Kinderärztin Dr. Angela Pfeffer unterstützt die Bemühungen von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich um Schulöffnungskonzept
Regen. „Kinder müssen in Schule und in Kindergarten, Kinder brauchen andere Kinder“, sagt Kinderärztin Dr. Angela Pfeffer im Gespräch mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich am Donnerstagnachmittag in ihrer Praxis in Regen. Heinrich wollte sich bei ihr über die Auswirkungen des Lockdowns für Kinder und Jugendliche aus medizinischer Sicht informieren und zugleich Rückmeldung bekommen für ein geplantes Schulöffnungskonzept mittels Gurgeltests, mit dem man in den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau und Passau in den Startlöchern steht. Lediglich die Genehmigung des Kultusministeriums stehe derzeit noch aus, weshalb die beteiligten Kommunalpolitiker nun noch verstärkt öffentlich auf die Notwendigkeit hinweisen, schnellstmöglich zum Präsenzunterricht zurückzukehren. Es sei laut Heinrich „im Moment die einzige Chance, von der Basis her deutlich zu machen, dass etwas passieren muss“.
Angela Pfeffer zitierte aus einer aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), wonach von den 14 Millionen Kindern in Deutschland insgesamt seit Pandemiebeginn rund 1.200 mit einer Coronainfektion im Krankenhaus registriert wurden und von denen vier nachweislich an ihrer Infektion starben, was 0,00002 Prozent entspreche. Diese Zahlen sollten laut der Studie dazu dienen, „Eltern übergroße Sorgen vor einem schweren Krankheitsverlauf bei ihren Kindern zu nehmen“, wie die Macher betonen.
Neben diesen aktuellen Informationen hatte Angela Pfeffer für Olaf Heinrich auch eine Liste vorbereitet, auf der sie auffällige Veränderung bei Kindern und Jugendlichen notiert hatte. Demnach sinke die Leistungsbereitschaft bei vielen Jugendlichen enorm, soziales Lernen bei den Kindern falle komplett weg, da die meisten seit Monaten vor allem nur mehr ihre eigenen Familienmitglieder um sich haben, aber keine Gleichaltrigen. Psychische Auffälligkeiten nehmen zu, doch auch die Körper der jungen Patienten leiden: Deutliche Gewichtszunahme oder auch -abnahme stellt die Kinderärztin häufig fest. Beim Homeschooling könne zudem keine Tagesstruktur aufgebaut werden. „Es gibt Schulen, die machen eine Videostunde pro Woche, den Rest übernehmen die Eltern“, sagt Pfeffer. Dementsprechend hoch sei der Medienkonsum zu Hause. „Die Situation im Moment ist katastrophal“, fasst die Medizinerin zusammen.
Heinrich wusste von den leitenden Kinderpsychiatern des Bezirks Niederbayern zu berichten, dass vor allem „kontrollschaffende Erkrankungen“, wie etwa Magersucht, deutlich auf dem Vormarsch seien. Die Kinder leiden und die Eltern mit ihnen. Vor allem die Perspektivlosigkeit sei für die Betroffenen am schlimmsten, so Heinrich. Dem stimmte Angela Pfeffer zu und ergänzte, dass aus ihrer Sicht letztlich die Schulpflicht ausgehebelt werde. „Die Wirtschaft läuft auf Kosten unserer Kinder.“
Die Studie WiCoVir, die die drei Landkreise und die kreisfreie Stadt Passau nun analog zu Regensburg und anderen Orten, wo sie bereits läuft, starten wollen, findet Angela Pfeffer gut. „Man muss doch einfach mal etwas fundiert geplantes versuchen, sonst kann man ja keine Lösungen entwickeln.“ Und während bei den Schnelltests die Ergebnisse nicht immer zuverlässig seien, biete die PCR-Testung der Pools pro Klasse eine hohe Sicherheit, schnell einen Infizierten zu erkennen. „Wenn Sie etwas in diese Richtung bewirken können, fände ich das super – auch als Mutter.“ Denn Pfeffer hat zwei Söhne mit 14 und 16 Jahren und ist deshalb auch privat ständig mit dem Thema befasst.
Seit zehn Jahren betreibt Angela Pfeffer ihre Praxis in Regen. Bisher kamen sie und ihr Team dank umfangreicher Hygienemaßnahmen ohne eine einzige Infektion durch die Pandemie. „Es braucht ein Sammelsurium an Maßnahmen. Unser Konzept beinhaltet neben dem Testen per Pool auch Hygieneerziehung, das Erklären von notwendigen Maßnahmen wie dem Lüften sowie das Impfen möglichst aller in der Schulfamilie“, betont Heinrich. Und selbst wenn in einer Klasse dann ein positiver Fall entdeckt werde und manche in Quarantäne müssten, dann wäre das immer noch besser als pauschal alle Kinder und Jugendlichen daheim zu lassen. „Die Wissenschaft ist sich einig, dass unser Konzept funktioniert, jetzt müssen wir nur mehr die Staatsregierung überzeugen.“