Wie sich die Corona-Krise auf das Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn des Bezirks Niederbayern auswirkt
Landshut. Auf dem Areal ist es zu Zeiten der Corona-Pandemie so ruhig wie sonst nicht einmal an Feiertagen und Wochenenden. „Rund 5000 Menschen sind am Bildungscampus Schönbrunn normalerweise an Werktagen unterwegs“, sagt Thomas Schneidawind, der Leiter des Agrarbildungszentrums (ABZ). Neben der Hochschule und dem Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer sind es im ABZ mit seinen Beruflichen Schulen allein 600 bis 700.
Aktuell sind alle Schulen des Bezirks Niederbayern sowie die Bildungseinrichtungen am Agrarbildungszentrum geschlossen: In Landshut-Schönbrunn sind das die Staatliche Fachschule für Agrarwirtschaft mit den Fachrichtungen Gartenbau sowie Garten- und Landschaftsbau, die Staatliche Fachschule für Agrarwirtschaft – Fachrichtung ökologischer Landbau, die Staatliche Berufsoberschule und Fachoberschule sowie die Landmaschinenschule.
In vier Wohnheimen gibt es insgesamt 300 Plätze. Schneidawind schätzt, dass vielleicht zehn Mieter dageblieben sind. Die sechs Handwerker wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, damit sie sich gegebenenfalls nicht anstecken können. Sie kümmern sich unter anderem um das Blockheizkraftwerk und halten die Infrastruktur aufrecht. Für manche Schülerinnen und Schüler hat die Einstellung des Schulbetriebs indes einschneidende Auswirkungen. Schneidawind bedauert besonders, dass die mündliche Prüfung im Rahmen der Meisterprüfung im Garten- und Landschaftsgartenbau ganz kurzfristig abgesagt werden musste: „Die Leute waren top vorbereitet und wissen jetzt noch überhaupt nicht, wann sie wieder antreten dürfen.“
Während Verwaltungsmitarbeiter - so weit wie möglich – von daheim aus arbeiten, besteht für die Lehrer Schulpflicht. Sie unterrichten online über das Infoportal www.mebis.bayern.de oder versenden schriftliches Unterrichtsmaterial. Außerdem stehen viele in E-Mail-Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern. Am meisten mache allen „die Unsicherheit, wie es weitergeht“ zu schaffen, so Schneidawind. Die Devise könne aktuell nur lauten: „Wir fahren auf Sicht.“ Inzwischen gebe es vorsichtige Signale aus der Politik, dass nach den Osterferien der Schulbetrieb zumindest für die Prüfungsklassen wieder sukzessive starten könnte.
Das ökologische Lehrgut stellt um
Ein Bestandteil des Agrarbildungszentrums in Schönbrunn ist der seit 1994 ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Lehrbetrieb. Dieser spannt den Bogen zwischen theoretischem Wissen und dessen Anwendung und steht den Schülern der Fachoberschule, der Fachschule für Agrarwirtschaft - Fachrichtung ökologischer Landbau - und den Lehrgangsteilnehmern der Landmaschinenschule zum praktischen Einsatz zur Verfügung. Das ökologische Lehrgut des Bezirks wurde 1962 errichtet und wird seit 1994 nach Naturland-Kriterien bewirtschaftet. Personalprobleme gibt es derzeit nicht. Günter Wiedemann, der Verwalter des Lehrguts, bestellt die 120 Hektar umfassenden Ackerflächen in der Regel zusammen mit seiner Frau. Gerade sind sie dabei von der Mutterkuhhaltung mit bislang bis zu 100 Tieren auf die Zucht von etwa 60 Bio-Mastochsen umzustellen.
Obstverkauf in Deutenkofen geht weiter
1957 übernahm der Bezirk Niederbayern die „Niederbayerische Lehr- und Versuchswirtschaft für Obstbau“ in Deutenkofen. Sie gehört zum ABZ und heißt seit 1999 Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau. In der Gemeinde Adlkofen im Landkreis Landshut werden auf 22 Hektar rund 18 000 Bäume in 550 Sorten aller einheimischen Obstarten kultiviert. Betriebsleiter Hans Göding und sein Team gelten in der Region als die Experten für Obstbau schlechthin. Sie vermitteln ihr Wissen in den verschiedensten Kursen an Hobbygärtner, Vereine, Schulen, Verbände und Arbeitskreise. Neben sechs ständigen Arbeitskräften werden durchschnittlich zwei Lehrlinge und Praktikanten im Beruf Gärtner der Fachrichtung Obstbau ausgebildet und während der Ernte zusätzliche Saisonkräfte beschäftigt. Derzeit kümmern sich fünf feste Mitarbeiter, ein Auszubildender und zwei Praktikanten um die anstehenden Kulturarbeiten.
Ein wichtiges Standbein ist der Obstverkauf, der trotz Corona derzeit noch – wie gewohnt - an zwei Tagen die Woche (Dienstag und Freitag von 13 bis 17 Uhr) geöffnet ist. Während sich ansonsten die Kunden in dem Hofladen drängen, um auch selbstgebrannten Schnaps und Likör oder Saft einzukaufen, dürfen nun nur noch maximal vier Leute in den Raum und müssen den Mindestabstand von zwei Metern einhalten. Göding: „Nach einigen Startschwierigkeiten funktioniert das inzwischen perfekt.“ Weil sich die Äpfel- und Birnenvorräte aber langsam zu Ende neigen, werde man den Verkauf demnächst nur noch am Dienstag öffnen – bis es Erdbeeren gibt. Kurse und Veranstaltungen fallen bis auf Weiteres aus. Soeben wurde auch das für den 10. Mai geplante Blütenfest gecancelt.