Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zeichnet Annegret und Dr. Rudolf Finkl mit dem Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern aus
„Ihr Vorgehen und Ihre Sensibilität sind ein Glücksfall für die Denkmalpflege“, so Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in seiner Laudatio auf Annegret und Dr. Rudolf Finkl, die am Sonntag, 13. September mit dem Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern 2020 ausgezeichnet wurden. Das Objekt: Die Villa Jungmeier in Straubing, die das Ehepaar 2007 erwarb und vorbildlich sanierte. Größten Wert legten sie dabei von Anbeginn auf den größtmöglichen Erhalt des historischen Baubestandes. Ihre akribische Suche nach qualifizierten erfahrenen Handwerkern, nach stimmigen Baumaterialien habe ihresgleichen gesucht, führt Heinrich in seiner Würdigung aus. Im Zusammenspiel mit der Fachkompetenz des Architekturbüros Gartner in Straubing, der beteiligten Restauratoren und Handwerker sowie der beständigen Abstimmung und Kooperation mit den Denkmalbehörden sei eine Instandsetzung von höchster Qualität gelungen.
Wie immer fand die Denkmalpreisverleihung am „Tag des offenen Denkmals“ statt; ungewohnt dennoch insofern, als wegen Corona die Preisverleihung in kleinerem Rahmen erfolgte und der Denkmaltag erstmals ausschließlich digital. Umso herzlicher hieß Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kultur-, Jugend- und Sportausschusses die Gäste willkommen, unter anderem Bürgermeister Dr. Albert Solleder in Vertretung des Straubinger Oberbürgermeisters sowie die stellvertretende Landrätin des Landkreises Straubing-Bogen, Barbara Unger.
Musikalisch entführte der Akkordeonist Manuel Wagner die Gäste mit seinem Repertoire in das 19./20. Jahrhundert. Das Akkordeon stammt aus der vorletzten Jahrhundertwende, 1903 begann das Traditionsunternehmen Hohner mit der Produktion. "Damit passt es zeitlich hervorragend in den Kontext, denn im gleichen Jahr wurde die Villa Jungmeier geplant, ein Jahr später gebaut" erklärte Pröckl.
Das Motto des diesjährigen Denkmaltags lautete „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich griff in seiner Festrede diesen Grundgedanken auf und spannte den Bogen hin zur Denkmalpflege als gelebte Nachhaltigkeit. „Zahlreiche Denkmäler stehen leer und deren Eigentümer warten nur darauf, sie abreißen zu können. Dabei spart Instandsetzung Ressourcen: Energie, Baumaterialien und vor allem Bodenfläche“, so Heinrich. Nachhaltig zu leben und zu handeln sei eine Verpflichtung, um künftigen Generationen eine lebenswerte Heimat zu übergeben. Instandsetzung bedeute auch Wertschätzung des geschichtlichen Hintergrunds, der Bau- und Handwerkskunst unserer Vorfahren und der Langlebigkeit alter regionaler Baustoffe wie Lehm, Holz oder Granit.
1903/04 erbaute das Straubinger Baugeschäft Franz Dendl für den Ziegelei-Fabrikbesitzer Fritz Jungmeier eine Villa mit Nebengebäude, Garten und Einfriedung - daher auch die Bezeichnung „Jungmeier-Villa“. Als die Eheleute Finkl das für den Bau- und Wohnstil des gehobenen Bürgertums um 1900 typische Anwesen erwarben, war es noch nicht als Baudenkmal eingetragen. Der Frage warum das repräsentative Bauwerk erst 2007 als Denkmal gelistet wurde, ging Bezirksheimatpfleger Dr. Max Seefelder in seinem bebilderten Kurzvortrag nach. Auch Denkmalpflege und Denkmalbegriff seien einer historischen Entwicklung unterworfen, erinnerte er. Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts hätten lange Zeit nicht im Fokus des Denkmalschutzes gestanden, der auf Mittelalter und Barock, vor allem Sakralbauten, Burgen und Schlösser fixiert gewesen sei. Heute werden auch Bauern-, Handwerker- und Bürgerhäuser, historische Fabrikgebäude, Bahnhofsgebäude und vieles mehr als Denkmale anerkannt.
Im Bild: (v.l.) Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, das Ehepaar Annegret und Dr. Rudolf Finkl, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl
Foto: Bezirk Niederbayern/Lang