Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich diskutiert mit Bürgermeister und Stadtwerke-Chef über kommunale Wärmeplanung
Zwiesel. Die kommunale Wärmeplanung ist in aller Munde, derzeit arbeitet die Bundesregierung an einem entsprechenden Gesetz. Da die Stadtwerke Zwiesel seit über zehn Jahren das Thema vorantreiben, traf sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich mit Zwiesels Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger und Stadtwerke-Leiter Andreas Schuster. Zum einen ging es dabei um den Status quo in Zwiesel, zum anderen um die Chancen und Risiken für die Zukunft, die mit den geplanten Gesetzesänderungen einhergehen.
Zwiesel und Waldkirchen sind die einzigen Kommunen im mittleren und unteren Bayerischen Wald, die Stadtwerke betreiben. Weil man in Zwiesel bereits 2011 begann, Fernwärmeleitungen zu verlegen, sei man aktuell nicht nur gut aufgestellt, sondern auch für Erweiterungen gerüstet, so der Werkleiter. Hinzukommt auch ein privater Anbieter, der ebenfalls eine Fernwärmeversorgung anbietet. „Damals haben die Stadtwerke-Verantwortlichen die Leitungen groß dimensioniert und qualitativ hochwertig gebaut, so dass wir nun auch bei Erweiterungen des Netzes die nötige Leistung erbringen können“, lobt Schuster.
Tatsächlich steckt man aktuell mitten in den Vorbereitungen für die nächste Erweiterung im Bereich Zwiesel West, wo bereits zwei Informationsveranstaltungen stattgefunden haben. Das A und O ist es aus Sicht des Bürgermeisters und des Stadtwerkeleiters, die Bürger gut zu informieren und mitzunehmen. „Vertrauen ist sehr wichtig, immerhin geht es bei den Verbrauchern um eine Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte.“
Dabei steht immer auch die Wirtschaftlichkeit im Fokus. „Wir brauchen möglichst viele Anschlussnehmer, sonst können wir nicht wirtschaftlich arbeiten und auch für die Anschließer wäre es dann uninteressant.“ Olaf Heinrich kennt das aus vergleichbaren Projekten: „Fernwärmeleitungen funktionieren nur, wenn sich möglichst viele Haushalte anschließen, ansonsten rechnen sich die hohen Investitionen in das Leitungsnetz nicht.“ Zumal es zwei Rohre für Vor- und Rücklauf braucht, die weit größer als etwa Gasleitungen und zudem statisch nicht so biegsam wie Stromleitungen seien. Darüber hinaus sind die Tiefbaukosten insgesamt enorm gestiegen: „Statt 400 Euro pro Quadratmeter Leitung zahlen wir heute über 1000 Euro.“
Prinzipiell begrüßt Andreas Schuster den Weg der Bundesregierung. „Das ist ein Meilenstein. Das Wärmenetz wird künftig die gleiche Bedeutung haben wie Strom oder Breitband. Es ist eine neue Art der Daseinsvorsorge für Kommunen.“ Dennoch gelte es noch vieles zu klären. „Kleinere Dörfer werden wir nicht zentral versorgen können, hier braucht es eigene Lösungen vor Ort.“ Und auch die Verwendung von Hackschnitzeln habe Grenzen. „Bei uns macht das Sinn, weil wir viel Wald und viel Schadholz vor der Haustüre haben.“ Je weiter aber die Transportstrecken für Hackschnitzel werden, desto unsinniger werde diese Energiequelle. Großes Potential misst Andreas Schuster dabei den Großwärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik bei sowie saisonalen Warmwasserspeichern, die über Solarthermie geheizt werden.
Dank der Unterstützung über das Ressourceneffizienz-Netzwerk des Landkreises Regen konnte man in Zwiesel bereits mit einem Energietechnikinstitut die örtlichen Möglichkeiten abklären. Für das kommende Jahr soll die Ausführungsplanung und Ausschreibung der rund 6,5 Kilometer langen neuen Leitungen sowie der neuen Heizanlage, die 1000 kW Wärme erzeugt, beauftragt werden und dann der Bau beginnen, wenn ausreichend viele Vorverträge mit Anschließer geschlossen wurden.
„Damit seid ihr in Zwiesel einen Schritt voraus“, so Heinrich anerkennend, der auch dem Tempo des Ausbaus große Bedeutung beimisst. „Viele Haushalte müssen sich schnell eine Alternative überlegen. Wenn wir ihnen als Kommune nichts anbieten können und sie sich für eine andere Lösung entschieden haben, sind sie für Jahrzehnte gebunden.“
Hier diskutierte die Runde auch Contracting-Modelle für den Fall, dass ein Anschließer einen Vorvertrag mit den Stadtwerken unterzeichnet, dafür aber in der Zwischenzeit mit einer Anlage der Stadtwerke versorgt wird.
„Es gibt bei dem Thema noch vieles zu bedenken“, waren sich alle einig. Und auch darin, dass es sich um eine „Generationenaufgabe“ handele. „Es wird Jahrzehnte dauern bis wir ein flächendeckendes Wärmenetz aufgebaut haben“, ist Andreas Schuster überzeugt. Für die Kommunen sei das aber eine große Chance, so Heinrich. „Wenn wir das Geld, das wir volkswirtschaftlich für Energie ausgeben, vor Ort halten können, wäre das ein großer Gewinn für unsere Region.“ Auch in Zwiesel trägt unter anderem das solide Wirtschaften der Stadtwerke dazu bei, dass Skilift, Sauna und Bad von der Stadt finanziert werden können.
Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v. l.) mit Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger und Stadtwerke-Leiter Andreas Schuster.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern