Bezirkstagspräsident, Landräte und Oberbürgermeister fordern „grünes Licht“ für WICOVIR-Studie zur sicheren Öffnung der Schulen
Landshut / Niederbayern. Der Gurgeltest ist ein Testverfahren, um sich auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen zu lassen. Mit dieser Methode hat Prof. Michael Kabesch, ärztlicher Direktor an der Klinik St. Hedwig der Barmherzigen Brüder in Regensburg die WICOVIR-Studie (Wo ist das Coronavirus?) für Schulen entwickelt, mit der die herkömmlichen Stäbchentests ersetzt werden sollen. Die niederbayerischen Grenzregionen Regen, Freyung-Grafenau und Passau sind laut Kabesch auch Teil der Studie. Zusammen mit dem ärztlichen Direktor der Kinderklinik Dritter Orden Passau Prof. Matthias Keller initiierte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich gemeinsam mit den politischen Vertretern der Landkreise Regen, Freyung-Grafenau, Passau und der Passau-Stadt das Pilotmodell „Sichere Schulen im ländlichen Raum“ für die niederbayerischen Grenzregionen, die durch Pooltests langfristig Schulöffnungen ermöglichen soll.
Immer mehr Schulen mit Gurgeltests
Viele Landkreise und kreisfreie Städte beteiligen sich bereits an der WICOVIR-Studie von Prof. Kabesch, darunter Stadt und Land Regensburg, Cham, Tirschenreuth und Schwandorf für die Oberpfalz sowie Erlangen, Landkreis Erlangen-Höchstadt, Stadt und Land Nürnberg, Stadt und Landkreis Bayreuth, Stadt und Land Bamberg, Landkreis Coburg, Landkreis Forchheim, Landkreis Fürth, Landkreis Haßberge und Landkreis Kronach für Franken (Quelle: Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg).
Die Gurgeltests sind einfach in der Handhabung und lassen Infektionen schon früh erkennen. Schülerinnen und Schüler testen sich zuhause und bringen das Gurgelat mit in ihre Klasse. In einem Sammelbehälter werden die Proben dann ins Labor gebracht und dort die Pooltests in wenigen Stunden ausgewertet. „Im Falle eines positiven Falles in einem Pool wird umgehend mittels Einzelproben getestet, welches Kind betroffen ist. Dies bringt zusätzliche schnelle Sicherheit und kann durch die Häufigkeit in der getestet wird, auch die Quarantäne einer gesamten Klasse vermeiden. Außerdem wird sich die Wirksamkeit der Maßnahmen zeigen und wichtige Anhalte bestätigen, dass auch bei hohen Inzidenzwerten in der Allgemeinbevölkerung ein sicherer Schulbetrieb möglich ist. Deshalb ist die wissenschaftliche Begleitung im Rahmen der WICOVIR-Studie so wichtig.“, so Prof. Keller, der die Studie zusammen mit seinem Team der Kinderklinik Dritter Orden Passau wissenschaftlich begleitet.
Wissenschaft und Gebietskörperschaften in Niederbayern seit Wochen startklar
Prof. Keller, Leiter der Kinderklinik Dritter Orden Passau, weiß, dass „das Gurgel-Konzept im Gesundheitsministerium großen Zuspruch und Prof. Kabesch in Regensburg die Zusage hat, dass die ostbayerischen Grenzregionen Teil der WICOVIR-Studie sind“ und auch die Freigabe durch das LGL seit Wochen vorliegt.
Politische Vertreter: Landräte und Oberbürgermeister wollen in die Umsetzung
Die Landräte Rita Röhrl (Landkreis Regen), Sebastian Gruber (Landkreis Freyung-Grafenau), Raimund Kneidinger (Landkreis Passau) und Oberbürgermeister Jürgen Dupper (Stadt Passau) stehen in engem und regelmäßigen Austausch mit Politik, Wissenschaft, Schulen und Eltern. „Es steckt in mehreren Arbeitsgruppen viel Arbeit in diesem Pilotmodell in Niederbayern. Wir haben uns auch mit dem Ministerium ausgetauscht und werben seit Wochen für dieses Projekt. Alles ist vorbereitet und die Logistik kann in kurzer Zeit hochgefahren werden. Wir wollen jetzt vor Ort in die Umsetzung, Kinder brauchen Kinder!“, appellieren die politischen Vertreter unisono an das Ministerium für Gesundheit und Pflege.
• Landrätin Rita Röhrl, Landkreis Regen: „Unsere Kinder müssen endlich wieder in den Präsenzunterricht kommen. Digitale Wissensvermittlung ersetzt nicht die sozialen Kontakte in der Schule.“
• Landrat Sebastian Gruber, Landkreis Freyung-Grafenau: „Ich habe Lehramt studiert und war mehrere Jahre als Lehrer an Mittelschulen tätig. Der Wert von Präsenzunterricht ist unschätzbar. Wechsel- oder Distanzunterricht ist keine Dauerlösung. Es geht aber nicht nur um den Unterricht an sich, sondern um soziale Kontakte, Tagesstruktur uvm. Die Schulfamilie der Region braucht eine Perspektive für sichere Öffnungen.“
• Landrat Raimund Kneidinger, Landkreis Passau: „Seit Beginn der Pandemie haben die Schulen bewiesen, dass sie gute Sicherheitskonzepte entwickeln, sie sehr umsichtig umsetzen und verantwortlich mit den Infektionsschutz-Maßnahmen umgehen. Das betrifft vor allem die unteren Jahrgangsstufen. Und gerade die Kleinsten der Schulfamilie haben es verdient, dass wissenschaftlich untermauerte und praxistaugliche Methoden zur Früherkennung im Schulbetrieb auch eingesetzt werden. Es geht um die körperliche und seelische Gesundheit unserer Kinder. Wir haben zu viel zu verlieren, wenn wir warten.“
• Oberbürgermeister Jürgen Dupper, Stadt Passau: „Schülerinnen und Schüler gehören zu den Gruppen, die von den Auswirkungen der Corona-Pandemie mit am härtesten betroffen sind. Bildungsdefizite verstärken sich, soziale Probleme drohen. Es muss daher unser aller Ziel sein, alles zu tun, dass so bald wie möglich Präsenzunterricht möglich und gleichzeitig die Verbreitung von Corona in den Schulen verhindert wird. In dem Modellprojekt 'Sichere Schulen' sehen wir einen guten Weg, beides zu erreichen.“
Erhöhter Bedarf an Kinder- und Jugendpsychiatrie
Zu den Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Niederbayern gehört auch die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Bezirkskrankenhauses Landshut mit den Außenstellen in Deggendorf, Passau, Waldkirchen und Zwiesel. „Die Pandemie greift massiv in den Alltag von Kindern und Jugendlichen ein. Der Leidensdruck wird immer höher. Der Bedarf an kinder- und jugendpsychiatrischen Angeboten hat seit Pandemiebeginn deutlich zugenommen. Wenn die Schule nicht besucht werden kann, der Kontakt mit Freunden und sozialer Austausch fehlen, kann dies Stress und Zukunftsängste fördern und sozialen Rückzug bedeuten. Wir müssen alles versuchen, um die Schulen sicher öffnen zu können“, ergänzt Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich.