Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Bezirksklinikum Mainkofen
Mainkofen. „Der Mensch ist erst dann tot, wenn niemand mehr an ihn denkt." Mit diesem Zitat von Bertolt Brecht eröffnete Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich am Mittwoch die Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus im Bezirksklinikum Mainkofen. "Wir gedenken heute all dieser Opfer und ehren sie. Ihr Tod ist eine Mahnung an uns alle, uns gegen jede Verletzung der Menschenwürde, jede Form der Menschenverachtung zu wehren und für ein Leben in Würde, Freiheit und Frieden einzutreten."
Am 28. Oktober vor 80 Jahren wurde der erste von fünf T4-Transporten mit Patienten der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz durchgeführt. T4 stand für die Abkürzung der nationalsozialistischen Zentraldienststelle bzw. einer Tarnorganisation in der Tiergartenstraße 4 in Berlin: Dort wurde die systematische Erfassung und Tötung kranker und behinderter Menschen organisiert. Insgesamt kamen über 600 Patientinnen und Patienten aus Mainkofen auf diesem Weg ums Leben.
Die T4-Aktion wurde offiziell erst gestoppt, als Kritik in der Bevölkerung laut wurde und selbst hohe kirchliche Würdenträger, wie der Münsteraner Bischof Clemens August von Galen, diese Praxis öffentlich anprangerten. Das Töten aber ging weiter: Der „Bayerische Hungerkost-Erlass“ vom November 1942 beispielsweise sah für Patienten von Heil- und Pflegeanstalten nur noch fleisch- und fettlose Nahrung vor - ein Todesurteil. In Mainkofen kamen mehr als 700 Patienten völlig ausgezehrt durch Nahrungsentzug, Vernachlässigung, Kälte und in katastrophalen hygienischen Zuständen ums Leben.
Die ökumenische Andacht zelebrierten Diakon Slvako Radeljic und Pfarrer Klaus-Ulrich Bomhard. Sie fand auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof in Mainkofen statt, wo 2014 eine Gedenkstätte errichtet wurde. "Hier haben die Schicksale von Kindern und jungen Erwachsenen, Frauen und Männern einen Namen und ein Gesicht bekommen", so Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich. "Ich danke Krankenhausdirektor Gerhard Schneider für seinen enormen Einsatz bei der Errichtung dieser Gedenkstätte und für sein Engagement, durch Führungen und Schülerprojekte diesen Ort das gesamte Jahr über mit Leben zu füllen." Gemeinsam legten sie einen Kranz nieder. Jochen Rössler, Musiktherapeut und ausgebildeter Gedenkstätte-Guide begleitete die Gedenkstunde musikalisch.