Die Welternährung auf 2.000 Quadratmetern

Bezirk Niederbayern unterstützt den ‚Weltacker Landshut e. V.‘ mit landwirtschaftlicher Fläche

Landshut. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich traf sich vor kurzem mit zwei Gründungsmitgliedern des jungen Vereins ‚Weltacker Landshut‘ an einer landwirtschaftlichen Fläche des Lehrguts für ökologischen Landbau am Agrarbildungszentrum (ABZ) Landshut-Schönbrunn. Markus Roos und Klaus Karg erläuterten dem Bezirkstagspräsidenten und ABZ-Direktor Thomas Schneidawind ihr ambitioniertes Projekt ‚Weltacker Landshut‘, dem es bis dato noch an einer geeigneten landwirtschaftlichen Fläche fehlte.

Welternährung für jeden begreifbar gemacht


Vorbild für die landshuter Initiative ist die ‚Zukunftsstiftung Landwirtschaft‘ in Berlin, die den weltweiten landwirtschaftlichen Anbau durch einen beispielhaften ‚Weltacker‘ begreifbar macht. Eine einfache Rechnung bildet die Basis für das Projekt: Derzeit leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde – bei 1,4 Milliarden Hektar Ackerfläche. Daher muss jeder Mensch rund gerechnet mit 0,2 Hektar bzw. 2.000 Quadratmeter Ackerland auskommen – eine Fläche, die im Grunde für die Ernährung eines einzelnen Menschen reicht. Auf ein einziges Nahrungsmittel reduziert, würde die Fläche beispielsweise für 8.500 Kilogramm Kartoffeln pro Jahr ausreichen. In der Praxis teilt sich die bewirtschaftete Fläche auf viele verschiedene Kulturen wie etwa Getreide- und Gemüsesorten auf. Hinzu kommen Pflanzen, die nicht oder nur indirekt der Lebensmittelversorgung dienen, stattdessen der Tierfütterung und der Produktion von Energiepflanzen zur Herstellung von Bio-Ethanol bzw. Bio-Diesel. Je häufiger ein einzelner Mensch mit dem Auto fährt und Fleisch isst, desto mehr muss er dafür von ‚seinen‘ 2.000 Quadratmetern aufwänden. Je weniger regional und saisonal sich der Mensch ernährt, umso mehr ‚persönliche‘ Fläche geht zusätzlich verloren, denn auch die Energie für Lagerung und Lebensmittel-Transporte muss angerechnet werden. In der Realität ist die deutsche Bevölkerung aber bestens versorgt mit allem, was das Herz und der Magen begehren – allerdings sind dazu deutlich mehr als 2.000 Quadratmeter nötig, was auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit geht, also der Menschen in ärmeren Regionen. Ihnen bleibt durch die Ernährungsgewohnheiten in den Industrienationen weniger Fläche für den eigenen Lebensmittelanbau.

Weltacker bisher einzigartig in Bayern

„Wir wollen nicht missionieren, sondern den Menschen verdeutlichen, was unsere Ernährungs- und Lebensgewohnheiten bedeuten“, so Klaus Karg im Gespräch mit dem Bezirkstagspräsidenten. „Weltweit gibt es derzeit zehn Weltäcker. Der landshuter Weltacker wird der erste in Bayern sein. Dabei möchten wir die globale Landwirtschaft möglichst maßstabsgetreu auf 2.000 Quadratmetern Anbaufläche abbilden“, ergänzt Markus Roos, erster Vorsitzender des im Juli dieses Jahres gegründeten Vereins. Knapp die Hälfte der Fläche entfielen zum Beispiel auf Getreide, ungefähr 15 Prozent auf Ölfrüchte und rund sieben Prozent auf Gemüse und Wurzelfrüchte. Naturgemäß ließen sich nicht alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Welt in Niederbayern anbauen. „Für Pflanzen, die in unserer Klimazone nicht gedeihen, werden wir Alternativen pflanzen. So ersetzen wir beispielsweise Kaffee durch Hagebutte“, erklärt Roos. Sobald der Weltacker entsprechend bewirtschaftet sei, also voraussichtlich 2021, sind öffentliche Führungen für alle Altersgruppen geplant sowie unterschiedliche Veranstaltungen wie Vorträge, Seminare und ‚Koch-Wertstätten‘. „Neben dem geeigneten Acker brauchen wir noch helfende Hände für den Anbau und die Pflege der Kulturen, Hilfe bei der Bildungsarbeit und Organisation, auch Sachspenden bzw. Leihgaben von Werkzeugen und Maschinen zur Ackerbearbeitung würden uns sehr helfen“, so Roos. Wer das Projekt monetär unterstützen möchte, könne dies durch eine Mitgliedschaft im Verein, Spenden oder eine Acker-Patenschaft (20 Euro pro Quadratmeter und Jahr).

„Mit dem Agrarbildungszentrum und den hier angesiedelten Schulen wird der Bezirk seiner Aufgabe gerecht, für die bestmögliche Ausbildung des Nachwuchses in grünen Berufen zu sorgen“, so Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich. „Schon seit fast dreißig Jahren engagiert sich der Bezirk für den ökologischen Landbau. In den letzten Jahren wurde nicht zuletzt durch die klimatischen Veränderungen immer deutlicher, wie wichtig und richtig diese Strategie war. Derzeit verstärken wir unser Engagement für mehr regionale und biologisch erzeugte Lebensmittel – so zum Beispiel mit den Projekten ‚Regio 2030‘ und ‚Genussregion Niederbayern‘. Markus Roos: „Wir haben vor, den künftigen Weltacker biologisch zu bewirtschaften, und zwar nach den strengen Richtlinien von Naturland – so wie es auch das Lehrgut für ökologischen Landbau am Agrarbildungszentrum praktiziert“.
„Das Projekt Weltacker wird vielen Menschen veranschaulichen können, dass jeder etwas zur Nachhaltigkeit der Lebensmittelerzeugung, zu mehr Umweltverträglichkeit und zur sozialen Gerechtigkeit beitragen kann,“ so Heinrich. „Das unterstützt der Bezirk gerne mit einem geeigneten Acker des landwirtschaftlichen Lehrbetriebs hier am westlichen Ende des Agrarbildungszentrums. Ich möchte Sie darüber hinaus auch persönlich unterstützen und eine einjährige Patenschaft für 25 Quadratmeter Acker übernehmen.“

„Wir freuen uns sehr und bedanken uns recht herzlich, dass wir jetzt eine Heimat für unser Projekt gefunden haben“, so Roos. „Die Fläche könnte alleine schon durch ihre Lage bzw. Infrastruktur kaum besser geeignet sein für unsere Zwecke. Außerdem kann uns die Nachbarschaft zu den Schulen nur helfen – sowohl im konstruktiven fachlichen Austausch, als auch, um unsere Zielgruppen zu erreichen.“

Weitere Informationen unter www.weltacker-landshut.de
Spendenkonto:
Weltacker Landshut e. V.
IBAN: DE11 74350000 0021056781
BIC: BYLADEM1LAH
Sparkasse Landshut


Im Bild: Auf dem Gelände des Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn hat der Weltacker Landshut nun seine Heimat gefunden.
v. l.: Erster Vorsitzender Markus Roos und Klaus Karg von Weltacker Landshut e. V., Thomas Schneidawind, Leiter des Agrarbildungszentrums, und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich
Foto: Bezirk Niederbayern, Bäter