Landshut. Ein Bezirk, der Eigentümer einer Kirche ist – das ist eine ungewöhnliche Konstellation. In Deutenkofen, einer ehemaligen Hofmark in der Nähe von Adlkofen im Landkreis Landshut, unterhält der Bezirk Niederbayern den Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau. Aber auch ein schmuckes Gotteshaus, das früher zu den Gebäuden des Schlosses zählte und nach mehreren Verkäufen seit 1955 dem Bezirk gehört: die Filialkirche Pauli Bekehrung. Einmal im Monat wird dort Gottesdienst gefeiert.
Die kleine Kirche wurde 1444 erbaut. Schon eher gab es die Hofmark, die auf eine Geschichte zurückblicken kann, die die Jahrhunderte überdauert hat. Bereits 1027 soll in der zwei Stunden zu Pferde von Landshut entfernten Ortschaft ein Gerichtstag stattgefunden haben, so besagt es die Pfarrchronik aus dem 19. Jahrhundert. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich ist stolz darauf, dass der Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau des Bezirkes an einem Ort mit langer Geschichte angesiedelt ist, und legt viel Wert auf den Erhalt des Kirchleins: „Wir sehen es nicht nur als unsere Pflicht an, dieses schöne, kleine Gotteshaus für die nächsten Generationen zu bewahren, sondern tun das mit Freude. Wir sind uns dieser besonderen Aufgabe sehr bewusst, die wir gerne übernehmen. Besonders freue ich mich, dass einmal im Monat die Menschen zur heiligen Messe in unserer Kirche zusammenkommen.“
Aus dem Sünder Saulus wurde der heilige Paulus. Diese Bekehrung zeigt das Relief aus dem Jahr um 1500, das noch heute gut erhalten den Hochaltar ziert. Es ist dramatisch gestaltet und lädt zur genaueren Betrachtung ein. Erbauer des Kirchleins waren der Hofmarksherr von Deutenkofen Caspar Pfäffinger und seine Frau Elisabeth. Sie wählten Sankt Peter und Paul als Kirchenpatronen aus. Nachlesen können dies die gern gesehenen Besucher an einer Inschrift, die in Ziegel geritzt und die an der Sockelabschrägung an der Außenseite des Chores angebracht ist. Im Lauf der Jahrhunderte wurde aus der Kirche zu Peter und Paul schließlich Pauli Bekehrung.
Der Erbauer der Kirche war nicht irgendjemand. Hofmarksherr Caspar Pfäffinger zu Teyttenkofen, wie Deutenkofen früher geschrieben wurde, ging am Hofe ein und aus und war von 1433 bis 1444 ein Rat im Gefolge Herzog Heinrichs IV. Danach wurde er Erbmarschall in Bayern – ein bedeutender Vertreter des Hofes also, der sich nicht selten in Deutenkofen aufhielt. Die Kirche seiner Hofmark ließ der gläubige Christ gegenüber seiner damaligen Unterkunft errichten, um immer einen wachen Blick darauf haben zu können und sich dort zum Gebet zurückzuziehen.
Der Bau ist gut erhalten und wird liebevoll gepflegt. Gerade im Dezember sind erst wieder Arbeiten an der Außenmauer abgeschlossen worden. Das Langhaus ist fast quadratisch und hat eine flache Decke. Eine Besonderheit am Chor ist das Tonnengewölbe mit zwei Jochen und Stichkappen. Wie es zu jener Zeit Mode war, wurde die Kirche 1730 barockisiert. Dafür verantwortlich waren Georg Siegmund von und zu Hegnenberg Dux und seine Frau Maria Anna. An beide erinnern Grabplatten mit ungewöhnlich langen Texten, die die Besucher in der Nordwand finden können. Die Altäre entstammen dem bayerischen Rokoko. Besonders füllen wird sich die Kirche schon bald, wenn am 23. Januar im Rahmen des Patroziniums der Kirche eine feierliche Messe gehalten wird. Auch Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich schaut immer wieder gerne in dem Kirchlein vorbei, das unter seine Zuständigkeit fällt: „Es hat eine ganz besondere Atmosphäre und wir sind sehr stolz darauf.“
Bildunterschrift: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei einem Besuch des kleinen Gotteshauses in Deutenkofen.