Kulturreferat des Bezirks Niederbayern unterstützte den erfolgreichen Antrag
Im Zuge der vierten deutschlandweiten Bewerbungsrunde hatte der Förderverein Sankt Englmar 2019 die Aufnahme des „Englmarisuchens“ ins Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes beantragt. Dieser Antrag wurde nun vom Bayerischen Staatsministerium für Heimat und Finanzen positiv beschieden. Die Entscheidung wurde auf Basis der Einschätzung eines neunköpfigen Expertengremiums getroffen. Neben dem Englmarisuchen wurden lediglich zwölf weitere kulturelle Ausdrucksformen neu aufgenommen, von denen keine in Niederbayern beheimatet ist.
Das Kulturreferat des Bezirks Niederbayern freut sich, durch das Verfassen eines der zwei erforderlichen fachlichen Begleitschreiben einen Beitrag für die erfolgreiche Bewerbung geleistet zu haben. Dr. Laurenz Schulz hatte im vergangenen Jahr das Englmarisuchen besucht und bei einer Informationsveranstaltung anlässlich der Bewerbung in St. Englmar referiert. „Es ist schön, dass mit dem Englmarisuchen ein Brauch offiziell zum immateriellen Kulturerbe zählt, der in so hohem Maße gemeinschaftsbildend und identitätsstiftend ist“, so der Kulturwissenschaftler. Die Aufnahme ins Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes dürfen die „Englmari-Sucher“ jedenfalls als Ausdruck der Anerkennung für ihr Engagement um den Erhalt und die Weitergabe des traditionellen Brauchs werten.
Urkundlich seit 1850 belegt, kann das Englmarisuchen auf eine beachtliche Tradition zurückblicken. Der Brauch geht auf die Ermordung des als selig verehrten Eremiten Englmar im Jahr 1100 zurück. Ihm zu Ehren wird alljährlich am Pfingstmontag ein Umzug veranstaltet, bei dem Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde St. Englmar in historisierenden Kostümen zu Pferd, zu Fuß sowie mit von Ochsen und Pferden gezogenen Wagen zum örtlichen Kapellenberg ziehen, wo der Eremit der Überlieferung nach gelebt und ermordet aufgefunden wurde. Der nachgespielten Entdeckung Englmars folgen eine Feldmesse, die Segnung der Tiere und das abschließende Tedeum in der Pfarrkirche Sankt Englmars. Weiterer essentieller Bestandteil des Brauchs sind der Pfingstl und seine peitschenknallenden Tuscher. 1936 wurde der komplett mit Zweigen verhüllte Pfingstl, der in anderen Teilen des Bayerischen Walds von Haus zu Haus geht und Gaben erbittet, ins Englmarisuchen aufgenommen. Hier erbittet er nichts und steht als Symbol für die Jahreszeitenwende. Die ihn begleitenden Tuscher tragen mit ihrem Peitschenknallen ihren Teil dazu bei. Für die Besucherinnen und Besucher aus nah und fern gehören auch sie zusammen mit den zahlreichen, dem historischen Umzug nachfolgenden Reiterinnen und Reitern aus dem Umkreis zu den Höhepunkten des Brauchs.
Im Bild: Alljährlich zu Pfingsten wird zu Ehren des als selig verehrten Eremiten Englmar das Englmarisuchen mit einem Umzug statt.
Foto: Bezirk Niederbayern/L. Schulz