Behördenverlagerung hat viele positive Effekte

Bürgermeister Franz Wittmann (l.) und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.)

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt neues Grundsteuerfinanzamt in Viechtach

Viechtach. Bei einem Besuch von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich kürzlich in Viechtach war die Besichtigung des neuen Grundsteuerfinanzamtes eigentlich nur von außen vorgesehen. Um herauszufinden, ob sich die neuen Mitarbeiter hier denn auch wohlfühlen, klingelte Bürgermeister Franz Wittmann spontan bei der Behörde in der Ringstraße, wo Sachgebietsleiterin Monika Hirsch gerne Auskunft gab.

Die 48-Jährige stammt aus dem Landkreis Cham, die meisten anderen Kollegen – insgesamt sind es 73 Arbeitsplätze, die hier seit Mai 2022 entstanden sind – sind hingegen sehr jung und wurden nach ihrer Ausbildung aus ganz Bayern hierher versetzt. „Wir fühlen uns sehr wohl“, sagte Monika Hirsch. Das Gebäude, in dem früher die Diskothek „Limit“ betrieben wurde, wurde komplett umgebaut und an die Bedürfnisse eines modernen Bürogebäudes angepasst. „Nur das Treppengeländer erinnert noch an die Diskothekenzeit, ein paar von uns waren damals noch hier“, sagt Hirsch.

Derzeit sind viele der Mitarbeiter im Homeoffice, was dazu führt, dass zahlreiche Büros leer sind. Die Sachgebietsleiterin geht jedoch davon aus, dass sich die Homeoffice-Quote ändern und bei rund 40 Prozent einpendeln wird. „Im Moment machen wir noch viel Zuarbeit, sobald wir aber eigenständig für alle Grundsteuerveranlagungen in ganz Bayern, außer München, zuständig sind, wird auch der Post- und Schriftverkehr mehr, sodass die Präsenz im Büro wichtiger wird.“ Insgesamt sind für diese Aufgabe 300 Finanzamtsmitarbeiter vorgesehen, davon 150 in Zwiesel und 150 in Viechtach. Die restlichen Viechtacher Arbeitsplätze sollen im Gebäude gegenüber entstehen, in dem jetzt noch die Sparkasse ihren Sitz hat. „Unterm Strich ist das eine der Behördenverlagerungen, die sehr schnell gegangen ist“, resümierte Olaf Heinrich, der sich vor allem für die positiven Effekte dieser Verlagerung interessierte. „Für viele der jungen Kollegen ist das hier das erste Amt, weshalb die meisten auch nicht ewig bleiben werden“, so Hirsch. Versetzungen von ganz Bayern nach Viechtach seien aber allein schon wegen der hohen Zahl an Arbeitsplätzen nötig. „Woher soll denn Viechtach plötzlich 150 Mittlere-Dienstler nehmen? Es dauert sicher 20 Jahre, bis man dies mit eigenen Leuten füllen kann“, so die Einschätzung der Sachgebietsleiterin. „Doch ich sage zu vielen jungen Menschen in der Region, die sich für diese Laufbahn interessieren: Die Chancen, heimatnah eingesetzt zu werden, waren noch bei so hoch wie jetzt.“ Zudem sorgen die neuen Stellen im Bayerischen Wald für Bewegung und damit mehr Möglichkeiten innerhalb der Finanzbehörde. „Es können sich auch Mitarbeiter aus den Finanzämtern Cham, Straubing oder Grafenau hierher versetzen lassen.“

Die Sorge von Franz Wittmann, dass angesichts der hohen Homeoffice-Quote langfristig womöglich gar nicht so viele Arbeitsplätze benötigt werden, konnte ihm Monika Hirsch nehmen. „Jetzt arbeiten alle in Vollzeit, auch weil es ganz junge Kollegen sind, die frisch aus der Ausbildung kommen. Im Laufe der Jahre werden jedoch im Zuge von Familienplanungen mehr Teilzeitplätze entstehen.“ Die Sachgebietsleiterin bezeichnete sich selbst als „großen Fan von solchen Behördenverlagerungen“, weil sie tatsächlich viele positive Effekte für den ländlichen Raum haben. „Und man sieht ja deutlich“, so der Bezirkstagspräsident, „dass es nicht nur der einen Stadt hilft, sondern sich auf die ganze Region positiv auswirkt“. Denn im Vergleich zu einer Versetzung nach München sei die Fahrt in eine benachbarte Stadt kein Problem. „Letztlich ist es wie bei der Zentralen Bußgeldstelle“, zog der Bürgermeister den Vergleich. „Es hat einige Jahre gedauert, bis klar war, wer hier bleibt. Und jetzt haben die meisten Familien gegründet und Häuser in der Region gebaut.“
Manche der Neuen haben sich auch schon eine Wohnung gemietet. „Sobald sich die Homeoffice-Quote einpendelt, wird es auch mehr Miteinander unter den jungen Kollegen geben, die gemeinsam nach Feierabend auch mal weggehen.“ Nur eine Disko im klassischen Sinne gibt es vor Ort nicht (mehr) – dafür aber ein saniertes, modernes Bürogebäude mitten in der Stadt.


Im Bild: Im Innenhof entstehen gerade 32 Stellplätze für die Mitarbeiter. Bis diese fertig sind, werden Parkplätze von der Stadt angemietet, wie Bürgermeister Franz Wittmann (l.) nach der Besichtigung des neuen Grundsteuerfinanzamtes dem Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich erklärte.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern