Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Bezirksklinikum Mainkofen
Mainkofen. Genau 79 Jahre ist es her, dass von der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen aus der erste von fünf T4-Transporten in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ging – an Bord 114 Patienten, die im Rahmen der Euthanasie durch die Nationalsozialisten getötet wurden. Insgesamt kamen über 600 Patientinnen und Patienten aus Mainkofen auf diesem Weg ums Leben. Am Montag fand eine Gedenkstunde auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof in Mainkofen statt, um an diese Menschen und ihr Schicksal zu erinnern.
„Verbrechen wie diese haben sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Auch wenn nach all den Jahren kaum einer mehr persönliche Schuld trage, so erwachse aus dem kollektiven Gedächtnis auch eine „kollektive Verantwortung“, damit sich so etwas nie mehr wiederholt. „Deshalb ist es wichtig, an Tagen wie heute und an Orten wie diesem innezuhalten, zu erinnern und zu mahnen.“ Denn Veränderungen vollziehen sich langsam, so Heinrich. Es sei vor allem auch die Sprache und der Umgang miteinander, die unseren Alltag prägen – und das verändere sich in diesen Tagen erneut. „Aussagen, die vor wenigen Jahren undenkbar waren, werden heute öffentlich geäußert. Auch wenn dem eine formale Entschuldigung folgen mag – gesagt ist gesagt und das Gesagte wird so real.“
Die unantastbare Würde des Menschen rückten auch Diakon Slavko Radeljic-Jakic und Pfarrerin Daniele Roth in den Mittelpunkt der ökumenischen Andacht. Sie bezogen sich auf eine Bibelstelle, in der es heißt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Zum Abschluss der Gedenkfeier legten Bezirkstagpräsident Olaf Heinrich und Klinikdirektor Gerhard Schneider einen Kranz an der vor fünf Jahren eingerichteten Gedenk- und Erinnerungsstätte nieder – musikalisch begleitet von Musiktherapeut Jochen Rössler, dessen „Somewhere over the Rainbow“ auf der Klarinette unter die Haut ging.
Bildunterschrift: Pfarrerin Daniele Roth (v. l.), Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich, Klinikdirektor Gerhard Schneider und Diakon Slavko Radeljic-Jakic vor dem Mahnmal auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof in Mainkofen.
Foto: Lang/Bezirk Niederbayern