Die Eustachius-Kugler-Werkstätten haben bei Dichtungstechnik Wallstabe & Schneider eine Arbeitsgruppe eingerichtet – Vertreter des Bezirks begeistert
Mit konzentriertem Gesichtsausdruck sitzt Johannes Probst an seinem Arbeitsplatz. Mit flinken Fingern fügt er Teil an Teil aneinander. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des jungen Mannes, wenn er gefragt wird, ob ihm seine Arbeit Spaß macht: „Oh ja. Ich komme gerne her.“ Er ist einer der 17 Mitarbeiter mit Handicap der Eustachius-Kugler-Werkstatt der Barmherzigen Brüder in Straubing. Diese hat im April 2021 eine ausgelagerte Arbeitsgruppe bei der Firma Wallstabe & Schneider in Niederwinkling (Lkr. Straubing-Bogen) eingerichtet. Es ist eine Situation, von der jeder profitiert, sind sich die Vertreter des Unternehmens sowie der Barmherzigen Brüder einig. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und die Bezirksräte Franz Schreyer, Ludwig Waas und Johannes Spielbauer sowie die Leiterin der Sozialverwaltung des Bezirks, Irmgard Kaltenstadler, informierten sich diese Woche bei einem Besuch über das Konzept und waren begeistert.
Es war fast so etwas wie ein Glücksfall, dass eine Produktionshalle am Standort Niederwinkling gerade zufällig leer stand, blickte Kai Peters, Technischer Geschäftsführer von Wallstabe & Schneider, beim Besuch der Bezirks-Delegation zurück. Gleichzeitig war die Eustachius-Kugler-Werkstätte auf der Suche nach größeren Räumen für ihre Produktion, da Corona mehr Abstand zwischen den Mitarbeitern nötig machte. Also fand zusammen, was im Prinzip schon längst zusammengehört: Schon seit dem Jahr 2000 arbeitet das Unternehmen mit den Barmherzigen Brüdern zusammen und lässt Teile fertigen, erinnern sich die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter Jürgen und Christian Wallstabe. Seit April sind die ganz besonderen Mitarbeiter auch ganz offiziell unter einem Dach mit den restlichen Kollegen. Und das macht sie ziemlich stolz, wie Klaus Steinbrunner sagt, der im Betrieb zuständig für sie ist: „Sie sagen jetzt nicht mehr: Ich arbeite bei den Barmherzigen Brüdern. Sie sagen stattdessen: Ich arbeite bei Wallstabe & Schneider. Das finden sie toll.“
Die Zusammenarbeit hat viele positive Auswirkungen auf die Bewohner, weiß Harald Auer, Leiter der Eustachius-Kugler-Werkstätte. Menschen mit Behinderung können in einen Industriebetrieb integriert werden und profitieren davon enorm: „Es steigert das Selbstwertgefühl, es werden Kontakte zu anderen Mitarbeitern geschlossen, soziale Kompetenzen werden erlernt, und im Krisenfall gibt es eine Unterstützung durch Fachkräfte.“
Aber auch die Firma Wallstabe & Schneider hat einiges davon, wie Geschäftsführer Peters unterstreicht: „Wir haben jetzt kurze Wege. Vorher haben wir die Teile immer zwischen Straubing und Niederwinkling hin- und herfahren müssen. Und auch bei Absprachen ist der kurze Dienstweg ein großer Vorteil.“ Zudem verschaffen die zusätzlichen Mitarbeiter der Produktion eine gewisse Flexibilität. Klaus Steinbrunner erklärt: „Wenn kurzfristig Teile bearbeitet werden müssen, dann müssen wir diese nicht mehr erst zu unseren Partnern nach Tschechien fahren, sondern die Aufträge können hier erledigt werden. Man kann sie auch einschieben.“
Denn eines ist der Firma Wallstabe & Schneider wichtig, wie Kai Peters deutlich macht: „Wir lassen den Menschen hier keine Auslaufteile fertigen, sondern wirkliche Qualitätsprodukte.“ Das bedeutet, dass der Kunde auch erwartet, dass diese einwandfrei sind. Reklamationen gibt es nie, freuen sich die Firmenvertreter. Alles werde ohne Tadel erledigt. Die Mitarbeiter sind zum Beispiel zuständig für das Entgraten von Gummidichtungen und das Abzählen, Verpacken und Etikettieren von Gummidichtungen. Sie müssen Farbmarkierungen an Dichtungen anbringen, Dichtungen an Bauteilen montieren und auch Ausschussteile eigenverantwortlich aussortieren. Dass dies so reibungslos klappt, macht auch Hans Emmert, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder in Straubing, glücklich: „Die Arbeit, die unsere Bewohner hier leisten, ist wirklich großartig.“
Ein großes Lob schickten die Verantwortlichen an den Bezirk Niederbayern, ganz besonders an die Leiterin der Sozialverwaltung, Irmgard Kaltenstadler, für die Hilfe in Detailfragen. Denn bei der Umsetzung des Projekts, das auf 21 Monate ausgelegt ist, brauchte es fachliche Unterstützung. Man sei dabei, die Rahmenbedingungen zu prüfen, damit die Zusammenarbeit nach Ablauf der gesetzlich vorgegebenen Frist weitergehen kann, sagte Harald Auer. Kai Peters erklärte, eine längerfristige Fortführung des Projekts sei auch von der Firma Wallstabe & Schneider gewünscht. Die derzeit 17 Mitarbeiter mit Handicap können noch auf 24 Mitarbeiter aufgestockt werden – derzeit läuft die Akquise auf Hochtouren, Interessierte können sich melden.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zeigte sich von dem, was bei dem rund 750 Mitarbeiter starken Unternehmen mit Hauptsitz in Niederwinkling geschieht, beeindruckt: „In Summe gibt es in Niederbayern über 50 Außenarbeitsplätze. Davon sind derzeit allein 17 in Niederwinkling angesiedelt. Für die Region ist das ganz herausragend, und ich danke den Inhabern für ihr soziales Engagement. Menschen mit Behinderung gehen am Abend heim und fühlen sich wertvoll.“ Auch Jürgen und Christian Wallstabe freuen sich über das gelungene Projekt: „Wenn andere Firmen an unseren Erfahrungen teilnehmen möchten, sind wir sehr gerne Ansprechpartner.“ Darüber freut sich auch Hans Emmert, der auf viele Nachahmer hofft.
Bildunterschrift: Blickten den Mitarbeitern (vorne) über die Schulter und freuen sich über ein gelungenes Projekt zwischen der Firma Wallstabe & Schneider: Von links Firmenvertreter Klaus Steinbrunner, der Leiter der Eustachius-Kugler-Werkstätte Harald Auer, die Bezirksräte Ludwig Waas, Johannes Spielbauer und Franz Schreyer, Technischer Geschäftsführer Kai Peters, die Leiterin der Sozialverwaltung Irmgard Kaltenstadler, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Geschäftsführender Gesellschafter Jürgen Wallstabe, Hans Emmert, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder Straubing und Geschäftsführender Gesellschafter Christian Wallstabe.
Foto: Bezirk Niederbayern