Ein Blick über den niederbayerischen Tellerrand

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich beeindruckt von der Vielfalt bei ARA KUNST

Altrandsberg.
Nur einen Steinwurf liegt die Kunstmanufaktur ARA KUNST in Altrandsberg hinter der Bezirksgrenze und damit schon in Oberpfälzer Gebiet. Doch der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich hatte schon so viel über den ungewöhnlichen Betrieb gehört, nicht zuletzt auch in Viechtach, wo jahrzehntelang Werke aus dem Hause ARA KUNST ausgestellt wurden, dass er kürzlich den Sprung in den Nachbarbezirk wagte und Fritz Albrecht in seiner Kunstwerkstatt einen Besuch abstattete.

Bis zur Gemeindegebietsreform Anfang der 70er-Jahre gehörte Altrandsberg ohnehin noch zu Niederbayern. Bereits 1920 hatte der Großvater des heutigen Eigentümers an der Stelle die ARA Quarzitwerke aufgebaut, in dem Steinplatten für die Bauwirtschaft produziert wurden – diese wurden unter anderem am Berliner Flughafen Tegel und an der Universität Regensburg verlegt. Sohn Dr. Fritz Albrecht, der leidenschaftlicher Sammler und Kunstkenner war, gründete Mitte der 60er-Jahre die heutige Kunstwerkstatt ARA KUNST und konzentrierte sich auf das Abformen und Gießen von Kunstgegenständen sämtlicher Epochen. Sein guter Ruf eilte ihm voraus und er erhielt Zugang zu vielen Museen, so dass er Exponate von der Steinzeit bis zur Neuzeit nachformen konnte. Der heutige Besitzer Fritz Albrecht führte gemeinsam mit seiner Frau Sara den Betrieb weiter in Richtung moderne Kunst. Dank neu entwickelter Techniken und Werkzeuge wurde der Bronzeguss sowie die Herstellung von Schmuck eingeführt.

Die hohe Qualität, die handwerkliche Kunst und die Liebe zum Detail, mit der jede einzelne Form erstellt und die Skulptur gestaltet wird, brachten ihm in der modernen Kunstszene weltweit so viel Zuspruch ein, dass immer mehr Künstler ihre Werke in Altrandsberg herstellen ließen. Darunter sind so bekannte Namen wie Paul Wunderlich, Janosch oder Günter Grass. „Seit Ende der 90er-Jahre lässt auch der Louvre bei uns anfertigen. Meines Wissens nach sind wir die einzigen, die Bronze für ihn gießen dürfen“, erzählte Fritz Albrecht dem Bezirkstagspräsidenten.
Von den insgesamt 17.000 Objekten, die es bei ARA KUNST gibt, sind rund die Hälfte kunsthistorische Werke aus Museen, die andere Hälfte aus dem Bereich der modernen Kunst. Auch Preise, wie etwa der Deutsche Filmpreis „Lola“, werden hier gefertigt.

Dass die Firma komplett ohne Werbung gewachsen sei, beeindruckte Olaf Heinrich. Derzeit sind 35 Mitarbeiter bei ARA KUNST beschäftigt. Sie kommen aus der näheren Umgebung, überwiegend aus den Landkreisen Cham und Regen. Und so breit die Produktpalette der Kunstwerkstatt ist, so vielfältig sind auch die Aufgaben der Mitarbeiter vom Gießen über das Schleifen bis zum Patinieren oder Vergolden. Beim Rundgang durch die Werkstatt erklärte Fritz Albrecht die verschiedenen Arbeitsschritte bis eine fertige Skulptur entsteht. „Ich bin immer wieder überrascht, welch interessante und hochqualifizierte Betriebe wir im Bayerischen Wald haben, die in ihrer Branche absolute Spitze sind“, so Heinrich. Und auch, wenn man im Werksverkauf in Altrandsberg viele dieser Kunstschätze als vorzügliche Nachbildungen erwerben kann, so ist dies unter Einheimischen oft wenig bekannt. „Unser Schwerpunkt liegt auf der internationalen Kunstszene“, so Albrecht. Vor diesem Hintergrund hat auch der Besuch eines niederbayerischen Bezirkstagspräsidenten in der Oberpfalz eine gewisse „Berechtigung“ – zumal, wie Fritz Albrecht am Ende mit einem Schmunzeln betonte, „die Kunst immer schon vom Blick über den Tellerrand und dem Austausch der Kulturen gelebt hat“.

Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Fritz Albrecht im Ausstellungsraum von ARA KUNST in Altrandsberg. Foto: Lang/Bezirk Niederbayern