Ehemaliges Kloster als letzte Station für Schwerstkranke

Geschäftsführer Dr. Ulrich Krüninger (r.) gab Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) Einblicke in das Hospiz.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt Hospiz in Niederalteich

Niederalteich. 120 bis 140 Menschen versterben pro Jahr im St. Ursula Hospiz in Niederalteich. Es ist der letzte Ort für Schwerstkranke, die zuhause oder in anderen Einrichtungen nicht mehr gepflegt werden können. Da der Vorplatz des Hospizes saniert werden muss und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich dafür gespendet hatte, lud ihn der Geschäftsführer, Dr. Ulrich Krüninger, zu einem Besuch vor Ort ein.

Finanziert wird das Hospiz über die Pflege- und Krankenkassen, doch der Einrichtung selbst bleiben jährlich 5 Prozent Eigenanteil. „150.000 Euro brauchen wir etwa an Spenden“, so der Palliativmediziner, der seit Anfang an dabei ist. Dieser Anfang lag im Jahr 2013, mit zwei „tragischen Ereignissen“, wie Krüninger erzählt. Das damalige Kloster wurde überschwemmt, das Wasser stand bis zum ersten Stockwerk. Und die letzte Oberin des Klosters lag im Sterben. „Wenn ein Kloster weniger als drei Schwestern hat, ist es kein Konvent mehr und die Schwestern müssen sich wieder dem Mutterkloster anschließen“, informierte der Geschäftsführer. Im Falle der Ursulinen in Niederalteich wäre das Mutterkloster in Berlin gewesen, von dem aus sie 1979 ursprünglich nach Niederalteich kamen. „Noch am Sterbebett wurde die Idee geboren, dass der Hospizverein Deggendorf das Kloster als stationäres Hospiz weiterführt, zumal es bis dato nur eines in Niederbayern, in Vilsbiburg, gegeben hatte.“ Eine Stiftung wurde gegründet, die Immobile dort eingefügt und man ging auf die Suche nach einem Betreiber. Doch da alle Wohlfahrtsverbände ablehnten, musste der Hospizverein selbst handeln und gründete noch im Herbst 2013 eine gGmbH. Nicht einmal zwei Jahre später, nach der Sanierung der Hochwasserschäden und dem Umbau für die Bedürfnisse eines Hospizes, wurde im Juli 2015 Einweihung gefeiert.

Elf Betten stehen hier seitdem für Menschen zur Verfügung, die intensive Pflege bis zum Tod brauchen. „Auf einen Gast kommen 1,4 Vollzeit-Pflegekräfte. Wir haben nur Pflegefachpersonal mit Zusatzausbildung im Palliativbereich und zudem Ergo-, Kunst- und Klangtherapie, Seelsorger, Hospizbegleiter und Therapeuten“, so Krüninger, der im Hauptberuf als niedergelassener Palliativmediziner in Deggendorf arbeitet.

Unter Personalmangel leide man zum Glück noch nicht, so seine Antwort auf die entsprechende Frage des Bezirkstagspräsidenten. „Das liegt wohl an unserem hohen Personalschlüssel. Unsere Mitarbeiter können sich Zeit nehmen für die Patienten, für die persönliche Begegnung und haben kaum administrative Tätigkeiten. Hinzukommt viel Hightech-Medizin: Unsere Schwestern müssen sehr viel machen, Schmerzpumpen anlegen, Katheter legen, fast wie auf einer Intensivstation.“

Ob diese Arbeit, den Tod täglich vor Augen, die Menschen verändere, wollte Olaf Heinrich wissen. „Es gibt viel Sterben bei uns, aber wir können auch die heiteren Stunden genießen. Man verändert die Einstellung zum Tod, aber dank Supervision und gutem Betriebsklima sei das Personal treu und arbeite gern hier.

Zumal auch das Haus selbst sich als „offenes Hospiz“ definiert. Den Innenhof, der allen offensteht, dominiert eine große Magnolie. „Unser Gedenkbaum, an den für jeden Sterbenden ein Band angebracht wird.“ Die großzügige Eingangshalle ist von Bildern aus der Feder von Marc Angus eingerahmt. „Der Kampf Jakobs mit dem Engel. Eigentlich waren die Bilder nur zur Eröffnung hier, doch sie passten so gut, dass wir sie behalten wollten. Die Kulturstiftung der PNP hat uns dies ermöglicht“, erzählt Krüniger beim Rundgang weiter.

Ob es diese gestalterischen Elemente sind oder der einfühlsame, aber professionelle Umgang mit dem Sterben – Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich war sehr bewegt von der friedlichen Ruhe des Hauses. Er wünschte zum Schluss, dass das Hospiz weiterhin genug Spenden bekommt, um diese wichtige und segensreiche Arbeit fortzusetzen.


Im Bild: Geschäftsführer Dr. Ulrich Krüninger (r.) gab Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (l.) Einblicke in das Hospiz.

Foto: M. Lang/Bezirk Niederbayern