilungen in den Krankheiten – vor allem Essstörungen, Psychosen aber auch Störungen durch vermehrten Medienkonsum nehmen deutlich zu. Wie schwerwiegend die Auswirkungen sind, werden wir aber erst im Herbst sehen, wenn die Schulen hoffentlich dauerhaft geöffnet bleiben und die Kinder und Jugendlichen wieder in eine geordnete Tagesstruktur mit Leistungsanforderung zurückkehren. Dann erwarten wir nochmals deutlich mehr Vorstellungen.“

Das Bezirkskrankenhaus Landshut und die Außenstellen für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Passau, Waldkirchen, Deggendorf und Zwiesel sind Teil der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Niederbayern und bieten eine wohnortnahe Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher in der Region. „Die Dezentralisierung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den besonders unterversorgten Bereichen im Bayerischen Wald war und bleibt richtig. Die Psychiatrische Institutsambulanz in Zwiesel behandelt zahlreiche Patienten und schließt seit 01.11.2019 eine Versorgungslücke. Das Gleiche erwarte ich auch im Gesundheitszentrum Waldkirchen“, unterstreicht Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.


Im Bild: Chefärztin der Landshuter Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Tanja Hochegger
Foto: Bezirk Niederbayern/Archiv