Die Region braucht langfristige Perspektiven und Projekte

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich trifft Arbeitskreis-Vorsitzenden Dr. Wolfgang Schlüter

Foto: Lang/Bezirk Niederbayern

Viechtach. Zu einem offenen Gedankenaustausch trafen sich vergangene Woche Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und der Viechtacher Dr. Wolfgang Schlüter, Vorsitzender des Agenda 21 Arbeitskreises Energie und Verkehr im Landkreis Regen sowie des Fördervereins für nachhaltige Mobilität  „Go-Vit“ e. V.. Heinrich verfolgt seit langem das Engagement Schlüters und wollte sich bei ihm über seine neuesten Projekte informieren.
 
In Sachen Bahnstrecke Viechtach-Gotteszell müsse man nun, nach der Verlängerung des Probebetriebs um weitere drei Jahre, im Verein nach neuen Konzepten suchen, damit noch mehr Bürger die Bahn nutzen. „Mit den ‚Heimattouren‘ wollen wir die Bürger dazu animieren, Ausflugsziele in der Umgebung anzusteuern“, nannte Wolfgang Schlüter als Beispiel. Auch wenn man viel Unterstützung durch die politischen Vertreter der Region erfahre, so komme es am Schluss auf Mehrheiten im Landtag an, meinte Schlüter. Das sieht auch Heinrich so, weshalb er dafür plädierte, dass sich noch mehr Abgeordnete, auch aus anderen ländlichen Räumen Bayerns, für eine Abkehr von der 1000-Fahrgastkilometer-Marke einsetzen sollten. „Das wäre ein starkes Pfund, wenn es um die Verhandlung zur Einführung des 365 Euro-Jahrestickets im Großraum München geht.“
Doch auch insgesamt brauche es langfristige Perspektiven und Projekte in der Region. „Wir müssen uns heute so aufstellen, dass wir in Zukunft besser im Wettkampf mit den Metropolregionen mithalten können“, betonte Wolfgang Schlüter. Was die Mobilität angeht, lobte Heinrich die Einführung des kostenlosen Stadtbusses, den laut Schlüter vor allem ältere Viechtacher recht gut annehmen. In Freyung wird derzeit das Pilotprojekt „Door to door“ umgesetzt, bei dem dank über 230 Haltestellen im Stadtgebiet der Transport quasi von Haustür zu Haustür möglich wird. „Aber die Umstellung jahrzehntelanger Gewohnheiten braucht seine Zeit. Gerade bei der Mobilität ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel nötig, mit E-Autos alleine werden die Klimaziele nicht zu erreichen sein.“ Darin gab ihm Schlüter recht und verwies auf noch weitere Modelle wie Carsharing, das bereits in anderen Regionen Bayerns erfolgreich sei. Vor allem aber betonte er den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der so gestaltet werden muss, dass die Bürger ihn gerne annehmen.
 
Den Arbeitskreis Energie und Verkehr, der aus der Agenda 21 heraus entstand, will Wolfgang Schlüter noch nachhaltiger aufstellen. „Im Grunde brauchen wir eine Ausrichtung auf die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, in der wir die globalen und nationalen Ziele, wie sie die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie vorgibt, auf die Region herunterbrechen und im Kleinen anfangen.“ Da  dies nur mit kontinuierlichem Engagement möglich sei, ermutigte Olaf Heinrich den Vorsitzenden, nicht nachzulassen. „Es ist von großem Wert, dass Menschen wie Sie sich so stark und unermüdlich einbringen.“ Als Arbeitskreis könne  man Beiträge zur Bewusstseinsbildung liefern, meint Schlüter. Er berichtete auch von den beiden Klimawochen, die der Arbeitskreis 2017 und 2018 erfolgreich veranstaltet hatte. „Damit das Interesse weiter hoch bleibt, werden wir jedoch heuer aussetzen und erst 2020 wieder starten.“ Bis dahin stehen aber noch einige Vorträge und Exkursionen, auch in Zusammenarbeit mit der Umweltstation Viechtach an. „Toll ist auch, dass in einigen Gemeinden des Landkreises Klimamanager eingestellt werden. So z.B. hat Regen schon eine sehr aktive Klimaschutzmanagerin, wodurch weitere Vernetzungen und Synergien  entstehen“, hob Schlüter hervor. Dass das nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht, weiß Heinrich in seiner Funktion als Bürgermeister von Freyung. „Unser Klimaschutzmanager hat uns mittlerweile schon sehr viel Geld eingespart, vor allem in den Liegenschaften der Stadt.“ Und auch im Bezirk will er das Thema Klimaschutz heuer weiter vorantreiben, zum Beispiel durch kontinuierliche Investitionen in die energetische Sanierung eigener Gebäude und in regenerative Energieerzeugung.
 
Auch wenn das womöglich nur ein kleiner Beitrag ist, jeder Schritt ist wichtig. Darin waren sich beide einig. Und auch in der Einschätzung, dass die großen Ziele nur erreichbar sind, wenn man im Kleinen damit anfängt. „Anstatt sich von der riesigen Aufgabe entmutigen zu lassen, kann man Kraft aus den sichtbaren Erfolgen vor Ort schöpfen“, schloss Heinrich.

Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (r.) im Gespräch mit Arbeitskreis-Vorsitzendem Dr. Wolfgang Schlüter.