Bezirksvertreter im Gespräch mit den Caritas-Verantwortlichen am Förderzentrum Pocking
Pocking. Auf Einladung von Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer besichtigte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich das Caritas-Förderzentrum St. Ulrich in Pocking. Caritas-Vorständin Mag. (FH) Andrea Anderlik, Einrichtungsleiterin Heike Flammensbeck, die Caritas-Abteilungsleiterin für Menschen mit Behinderung, Astrid Wegerbauer, sowie der Fachbereichsleiter für Heilpädagogische Tagesstätten (HPT), Martin Hobelsberger, führten die Bezirksvertreter durch das Förderzentrum, in dem derzeit 70 Schüler unterrichtet werden. 18 Kinder sind in der Schulvorbereitenden Einrichtung, 90 junge Menschen in der Heilpädagogischen Tagesstätte.
Die Caritas plant derzeit einen Neubau, da das Gebäude, erbaut 1971, schon in die Jahre gekommen und der Platz derzeit zu wenig ist. Doch auch wenn die 70 Mitarbeiter dort in Zukunft nicht wesentlich mehr Kinder betreuen werden, so steigt dennoch der Betreuungsaufwand. Das liege zum einen an den komplexer werdenden Krankheitsbildern, wie die Caritas-Direktorin erklärte, aber auch an einem stetig steigenden Dokumentationsaufwand. „Jede neue gesetzliche Regelung führt zu mehr Bürokratie“, so Andrea Anderlik. Dies konnte der Bezirkstagspräsident auch aus seiner Erfahrung in anderen Bereichen nur unterstreichen. „Die bisherige gesellschaftliche Reaktion auf Versäumnisse oder Fehler, die in Einzelfällen passieren, ist, die Kontrolle und Dokumentation für alle zu erhöhen, weil man glaubt, dadurch mehr Sicherheit zu bekommen.“ Die Caritas-Vertreter gaben ihm hier Recht. „Wir dürfen nicht wegschauen, sondern müssen Fehler analysieren und daraus lernen.“ Neue gesetzliche Vorgaben aber würden die Situation für alle erschweren. Dies schlage sich mittlerweile auch beim Personal nieder. „Es wird Immer schwieriger, Leitungspositionen zu besetzen. Denn unter diesen Bedingungen sind immer weniger Menschen bereit, Verantwortung zu tragen“, berichtete die Caritas-Direktorin.
Ganz allgemein beschäftigte sich das Gespräch vor allem mit dem Thema Fachkräftemangel. Auf manch eine Ausschreibung der letzten Monate habe sich kein einziger Interessent beworben. „Das macht uns große Sorge, denn es kommt eine wahnsinnige Last auf uns zu: Wir sehen die Not in allen Betreuungsbereichen, aber können mit unserem Personal nicht das leisten, was nötig wäre. Als Caritas können wir aber die Menschen auch nicht betreuen.“ Dieses Dilemma, das Andrea Anderlik beschrieb, treibt auch Olaf Heinrich und Cornelia Wasner-Sommer um. „Das wird eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen: Die Jahrgänge werden kleiner und erfahrene Mitarbeiter gehen in den Ruhestand. Wir müssen mit weniger Personal mindestens das gleiche leisten“, so Heinrich, der deshalb ein Immer-Mehr an Betreuungsleistungen und staatlichen Garantien sehr kritisch sieht. „Auch was die Quotenregelung bei Fachkräften angeht, werden wir umdenken müssen – wenn die Leute nicht da sind, wäre die einzige Konsequenz, Einrichtungen zu schließen. Das kann niemand wollen.“
Angesichts all dieser Herausforderungen dankte er den Caritas-Vertretern umso mehr für ihren Einsatz voller Empathie und Einfühlungsvermögen. „Wenn man sieht, mit welcher Leidenschaft Sie hier diese Einrichtung leiten und merkt, wie wohl sich die Kinder bei Ihnen fühlen, dann weiß man, dass Sie eine sehr sinnstiftende Aufgabe haben“, meinte Heinrich an die Leiterin Heike Flammensbeck gewandt. Ihre Rückmeldung, dass die Sozialverwaltung des Bezirks, bei der man etwa Anträge einreiche oder Fachliches bespreche, als „toller Partner“ wahrgenommen wird, freute die beiden Bezirksvertreter, die sich am Ende für den umfassenden Einblick vor Ort bedankten.
Im Bild: Caritas-Vorständin Mag. (FH) Andrea Anderlik (v. r.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Einrichtungsleiterin Heike Flammensbeck, Caritas-Abteilungsleiterin für Menschen mit Behinderung, Astrid Wegerbauer, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer und Fachbereichsleiter für Heilpädagogische Tagesstätten (HPT), Martin Hobelsberger bei der Besichtigung des Caritas-Förderzentrum St. Ulrich in Pocking.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern